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Worüber man in der Opernpause diskutieren kann
Meyers Mailänder Finale

Mailand in Wien
Dominique Meyer präsentierte seine letzte Scala-Spielzeit
Dominique Meyer hinterläßt, wo immer er eine Position verläßt, positive Bilanzen. Wien 2020 an der Wiener Staatsoper weisen auch die Zahlen vier Jahre später an der Mailänder Scala finanzielle Erfolge aus: „Wir haben mehr als acht Millionen Euro mehr eingenommen als budgetiert“, konnte der passionierte Opernmacher in den Prunkräumen des Palais Metternich, dem Sitz der italienischen Botschaft in Wien, verkünden. Dass die kurz vor der Premiere von Wagners „Rheingold“ publik gewordene Mitteilung Christian Thieiemanns, das gesamte Mailänder „Ring“-Projekt gesundheitsbedingt abzusagen, einen Schatten auf die letzten Monate von Meyers Amtszeit wirft, verschwieg der Sovrintendente des Teatro alla Scala dem illustren Publikum – mit seinem Wiener Vorgänger Ioan Holender als Zaungast – nicht.
Meyers Mailänder Finale weiterlesenWagners »Ring« ohne Thielemann in Mailand
Der Dirigent hat der Mailänder Scala wenige Wochen vor der Premiere des »Rheingold« eine Absage erteilt: Er müsse sich eine Operation unterziehen und könne daher den »Vorabend« der Tetralogie nicht einstudieren. Und da es sich bei Wagners Werk um eine vierteilige Gesamt-Architektur handle, müsse er sich aus dem gesamten Projekt zurückziehen.
BEZÜGE ZU DOMINQUE MEYERS ABGANG
Thielemanns Absageschreiben bezieht sich freilich auch auf die Ausbootung des erfolgreichen Scala-Intendanten Dominique Meyer, den der Mailänder Bürgermeister gern in der Stadt gehalten hatte, dessen Vertrag jedoch von der Regierung in Rom nicht verlängert wurde: Meyer mußte durch einen Italiener ersetzt werden, der kommendes Jahr sein Amt antreten wird – also nach der Halbzeit der »Ring«-Produktion durch den Regisseur David McVicar.
Thielemanns Absage im Wortlaut:
Wagners »Ring« ohne Thielemann in Mailand weiterlesenDer Ring des Nibelungen – Thielemann in Berlin
Christian Thielemanns Einstand an der Lindenoper
Diese Produktion wollte eigentlich Langzeit-Musikchef Daniel Barenboim herausbringen. Er hatte sich für die Saison 2022/23 einen neuen »Ring des Nibelungen« für seine Deutsche Staatsoper unter den Linden gewünscht. Krankheitshalber mußte er die musikalische Leitung abgeben und es sprang – viel beachtet – Christian Thielemann ein. Der Jüngere galt lange Zeit als eine Art Antipode Barenboims, doch erwies sich anläßlich der Premierenserie der von Dmitri Tcherniakov in der notorischen Regietheatermanier inszenierten Tetralogie, daß Thielemann mit der Staatskapelle Berlin sogleich aufs schönste harmonierte.
Es dauerte nicht lang, da wurde nach Barenboims Rücktritt der gebürtige Berliner Thielemann zum neuen Generalmusikdirektor des Hauses unter den Linden gekürt. Der Live-Dokumentation des Tcherniakov-Rings kommt daher musikalisch Bedeutung zu: Es war eine Weichenstellung, die da vorgenommen wurde. Wie gewohnt, agierte Thielemann mit einem ihm noch unbekannten Klangkörper vorsichtiger, jedenfalls langsamer als zuletzt gewohnt, aber er rückte kein Jota von seinen klanglichen Vorstellungen ab – und triumphierte auf der ganzen Linie, weil die Musiker spürbar mit Lust seinen Ideen folgte und sie in die Tat umsetzte.
Dazu kommt, daß die Sängerbesetzung über weite Teile die erste Wahl für die jeweiligen Partien in unsern Tagen darstellt: Anja Kampe als Brünnhilde etwa und Andreas Schager als Siegfried.
Ob Wagner-Verehrer die Bilder wirklich mehrmals sehen möchte, bleibe dahingestellt – die Tonspur dieses Livemitschnitts bleibt wohl ein bedeutendes Dokument.