»In Paris sang ich 15 Tage lang jeden Abend!«
Ludovic Tezier ist derzeit im Dauereinsatz. Im Gepräch erzählte er, wie er zum »Bösewicht vom Dienst« in drei österreichischen Städten wurde, und erklärte, dass vor allem das Nichtsingen einer Stimme schadet.
Das ist selbst in der ereignisreichen österreichischen Musiktheatergeschichte wohl noch nie vorgekommen: Ein und derselbe Sänger singt an zwei aufeinanderfolgenden Abenden dieselbe Partie in Premieren in zwei verschiedenen Landeshauptstädten. Publikumsliebling Ludovic Tezier war diesen August der Baron Scarpia in den »Tosca«-Produktionen der Salzburger Festspiele und in den Grazer Kasematten. Er sang die Rolle innerhalb von neun Tagen sechs Mal. Zu allem Überfluss wurde Anfang September auch noch Erwin Schrott krank, der den Scarpia in der...
Soprantöne aus höchster Höhe
Hila Fahima singt in Verdis »Rigoletto« auf der Bregenzer Seebühne die Gilda. Mit der »Presse« sprach sie über Extremerfahrungen auf der Bühne.
Wiener Musikfreunde haben die Karriere Hila Fahimas live miterlebt. Als Mitglied des Staatsopern-Ensembles wurde sie seit 2013 von der Papagena zur Königin der Nacht. 2016 gelang ihr die Kür im Koloraturfach als Zerbinetta in Strauss' »Ariadne auf Naxos«. Jüngst erschien die erste Arien-CD mit Primadonnenszenen von Donizetti und Verdi. Im Zentrum zwei Partien, die im Leben der Künstlerin in den ersten Jahren nach ihrem festen Engagement in Wien eine entscheidende Rolle spielen: die »Lucia di Lammermoor« und die Gilda in »Rigoletto«.
»Mit der Gilda», erzählt Hila Fahima, »bin ich aufgewachsen. Sie passt zu mir als Perso...
NACHRUF
Wer sang am schönsten im ganzen Land?
Einer der großen Opernstars des 20. Jahrhunderts verstarb am gestrigen Samstag im Alter von 93 Jahren in ihrer Wahlheimat Klosterneuburg.
Sentimental war Christa Ludwig nicht. Für allzu große Gefühlsäußerungen hatte sie wenig übrig. Wehleidigkeit kannte sie nicht. Schicksalsschlägen, meinte sie, müsse man ins Auge sehen und dann klug reagieren. Alles andere könne man mühelos managen. Wer ihr zuhörte, wenn sie den „Abschied“ aus Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ sang, hätte nie vermutet, dass hinter einer so tief empfundenen Interpretation eine vollkommen rational kalkulierende Interpretin stand. ...
Vom Nachtwächter zum Gott
Peter Wimberger, viel beschäftigtes Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, der in seinem Haus 900 Auftritte absolvierte, ist tot.
Es war die einzige vieraktige Aufführung von Wagners "Walküre", die je in Wien stattgefunden hat. Wer dabei war, vergisst es nicht: Zubin Mehta hatte mit dem Staatsopern-Orchester Wotans Auftritt nach dem Walkürenritt stürmisch vorbereitet, allein: Der Göttervater erschien nicht. Der Sänger war unpässlich geworden und konnte den Schluss der Aufführung nicht singen. Doch nach einer kurzen Pause war, man lebte noch im Zeitalter des Ensemble-Theaters, Peter Wimberger zur Stelle. Das Publiku...
Die gute Seite der Krise: "Wir proben mehr"
Tenor im Gespräch. Am Sonntag singt Piotr Beczala den Don Jose. Mit der "Presse" sprach er über die "Carmen"-Inszenierung von Calixto Bieito und die Situation an der Staatsoper.
Überraschenderweise habe ich viel zu tun", sagt Piotr Beczala, der am Sonntag den Don Jose im Livestream von Bizets "Carmen" an der Wiener Staatsoper singen wird. "Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich arbeiten darf", setzt er fort. Gebeutelt von der Pandemie war auch diese Inszenierung von Calixto Bieito, die nach Stationen in Barcelona, Paris und anderen Häusern nun in Wien die legendäre Zeffirelli-Produktion ersetzt. Die Premiere war für 6. Februar geplant. Doch erkrankten mehrere Mitglieder der Besetzung. Die Carmen, Anita Rachvelishvili, ist wieder gesund, doch mus...
Wenn Bayreuth nicht spielt, weiß sich der Wagnerianer mit Lektüre zu helfen: „Wagners vergessener Prophet“ Angelo Neumann kam zu Ehren.
Was die Festspiele mit einem Wanderzirkus zu tun haben
Als Ersatz für die Bayreuther Festspiele, die dieser Tag eröffnet worden wären, kommt heuer ein neues Buch gerade recht. Von Josef („Angelo“) Neumann (1838 -1910) wusste man bestenfalls, dass er viele Jahre lang dem „Deutschen Theater“ in Prag zur Hochblüte verholfen hat. Und dass er noch zu Lebzeiten Wagners mit dem „Ring des Nibelungen“ auf Europareise ging.
Opernlektüre. Gregor Hauser hat die führenden „österreichischen Tenöre der Nachkriegszeit“ auf bemerkenswert dramatische Weise porträtiert.
Tenöre kommen aus Italien. Zumindest laut Klischee müsste das so sein. Dass die Muttersprache der allerberühmtesten Tenöre in der jüngeren Vergangenheit eher Spanisch als Italienisch war, steht auf einem anderen Blatt. Und auf noch ganz anderen Blättern, exakt auf den 254 Seiten eines neuen Buchs aus dem Wiener „Verlag der Apfel“, stehen die Namen und Lebensläufe von Tenören aus Österreich.
Sie sang. Und das genügte.
Am Sonntag starb die Sopranistin Mirella Freni kurz vor ihrem 85. Geburtstag in ihrer Heimatstadt Modena. Unter Karajans Fittichen war sie zum Weltstar geworden.
11. Februar 2020
La Boheme" ist gewiss das Erste, was Opernfreunde mit dem Namen Mirella Freni assoziieren. Die Sopranistin mit der Engelsstimme aus Modena war für Generationen der Inbegriff der Mimi, deren Schicksal sie erlebbar zu machen wusste wie keine Zweite. Mit der legendären Doppelpremiere der bis heute geliebten Zeffirelli-Inszenierung des Werks - Herbert von Karajan dirigierte an der Mailänder Scala und an der Wiener Staatsoper - war die Weltkarri...
Aus dem Dresdner Kreuzchor in die große Opernwelt
Nachruf. Peter Schreier, einer der führenden lyrischen Tenöre des 20. Jahrhunderts, starb 84-jährig am Stephanitag. Als Aushängeschild der Kulturpolitik der DDR war er dennoch herausragender Interpret geistlicher Oratorienliteratur, außerdem Meister des Liedes und internationaler Opernstar.
Wie viele Musikfreunde haben seine Stimme wohl in den vergangenen Tagen in einer seiner Aufnahmen von Bachs "Weihnachtsoratorium" gehört? Vielleicht gerade am Stephanitag, als die Meldung vom Tod des deutschen Tenors bekannt wurde . . .
Aufnahmen des "Weihnachtsoratoriums" dokumentieren Peter Schreiers kü...