Schlagwort-Archive: dirigenten
Dimitri Mitropoulos
1896 - 1960
Er war ein Dirigent, der die leidenschaftlichsten Aufführungen auf dem Konzertpodium - aber auch im Opernhaus - realisieren konnte. Seine Wirkung auf die Musiker war ungemein suggestiv, sein Gedächtnis legendär: Wenn Mitropoulos während einer Probe kurz nachdachte, witzelten die Musiker: Jetzt blättert er um. Der Maestro hatte ein photographisches Gedächtnis und konnte Partituren im Nu auswendig lernen, um aus dem Stegreif die Probenziffern anzusagen und jede beliebige Stimme zu korrigieren.
An der Wiege seines Künstlertums standen zwei bedeutende Vorbilder: Ferruccio Busoni gehört zu den Lehrern des aus Athen stammenden jungen Pianisten an der Berliner Musik-Akademie, Erich Kleiber war sein Mentor, bei dem er an der Lindenoper assistieren durfte.
Mitropoulos' in...
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Sir John Barbirolli
1899 - 1970
Barbirolli ist einer der bestdokumentierten Künstler seiner Zunft. Er war elf, als er seine ersten Schallplattenaufnahmen machte, damals ein vielversprechender Nachwuchscellist in der Ära der beginnenden kommerziellen Tonaufzeichnungen.Fast sechs Jahrzehnte lang blieb ihm die Arbeit → im Aufnahmestudio dann vertraut.
Italienischstämmig,...
Jascha Horenstein
1898 - 1973
Neu-Edition von Horensteins erster Wiener Aufnahme für VOX, 1952
Jascha Horenstein war als Sohn eines russischen Unternehmers und einer musischen Österreicherin, von der er den ersten Klavierunterricht erhielt, in Kiew zur Welt gekommen. Im Teenageralter übersiedelte er mit seiner Familie nach Wien und studierte hier indische Philosophie, vor allem aber auch Musik bei den Komponisten Joseph Marx und Franz Schreker.
Mit Schreker ging Horenstein nach Berlin, wo er rasch zum Assistenten Wilhelm Furtwängler aufstieg, für den er unter anderem eine Aufführung von Bachs H-Moll-Messe einstudierte. Furtwängler holte ihn als Dirigenten ans Pult der Berliner Philharmoniker: Horenstein wählte für sein Debüt Mahlers Erste Symphonie. Das war Anno 1927 noch ein Wagnis!
Arbeiter Zeitung, ...
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Hans Rosbaud
1895 - 1962
Maestro mit Herz für die Avantgarde
Hans Rosbaud stammte aus Graz und übernahm in den späten Zwanzigerjahren die Leitung des Symphonieorchesters von Radio Frankfurt, das er zu einem führenden Ensemble für zeitgenössische Musik formte. Unter Rosbauds Leitung erarbeiteten sich die Musiker die Partituren der führenden Zeitgenossen jener Ära, allen voran von Bartók und Hindemith, aber auch etwa die erste Aufführung von Arnold Schönbergs Variationen op. 31 nach der Uraufführung durch Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker, die allgemein als wenig geglückt galt. Furtwängler hatte den richtigen Zugang zu Schönbergs Zwölfton-Welt nicht finden können. Rosbaud konnte sich diese Sprache rasch aneignen und ließ das Werk vollkommen natürlich klingen - also jene log...
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Karl Böhm
Was wir von Karl Böhm wirklich wissen müssen.
Immer wieder wird versucht, jegliche Geschichtsbetrachtung auf die Frage zu reduzieren, wie sich das Objekt der Betrachtung mit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Beziehung setzen lässt. Aber die Bedeutung eines Dirigenten vom Format Karl Böhms lässt sich doch viel umfassender ermessen...
Artur Rodzinski
1892 - 1958
Artur Rodzinski war ein Altösterreicher, der in Split als Sohn eines polnischen Offiziers der k. k. Armee zur Welt kam. In Wien wurde Rodzinski ausgebildet. Er studierte Musik an der kaiserlichen Akademie und die Juristerei an der Universität. Zum Doktor promoviert, diente er während des Ersten Weltkriegs in der österreichischen Armee und kämpfte an der russischen Front. Verwundet, kehrte er nach Wien zurück, um bei → Franz Schalk das Kapellmeisterhandwerk zu studieren. Parallel dazu perfektionierte er sich als Pianist (bei Emil von Sauer) und absolvierte die Kompositionsklasse von Franz Schreker. Sein erstes Engagement hatte er als Kapellmeister in Lemberg, von wo aus er nach dem Krieg nach Warschau ans Opernhaus ging. Dort entschied sich sein Schicksal, als Leopo...
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Charles Munch
1891 - 1968
Charles Munch (oder: Münch) stammte aus dem Elsaß und studiert zunächst einmal Geige, um eine Karriere als Orchestermusiker zu machen. Er hatte seine Ausbildung bei Carl Flesch in Berlin vervollkommnet und fungierte ab 1926 als Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters. Dort erlebte er die Ära des Chefdirigenten Bruno Walter, ehe 1932 seine eigene Dirigierkarriere begann. Ermöglicht hatte ihm das Debüt am Pult des Orchesters des Konzertveranstalters Straram die Hochzeit mit der Enkelin eines der wohlhabenden Gründer des Nestlé-Lebensmittlelkonzerns.
Während seiner folgenden Kappellmeisterstudien in Paris freundete sich Munch unter anderem mit Alfred Cortot an, der ihn zum Chedirigenten des von ihm gegründeten Orchestre de la Socieété Philharmonique machte.
Munch bli...
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Fritz BUSCH
1890 - 1951
Einer der großen Dirigenten, die gezwungen waren, Deutschland nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu verlassen, obwohl sie nicht unter die perfiden »Rassegesetze« fielen: Aufführungen des Dresdner Generalmusikdirektors Fritz Busch wurden von Störtrupps unterbrochen oder konnten wegen Attacken auf den Dirigenten erst gar nich...
Hermann Abendroth
1883 - 1956
Hermann Abendroth studierte bei Ludwig Thuille und Felix Mottl und galt bald als einer der führenden Dirigenten Deutschlands.
1915 Gürzenich-Konzerte1918 GMD Köln1922 Niederrheinisches Musikfest1934-45 Gewandhaus Leipzig1945 Weimar1949 RSO Leipzig1953 RSO Ost-Berlin
Abendroth, der zunächst als Buchhändler sein Brot verdient hatte, repräsentierte die deutsche Kapellmeistertradition in Reinkultur - seine Aufnahmen zeichnen sich durch dramatischen Atem und Leidenschaft aus, verraten aber auch perfekte Formbeherrschung. Daß er ein Zeitgenosse Furtwänglers war, ist deutlich zu hören - nicht nur auf den Mitschnitten der Meistersinger von Nürnberg von den Kriegsfestspielen in Bayreuth, die beide Kapellmeister im selben Jahr dirigiert haben.
Nach 1945 wurde Abendroth zu einem führen...
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