Katrin Nussmayr, die »Presse«-Redakteurin, erfand den Podcast »Klassik für Taktlose«, weil sie dem langgedienten Musikkritiker des Blattes »taktlose« Fragen stellen wollte: Dinge, die eine neugierige Musikfreundin, die im Klassik-Jargon aber nicht firm ist, über den Musikbetrieb in Oper und Konzert immer schon wissen wollte, aber bisher nie zu fragen wagte.
bei der Aufnahme in den »Presse»-Studios
Die ersten Folgen dieser Serie sind bereits online: Alle vier Wochen erscheinen sie im Rahmen des »Musiksalon«-Podcasts auf der »Presse Play«-Webseite und überall, wo es Podcasts gibt.
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Eine neue ORF-Sendung und der schon traditionelle Musiksalon im Karajan-Zentrum markieren die Presse-Aktivitäten in Sachen Musik in der anlaufenden Saison.
Mit dem südafrikanischen Tenor Johan Botha erschien mehr als nur ein strahlender Gralsritter im internationalen Opern-Business.
Es war Staunen erregend. Nach drei Stunden Aufführungsdauer stützte die mächtige Erscheinung des Schwanenritters die Hände aufs Schwert und begann die berüchtigte Gralserzählung zu singen, als gälte es, ein zartes Schubertlied zum Klingen zu bringen. Es war Johan Bothas Debüt als Lohengrin in der Wiener Staatsoper und die Musikfreunde der Stadt waren sich hernach einig: Einen solchen strahlenden Helden hatte man seit Menschengedenken nicht mehr erlebt. So sicher, so mühelos, in allen Lagen belkantesk klangen Wagnersche Heldenpartien nur auf historischen Aufnahmen.
… über Oper und Konzert, über Komponisten und Interpreten, das Musikleben und seine Hintergründe.
Diese Webseite basiert auf dem seit Anfang der Achtzigerjahre stetig angereicherten
SINKOTHEK-ARCHIV
Sie enthält neben aktuellen Tipps und Links zu »Klassik«-Höhepunkten unzählige Artikel, Feuilletons, Rezensionen und Analysen zu den wichtigsten Werken der Musikgeschichte und deren Interpretationen. Aber auch Tipps, welche lohnenwerten Entdeckungen die Musikgeschichte noch bereithält.
Wühlen Sie in der Schatzkiste einer in Jahrzehnten des Kultur-Journalismus und der Lehre an Wiener Universitäten aufgebauten Sammlung von Betrachtungen zum Thema »Klassik« – von den Anfängen der europäischen Kunstmusik bis zur Gegenwart.
Zu den schon damals schlagzeilenträchtigten Kapiteln in Beethovens Leben zählt der friedliche Wettstreit mit dem fünf Jahre älteren Pianisten-Komponisten Daniel Steibelt.
Steibelt wurde in ganz Europa als Solist gefeiert und stieß in Wien erstmals auf einen übermächtigen Gegner.
Die Vorauspropaganda für Steibelts Einzug in Wien war gleichwohl perfekt. Es funktionierte, wie es überall funktioniert hatte: Die Musikfreunde der Stadt waren gefaßt auf eine außerordentliche künstlerische Begegnung.
Selbst Beethovens Verehrer vermuteten, der mittlerweile zum Wiener Publikumsliebling aufgestiegene Komponist würde nun seinen Meister finden. Und anläßlich der ersten Begegnung der beiden Künstler sah es auch ganz so aus, als müßte Beethoven nun klein beigeben. Das Treffen fand im Salon des Grafen Moritz von Fries statt. Man wartete gespannt auf eine künstlerische Konfrontation. Wobei Beethoven als erster an der Reihe war und mit Freunden sein „Gassenhauertrio“ musizierte, das auf allgemeinen Beifall stieß – von Steibelt aber, wie Zeugen berichten, herablassend gelobt wurde, ehe er selbst mit seinem Klaviervortag begann. Berühmt waren die donnernden, effektheischenden Tremoli im Baß, die auch diesmal ihre Wirkung nicht verfehlten. Beethoven war nicht wieder zu bewegen, sich ans Klavier zu setzen. Steibelt sah sich als eindeutiger Gewinner der Partie und ging entsprechend gelassen an die Zweitbegegnung heran. Eine Woche später präsentiert er eine neue Phantasie, die Themen aus Beethovens Gassenhauer-Trio paraphrasierte. Das macht natürlich Aufsehen. Nun war aber Beethoven als zweiter an der Reihe. Er nahm im Vorbeigehen die Cellostimme von Steibelts Werk an sich, postierte sie verkehrt herauf auf sein Notenpult und begann darüber zu improvisieren. Diese Darbietung muß von einem derartigen Furor gewesen sein, daß Steibelt noch vor Schluß beschämt den Salon verließ. Beethovens Freund Ferdinand Ries bemerkte, daß Steibelt es hinfort
zur Bedingung machte, daß Beethoven nicht eingeladen werde, wenn man ihn haben wolle.
Daniel Steibelt
1865 – 1823
Die internationale Berühmtheit Steibelts hatte in den Jahren davor bereits einen Gipfel erreicht. Man berichtete begeistert von der Wucht der Klänge, die Steibelt aus dem modernen Pianoforte zu meißeln wußte. Es war kein Zufall, daß sein Drittes Klavierkonzert der damaligen Mode zufolge Programm-Musik enthielt und mit einem damals legendären Sturm-Finale schloß, in dem Steibelt seine berühmten Baß-Tremoli donnern lassen konnte. Rondo pastorale, in which is introduced an imitation of a storm heißt es im Original – das Stück wurde in verschiedenen Arrangements zu einem der meistgespielten Konzertsätze jener Ära.
Vor quasi-szenischen Effekten schreckte Steibelt nie zurück. Seine Frau, die er anläßlich seiner Konzertreise nach England, 1798, kennengelernt hatte, spielte nicht nur Klavier, sie beherrscht auch das Tambourin-Schlagen. So setzte er dieses Instrument effektvoll in manchen Kompositionen ein, um seiner Frau einen pittoresken Zusatzauftritt in seinen Konzerten zu sichern.
Die Konzert-Show
Show ging jedenfalls vor musikalischem Gehalt. Es ist wiederholt bemerkt worden, daß es vor allem Steibelts langsamen Sätzen an Substanz mangelt. Oft behalf er sich mit der Übernahme bekannter Volkslieder.
Nachzuhören auf der verdienstvollen Aufnahme durch Howard Shelley (hyperion), ist die Melodie des Mittelsatzes seines Fünften Klavierkonzerts, für eine England-Reise 1802 komponiert, das schottische Volkslied »Ye banks and braes o’ bonnie Doon«. Im Konzert Nr. 7, das programmatisch auf die Verbannung Napoleons nach St. Helena reagiert, schreibt er zu den üblichen Orchesterinstrumenten noch Militär-Schlagwerk, ein Serpent und – für seine Frau – das solitisch eingesetzte Tambourin vor. In diesem Werk zieht er alle Show-Register, die im Konzertsaal möglich sind; und verzichtet überhaupt auf einen langsamen Satz. Das Publikum wußte bei Ankündigung eines Grand concerto militaire von Daniel Steibelt gewiß, was es erwartete: Das Finale ist ein Dialog zwischen dem Symphonieorchester und der Militärkapelle, umbraust von den virtuosen Tongirlanden und Oktavgängen des Solisten, der als Triumphator inmitten sitzt.
Insgesamt steht Steibelts Musik in einer Reihe mit den vergleichbaren Kompositionen von reisenden Pianisten wie Muzio Clementi, Johann Ladislaus Dussek, Joseph Woelfl oder Johann Baptist Cramer, die alle ihren Anteil an der Entwicklung des Klaviervirtuosentums hatten, das dann von den Meistern der folgenden Generation – angeführt von Chopin und Liszt – auch musikalisch, nicht nur technisch auf neue Höhen geführt werden konnte.
In St. Petersburg
Der gebürtige Berliner Steibelt hat nach der Niederlage in Wien die deutschsprachigen Länder gemieden, konzertierte vorwiegend in Paris und London und wurde vom Zaren Alexander I. auf Grund seiner Berühmtheit nach St. Petersburg geholt, wo er als Kapellmeister und bald auch Direktor des Opernhauses fungierte. Noch vor Rossini und lange vor Massenet schuf er für St. Petersburg eine Oper nach Charles Perraults Aschenputtel-Märchen Cendrillon.
Was sich Mozart von Joseph Haydns Bruder abgeschaut hat
Für die Zeitgenossen galt Michael Haydn durchaus als Großmeister wie sein nachmals viel berühmterer Bruder. Erzbischof Sigismund von Schrattenbach holte Michael Haydn aus Großwardein nach Salzburg und machte ihn zu seinem Hofkomponisten, der 1771 auch die große Totenmesse für seinen Dienstherrn zu schreiben hatte. Der 15-jährige Wolfgang Amadé Mozart war an der Uraufführung dieses sogenannten »Schrattenbach-Requiems« beteiligt. Von den subjektiven Ausdrucksmitteln, die das Schaffen des »Salzburger Haydn« hoch über die Massenproduktion handwerklich ähnlich geschickter geistlicher Musik dieser Epoche heraushob, schaute sich der junge Mozart allerhand ab. Nicht nur im 20 Jahre später komponierten »Requiem«-Fragment klingt manche harmonische Wendung, manch melodische Passage aus Haydns Werk nach. Dem lakonischen Ernst des einleitenden Kondukts mit seinem unerbittlichen Marschrhythmus begegnen wir – in derselben Tonart – in der viel bewunderten Szene der Geharnischten im »Zauberflöten«-Finale wieder . . .
Ungehorsam, Insubordination und die Verabschiedung durch einen Fußtritt: Wir kennen die Geschichte von Wolfgang Amadé Mozart – und die Bestürzung von Vater Leopold, der sich viele Jahre um die Karriere seines Sohnes gekümmert hat. Doch auch Leopold selbst war ein Heißsporn und in seiner Jugend vom der Salzburger Universität geflogen – wegen „schlechten Benehmens“. Er hatte sein Lehrgeld gezahlt – und wußte, reifer geworden, „sich in die Welt zu schicken“, wie Hugo von Hofmannsthal das einmal für Seinesgleichen gefordert hat . . .
In der SINKOTEHK finden sich zahlreiche Artikel und Analysen zu Leben und Schaffen der großen Komponisten, aber auch Einzeleinträge zu weniger bekannten Meistern und solchen, die auch kundige Musikfreunde vielleicht erst für sich entdecken müssen.
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