Richard Strauss‘ »Schweigsame Frau«, eine neue CD in Luxusbesetzung und ein Wermutstropfen.
Der Bayerische Rundfunk zelebriert seinen 75. Geburtstag und öffnet die Archive: Zum Vorschein kommen dabei auch musikalische Kostbarkeiten, zum Beispiel die Studioproduktion von Ausschnitten aus Richard Strauss‘ Komödie »Die schweigsame Frau« in Luxusbesetzung aus dem Jahr 1960.
Die Besetzung liest sich wie das Who is Who der damaligen deutschsprachigen Opernszene, Hans Hotter ist der Sir Morosus, Fritz Wunderlich sein Neffe, Hermann Prey der schlaue Barbier und Ingeborg Hallstein die kleine Timidia, die sich in einen fürchterlichen Drachen verwandelt, sobald der alte Sir sie geehelicht hat – bekannt aus Donizettis »Don Pasquale« – und wer nun sagt, das sei ihm bekannt, denn in ähnlicher Besetzung seit die Oper ja ein Jahr zuvor bei den Salzburger Festspielen mitgeschnitten worden, der sollte dennoch die CD-Neuerscheinung nicht verachten: Der Rundfunkmitschnitt aus dem Salzburger Festspielhaus ist durch Bühnengeräusche ebenso beeinträchtigt wie durch die alte Aufnahmetechnik und den Zustand der Bandkopie, von der die Deutsche Grammophon den CD-Umschnitt herstellen mußte.
Rauh, wild, dramatisch, aufwühlend: Die Streichsextette von Tschaikowsky und Korngold einmal nicht auf romantisch weichgespült, sondern auf ihre »moderne« Qualität hin abgefragt: Ein Hörerlebnis für alle, die da meinen, die beiden Komponisten als Filmmusik-Lieferanten abtun zu dürfen!
Tschaikowsky »Souvenir de Florence« Korngold Streichsextett op. 10
Aufnahmen von Arvid Jansons verraten, daß der populäre Chefdirigent von Oslo, Amsterdam und München, Mariss Jansons, wie der legendäre Carlos Kleiber einen prägenden Dirigenten-Vater hatte!
Das Publikum hat den Mailänder Pianisten geliebt, auch wenn er es mit seiner Programmwahl oft vor den Kopf gestoßen hat. Am Ende blieb immer die Verehrung für einen klugen, kühl-analytischen Gestalter, der auch bei Romantik jeglichen Gefühlsüberschwang vermied.
Kurz nachdem er 18-jährig den Chopin-Wettbewerb gewonnen hatte, bat die EMI Pollini ins legendäre Londoner Abbey Road Studio, um die Etüdenzklen von Chopin aufzunehmen. Eine Aufnahme, die in Fachkreisen legendären Status genoß, obwohl sie zunächst nicht veröffentlicht wurde: Pollini sträubte sich und nahm die Etüden ein Jahrzehnt später für DG noch einmal auf – diesmal ganz seinem »coolen« Image entsprechend.
Zwei Komponisten seiner Heimat hat der polnische Tenor Piotr Beczala in einem Liedprogramm im Jahr 2018 vorgestellt. Der eine, Stanislaw Moniuszko, ist Kennern zumindest als Schöpfer der polnischen Nationaloper »Halka« ein Begriff, der andere, Mieczyslaw Karlowicz, dürfte hingegen auch engagierten Besuchern von Liederabenden kein Begriff sein. Seine knappen, oft nur etwas mehr als eine Minuten dauernden Gesangs-Miniaturen sind dennoch hörenswert: Das ist Romantik pur, Gefühlslyrik, ganz subjektiv und um formale Vorgaben unbekümmert. Seelenbespiegelungen, im Klangstil an Schubert oder Schumann orientiert.
Atmosphärisch reich sind auch die Lieder von Stanislaw Moniuszko, die in Beczalas Wiedergaben ungemein sinnlich und anrührend klingen.
Das abgelaufene Jahr war auch dem Gedenken an Sergej Prokofieffs 70. Todestag gewidmet – der Komponist starb am selben Tag wie Josef Stalin; so hat ihm nicht einmal seine Heimat würdig die letzte Ehre erwiesen, denn alles drehte sich um den toten Diktator. Für die Nachwelt ist Prokofieff freilich einer der Sympathieträger der musikalischen Moderne.
Zur Nachlese, einige der brillantesten Prokofieff-Aufnahmen für Kenner und für Einsteiger.
Der exzentrische Dirigent Leopold Stokowski hat sich zeitlebens für die jeweils neue Musik interessiert, wenn sie von bedeutenden Komponisten stammte. Er hat sie dann mit derselben Leidenschaft für den Konzertsaal klanglich "inszeniert", wie er das mit Musik von Bach bis Tschaikowsky getan hat.
Angesichts der Meldungen zum 100. Geburtstag der Diva einige Tipps. Es stimmt nämlich: Man kann nachhören, wie eine Sängerin den Status einer Legende erwerben kann. Die Karriere der Maria Callas ist glänzend dokumentiert.
Zuerst einmal gibt es Livemitschnitte von vielen ihrer frühen Auftritte, in denen sie das Publikum auch – aber beileibe nicht nur – mit effektvollen Spitzentönen verblüffte. So sang sie in Mexico City an der Seite des Tenors Mario Del Monaco am Ende des „Triumphbilds“ in Verdis „Aida“ ein hohes Es. Und wie sie es sang! Das Überwältigungs-Potential dieses Moments erfährt man auch, obwohl die technische Beschaffenheit des Tonbandmitschnitts äußerst bescheiden ist.
Zunächst denkt man: Aha, die Künstlerin, die hier „Neue Gitarrenmusik“ vorstellt, hat einige Musikerkollegen ins Studio des SWR gebeten, Bläser, ein Akkordeon vermeint man zu hören, Schlagwerk und in der folgenden Nummer doch auch Streichinstrumente. Aber weit gefehlt: Klara Tomljanovič hat nur ihre Gitarre mitgebracht – und einige Hilfsmittel, um Saiten und Corpus ihres Instruments auch mit anderen Mitteln zum Klingen zu bringen als bei der Gitarre gemeinhin üblich.