Donizetti statt Excel-Tabellen
Im Gespräch. Staatsoper-Ensemblemitglied Alessio Arduini vor der Premiere des "Don Pasquale" über sein Technikstudium, mutige Anfänge und die Lust an stressfreiem Gesang.
Alessio Arduini ist der Doktor Malatesta in der Neuproduktion von Gaetano Donizettis "Don Pasquale" durch Irina Brook an der Wiener Staatsoper. Der 27-jährige Italiener ist neben Valentina Nafornita der zweite Vertreter des jungen Ensembles des Hauses neben Stargästen vom Format eines Juan Diego Florez und eines Michele Pertusi, der die Titelpartie singt.
Arduini, seit drei Jahren fix an der Staatsoper, kam in Desenzano am Gardasee zur Welt und dachte als Jugendlicher ganz und gar nicht an eine Opernkarriere, wie er im Gespräch während der Probenphase freimütig bekannte. "Ich wollte eigent...
Langsam erkennt vielleicht auch die Politik, was bei den Österreichischen Bundestheatern wirklich schiefläuft.
Ohne Geld viel "Musi"? Vom Ende eines Traums
Im Zuge der Rechnungshof-Unterausschuss-Prüfung der Burgtheater-Affäre hat Elisabeth Hakel, die Kultursprecherin der SPÖ-Parlamentsfraktion, eine Stellungnahme zur Situation der österreichische...
Oper für Kinder: Gewühlswogen
Im Gespräch. Johannes Wildner, Dirigent der "Undine"-Premiere im Zelt auf dem Dach der Wiener Staatsoper, über Probleme mit der Romantik und deren ungebrochene Aktualität.
Albert Lortzing, einst höchst populär, spielt im heutigen Opernbetrieb kaum mehr eine Rolle. Für Kinder wird nun seine "Undine" ins Staatsopernzelt verpflanzt. Geht Lortzing plötzlich wieder? Und das Märchen von Undine? Dirigent Johannes Wildner: "Vielleicht sollte man noch die dritte Frage stellen: Oper? Dann sind es leichte Fragen: Oper ist jene Kunstform, bei der die meisten verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen miteinander verknüpft werden, Musik und Gesang, Tanz, Architektur, Bühnenbild, Kostüme. Keine anderen Kunstform bedient so viele Empfindungen des Menschen, lässt ihn eint...
KOMMENTAR
Der Prinzipal bleibt: Eine Gnadenfrist für die Wiener Volksoper Demnächst wird man über die Zukunft nachzudenken haben.
Als die Stadt Wien die Rückwidmung des lang als Kommerz musicalbühne missbrauchten Theaters an der Wien bekannt gab, jubelte man zu Recht: Das war das ideale "dritte" Haus für einen Stagionebetrieb. Dieser sollte die Rep...
AUFNAHME-HISTORIE
Als der Krieg nach "Klangtreue" verlangte: Eine neue Edition von Pionieraufnahmen des britischen Labels Decca erinnert an eine makabre Verbindung.
Vom guten Ton des U-Boot-Kriegs
Höchste Klangtreue ersehnen sich Musikfreunde von Tonaufnahmen. Zu diesem Zwecke arbeitete man seit der Erfindung des Grammophons fortwährend an der Verb...
Auf der Suche nach der verlorenen Dramaturgie
Daß Robert Meyer Volksoperndirektor bleibt, ist sehr wahrscheinlich. Die Frage, wie die Spielpläne der drei Wiener Opernhäuser vernünftig zu koordinieren seien, wird dennoch irgendwann beantwortet werden müssen.
Die Chance, daß der Nachfolger von Robert Meyer als Direktor der Wiener Volksoper wieder Ro...
Revoluzzer und Bewahrer
Pierre Boulez war eine Galionsfigur der Avantgarde. Stilistische Grenzen hat er weder als Komponist noch als Dirigent je akzeptiert.
Sein kompositorisches Schaffen ist überschaubar, seine Wirkungsmacht kaum zu überschätzen: Pierre Boulez ist eine der einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit, Galionsfigur der Avantgarde, gesuchter Dirigent, Revoluzzer und Bewahrer in einem.
Sein Spruch, man möge doch die Opernhäuser in die Luft sprengen, wird - aus dem Zusammenhang gerissen - bis heute zitiert und gegen seine eigenen Aktivitäten in ebendiesen Opernhäusern, voran dem Festspielhaus von Bayreuth, ins Treffen geführt.
In Wahrheit ist Pierre Boulez so einfach nicht zu fassen. Auch als schöpferische Potenz nicht, denn er hat Musik komponiert,...
Wien ist bald die einzige Stadt der Welt, in der ein einzigartig breites Musiktheater-Repertoire auf höchstem Niveau gepflegt wird.
Wienerische Operndramaturgie
Es ist gefragt worden, ob man in Wien nicht das Theaterleben besser koordinieren könnte. Dabei klafft weiterhin die notorische Schere in den Köpfen: hier Bundestheater, da städtische Bühnen...
Christian Thielemanns Lust an der Italianita
Im Gespräch. Der künstlerische Leiter der Salzburger Osterfestspiele vor Probenbeginn über die "Opernzwillinge" von Mascagni und Leoncavallo, gewinnbringende Probenarbeit und die Zukunft des 1967 von Karajan gegründeten Festivals.
Am Tag vor der ersten Orchesterprobe für die neue Salzburger Osterfestspiel-Produktion ist Christian Thielemann voller Tatendrang: "Ich liebe Sitzproben", sagt er, "ohne vorher mit den Sängern am Klavier gearbeitet zu haben. Dann werden wir ja sehen, was alles auseinanderfällt und womit wir hinterher noch ins Klavierzimmer gehen müssen."
So spricht der gelernte Opernkapellmeister, der in seinen frühen Tagen viele Repertoirevorstellungen unterschiedlichster Werke ganz ohne vorausgehende Proben abwickeln musste. Das Di...
Anja Silja auf allen Wiener Bühnen
Im Gespräch. Über die Freuden der Großmutterrolle, die Kunst, gegenüber mediokren Regisseuren subversiv zu wirken und Novitäten, die der Stimme zu hoch oder zu tief liegen.
Anja Silja kehrt in den kommenden Wochen auf zwei Wiener Bühnen zurück: Im Theater an der Wien verkörpert sie, wie schon bei der Bregenzer Uraufführung, die Großmutter in Heinz Karl Grubers Vertonung der "Geschichten aus dem Wienerwald" von Ödön von Horvath. An der Staatsoper wirkt sie an einer Gala mit, in der Neill Shicoff sein 40-Jahr-Bühnenjubiläum im Haus am Ring zelebriert.
Dass die Silja bei der Shicoff-Ehrung dabei ist, hat einen ironischen Zug. Diese findet nämlich am 3. Mai statt, genau 56 Jahre und einen Tag nach dem Staatsoperndebüt Anja Siljas, die damit auf eine bedeute...