Archiv der Kategorie: SINKOTHEK

Das Kolisch-Quartett

gegründet 1927

Rudolf Kolisch, der Schwager des Komponisten Arnold Schönberg, war von Anfang an einer jener Musiker, die sich in den Aufführung des von Schönberg gegründeten Vereins für musikalische Privataufführungen engagierten. Nach unliebsamen Erfahrungen bei etlichen Ur- und Erstaufführungen neuer Werke, sollten in diesem Rahmen – bei strengem Verbot von Beifalls- oder Mißfallensäußerungen neue Werke oder schwer verständliche Stücke des klassischen Repertoires nach eingehender Probenarbeit in mustergültigen Aufführungen präsentiert werden.

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Cerhas »Rubaijat«

Zehn Rubaijat des Omar Khajjam für Chor a cappella

„Ich bin im Zuge meiner Beschäftigung mit persischer Literatur […] auf die Rubaijat des Omar Khajjam aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts gestoßen und war fasziniert von ihrer satirischen Schärfe, ihrer Pointiertheit und dem hinter ihnen stehenden expressionistischen Lebensgefühl, das sie höchst aktuell erscheinen ließen. Ihr Inhalt wurde zur Zeit ihrer Entstehung – wie uns heute erscheinen will zur Tarnung – religiös gedeutet.“

Friedrich Cerha über seine »Rubaijat«

Erstfassung von Nr. 1 in Cerhas Handschrift

In den späten Vierzigerjahren beschäftigte sich der junge Friedrich Cerha mit Chormusik. Daß er Franz von Assisis »Sonnengesang« vertont hat, führt uns freilich auf eine falsche Fährte. Um religiöse Inhalte ging es dem Komponisten damals keineswegs. Und daß die Sinngedichte des persischen Poeten Omar Khajjam oft in geistliche Zusammenhänge gestellt wurden, nimmt ihnen nichts von ihrer Verschmitztheit und ihrer zuweilen subversiven Kraft.

Es ist schon der Widerspruchsgeist, der sich bei Friedrich Cerha später noch so oft melden wird, der hier am Werke war. Vom selben Komponisten sollten Jahrzehnte später auch hintergründig-kritische »Chansons« entstehen – was die Musikwelt Anno 1950 freilich noch nicht ahnen konnte.

Die Rubaijat sind dem legendären Wiener Chorleister Günther Theuring gewidmet.

Die Texte

I

Als Du das Leben schufst, schufst Du das Sterben:

Uns, Deine Werke, weih’st Du dem Verderben.

Wenn schlecht Dein Werk war, sprich, wen trifft die Schuld

Und war es gut, warum schlägst Du ’s in Scherben?

II

Ein Vogel saß einst auf dem Wall von Tûs,

Vor ihm der Schädel Königs Kaykawûs.

Und klagte immerfort: Affssûss, Affssûss!

Wo bleibt der Glocken und der Pauken Gruß?

III

Ein Stier ist, der drunten auf seinem Horne die Erde hält

Ein anderer Stier strahlt hell dort oben am Himmelszelt.

Doch an die Menge von Eseln denk ich mit Grausen,

Die zwischen den beiden Stieren hausen!

IV

Was heut hierher mich trieb? Ich sag es unverhohlen:

Ich hatt’ in der Moschee einen Betteppich gestohlen,

Der ist jetzt alt und schlecht, drum kam – ein seltner Gast –

Ich heute wieder her, einen neuen mir zu holen.

V

Von Wein und vom Honig im Paradies

Sprecht ihr und von Huris, den schönen

Und was der Prophet uns da drüben verhieß,

Das wollt ihr auf Erden verpönen?

VI

Du zerbrachst mir, Herr, meinen Krug mit dem schönsten Wein.

Zum trunkenen Glück verschloss mir die Türe Dein Spott.

In den Staub rot gossest Du selbst den lieben Wein

Mir dankbar Durstigem – warst Du betrunken, Gott?

VII

Die Weisen erzählen ein Märchen

Vor Schlafengehen

Uns unartigen Kindern

Und fallen selber in Schlaf

VIII

Dem Töpfer sah einst im Basar ich zu,

Wie er den Lehm zerstampfte ohne Ruh.

Da hört’ ich, wie der Lehm ihn leise bat:

„Nur sachte, Bruder, einst war ich wie du.“

IX

Zwei oder drei Tröpfe, an Geiste blind,

Sind ’s die auf Erden als Herrscher walten.

Lass du sie schalten. Für Ketzer halten

Sie alle, die keine Esel sind.

X

All unser Leben und Streben – was taugt ’s?

All unser Wirken und Weben – wer braucht ’s?

Im großen Schicksalsofen verbrennt

So vieles Edle und Gute – wo raucht ’s?

Georges Pretre

Der Monsieur 100.000 Volt unter den Dirigenten

Er war der elektrisierendste Maestro seiner Zeit. Nicht unschwierig dabei: Nur als Erster Gastdirigent der Wiener Symphoniker hielt er es über eine längere Strecke aus. Doch seine Konzerte sind dem Publikum in lebhafter Erinnerung. Wenn dieser Mann am Pult stand, dann garantierte das Hochspannung – ganz gleich, bei welchem Repertoire.

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Das Léner Quartett

Gegründet im Jahr 1918 in Budapest, wurde das – später in London beheimatete – Léner (oder Lehner-)Quartett zu einem der berühmteste Kammermusik-Ensembles der frühen Schallplatten-Geschichte. In Schallack-Zeiten nahm das Ensemble ab 1923 mehr als 200 Schellack-Platten auf, darunter von besonderer musikhistorischer Bedeutung: Die erste Gesamtaufnahme der Streichquartette Ludwig van Beethovens.

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Alban Bergs Schaffen

Jugendwerke

Sieben frühe Lieder
Singstimme und Klavier – Orchesterfassung

Klaviersonate in h-Moll
1909/10
Das »Gesellenstück« anläßlich der Studien bei Arnold Schönberg

Vier Lieder op. 2
nach Texten von Hebbel und Mombert
1912

Streichquartett op. 3
gewidmet: Helene Berg
1919

Orchesterlieder
nach Ansichtskarten-Texten
von Peter Altenberg

Vier Stücle für Klarinette und Klavier op. 5

Die zentralen Werke der kurze aphoristischen Periode in Bergs Schaffen.

Drei Stücke für großes Orchester op. 6
1912

Wozzeck

»Kammerkonzert« für Violine, Klavier und Bläser
1913

Lyrische Suite für Streichquartett
1925

»Der Wein«, Konzertarie
Sopran (oder Tenor) und Orchester
1934

Lulu

Das Violinkonzert

»Dem Andenken eines Engels
1935

Webern-Zeitleiste

Anton von Webern

Zeitleiste

1883 – geboren am 3. Dezember in Wien

1888 – Die Mutter erteilt den ersten Klavierunterricht

1890 – Umzug der Familie nach Graz

1894 – Umzug der Familie nach Klagenfurt
Besuch des humanistischen Gymnasiums

1895 – Erster regulärer Musikunterricht

1899 – Erste Kompositionsversuche

1902 – Matura, Reise nach Bayreuth, Beginn des Studiums an der Universität Wien

1904 – Webern wird Schüler Arnold Schönbergs. Seine erste Orchesterkomposition, die Idylle Im Sommerwind, lag damals bereits vor.

1906 – Promotion (Dr. phil.) mit einer Arbeit über Johann Joseph Fux
– Die Mutter stirbt

Das Klavierquintett entsteht

1908 – Das Studiums bei Schönberg beendet
– Kapellmeistertätigkeit am Kurtheater Bad Ischl

Uraufführung der Passacaglia op. 1 in Wien unter Weberns Leitung.

1910 – Kapellmeisterdienste in Teplitz und Danzig

Webern dirigiert in Danzig seine Passacaglia

1911 – Hochzeit mit der Cousine Wilhelmine Mörtl
– Tochter Amalia geboren
Stücke für Violine und Klavier op. 7
– Übersiedlung nach Berlin

1912 – Kapellmeister in Stettin
– Erstdrucke Webernscher Werke in de Zeitschriften Der Blaue Reiter und Der Ruf

1913 – Rückkehr nach Wien
– das legendäre »Skandal-Konzert« mit der Uraufführung der Orchesterstücke op. 6 in Wien; Geburt der Tochter Maria. Komposition der Orchesterstücke op. 10.

1915 – Sohn Peter geboren
– Webern Einjährig-Freiwilliger im Ersten Weltkrieg

1917 – Entlassung aus dem Militärdienst
– Kapellmeister am Deutschen Theater Prag

1918 – Umzug nach Mödling
– Vortragsmeister des »Vereins für musikalische Privataufführungen«

1919 – Tochter Christinegeboren
– Tod des Vaters

1920 – Kapellmeistertätigkeit in Prag
– Webern wird Komponiste der Universal Edition

1921 – Dirigent des Wiener Schubert-Bundes
– Chormeister Männergesangverein Mödling

1922 – Webern dirigiert seine Passacaglia beim TonkünstlerfestDüsseldorf
Aufführung der Stücke für Streichquartett op. 5 beim Festival der IGNM inSalzburg
– Leiter der Wiener Arbeiter-Symphoniekonzerte
– Dirigent der »Freien Typographia«

1923 – Gastkonzert in Berlin
– Chormeister des sozialistischen »Arbeiter-Singvereins« Wien

1924 – Uraufführung der Bagatellen op. 9 und der Trakl-Lieder op. 14 beim Festival für Neue Musik in Donaueschingen
– Wien verleiht Webern den Großen Musikpreis

1925 – Lehrer am Jüdischen Blindeninstitut

1926 – Ende der Tätigkeit beim Männergesangverein Mödling.

1927 – Dirigent des Österreichischen Rundfunks (»RAVAG«)

1928 – Die Symphonie op. 21 entsteht
– Erkrankung an Magengeschwüren
– Kompositionsauftrag der »League of Composers«

1929 – Konzerte in Frankfurt und London

1930 – Fachberater und Lektor der RAVAG

1931 – Konzerte in London
– Musikpreis der Gemeinde Wien

1932 – Konzerte in London und Barcelona
– Übersiedlung nach Wien, später nach Maria-Enzersdorf

1933 – Konzert in London
– Feier des 50. Geburtstag

1934 – Nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei verliert Webern seine Ämter in deren »Kunststelle«
– Das Konzert op. 24 zur Feier von Arnold Schönbergs 60. Geburtstag

1935 – Konzert in London

1936 – Webern sagt seine Mitwirkung beim IGNM-Fest in Barcelona ab – die posthume Uraufführung von Alban Bergs Violinkonzert übernmmt Hermann Scherchen
– Gastspiel in Winterthur

1938 – Elizabeth Sprague Coolidge erteilt den Kompositionsauftrag für ein Streichquartett. Weberns Quartett op. 28 ist in den Märztagen des Jahres vollendet.
– Uraufführung der Kantate Das Augenlicht in London

1940 – Schweiz-Reise
– die Variationen entstehen, Weberns letztes Orchesterwerk.

1941 – Webern beginnt an der Kantate Nr. 2 (nach Texten von Hildegard Jone) zu arbeiten. Sie wird sein letztes vollendetes Werk sein.

1943 – Erneute Schweiz-Reise
– Feier des 60. Geburtstags

1945 – Sohn Peter stirbt am 11. 
– Flucht vor den herannahenen Sowjet-Truppen nach Mittersill
– Am 15. September wird Anton von Webern von einem amerikanischen Besatzungssoldaten in Mittersill erschossen

Weberns Grab in Mittersill

Strawinsky-Zeitleiste

Leben und Werk des Igor Strawinsky

1882

Igor Fjodorowitsch Strawinsky kommt am 18. Juni in Oranienbaum bei St. Petersburg zur Welt.

Der Vater ist Bassist und geachtetes Mitglied der kaiserlichen Oper.

1891

Igor, dessen Mutter eine gute Hobby-Pianistin ist und exzellent vom Blatt liest, bekomm erstmals professionellen Klavierunterricht.

Erster Opernbesuch: Glinkas Leben für den Zaren.

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