Archiv der Kategorie: Kalender

Kammermusik

Musik von Pfitzner zu Entdecken

Im Gläsernen Saal hat der ORF einen spannend programmierten Kammermusik-Abend aufgezeichnet.

Das 2016 gegründete Javus Quartett, gebildet aus Studenten der Wiener Musik-Universität und Freunde musizierten Werke von Bach, Brahms und nach der Pause das selten gespielte, groß angelegte Klavierquintett in C-Dur von Hans Pfitzner. Der Richard-Strauss-Zeitgenosse führt ein Schattendasein in den Konzertprogrammen, galt zu seiner Zeit aber als einer der bedeutendsten deutschen Komponisten, der – wie Strauss – die Spätromantik in die »modernen« Zeiten herübergerettet hat. Originell sind immer wieder Pfitzners architektonische Konzepte, mit denen er die klassischen Formen neu belebt.

Anmerkungen zu Pfitzners Musik im SINKOTHEK-ARCHIV.

Wiens Opern-Zukunft

Wer gibt in Wien die Richtung in Sachen Oper vor?

Die Spielpläne der drei Wiener Opernhäuser für die kommende Saison liegen nun vor. Diesmal hat man besonders gespannt darauf gewartet.

Sowohl in der Volksoper als auch im Theater an der Wien brechen neue Zeiten an. So war man gespannt auf die ersten Spielpläne der künftigen Intendanten. Wobei die Richtung im Falle des künftigen Prinzipals an der Wien, Stefan Herheim, kaum falsch sein kann. Der international berühmte Regisseur steht für fantasievolle, innovative optische Konzepte. Diese stehen dem „dritten“ Haus, das experimentellen Spielformen offen stehen sollte, wohl an. Dass gar nicht „an der Wien“ gespielt wird, weil renoviert werden muss, tut nichts zur Sache. Wien signalisiert, dass es weiß, was ringsum in der Welt in Sachen Oper diskutiert wird.

Die Stadt sollte allerdings auch ihrer großen Spieltradition gerecht werden, die auf den Grundfesten des Ensembletheaters errichtet wurde. Dafür müssten die beiden Bundestheater einstehen und gemeinsam ein möglichst breites Repertoirespektrum spielbereit halten. Das war stets eines der Asse im Ärmel der Welthauptstadt der Musik, dass unsere Gäste hier ein bunteres, vielgestaltigeres Opernleben vorfanden als irgendwo anders.

Die Ensembles der beiden Häuser garantierten, dass die wienerische Spieltradition von Wagner und Richard Strauss bis zu Spieloper und Operette stimmig fortgeführt wurde. Im Haus am Ring konnten die Gastspiele der berühmtesten Sänger-Stars diesem reichen Opernleben immer wieder glanzvolle Lichter aufsetzen.

Diese Star-Gastspiele sind im Übrigen das, worauf man sich nach wie vor freuen kann. Nennen Sie Ihren Favoritennamen, er findet sich mit ziemlicher Sicherheit 2022/23 wieder.

Was die Reichhaltigkeit des Repertoires anlangt, sind die Zeiten hingegen mager geworden. Nicht zuletzt die Reduktionspolitik Robert Meyers am Gürtel hat dazu entscheidend beigetragen. Dass seine Nachfolgerin zumindest eine klassische Spieloper neu inszenieren lässt, mag ein Signal in die richtige Richtung sein. An der Verarmung des Gesamtangebots ändert es nichts. Die Volksoper spielt viel zu wenige Stücke und müsste schleunigst ein Ensemble wieder aufbauen, das imstande ist, eine breitere Repertoirepalette stimmig zu servieren.

Ob das geplant ist, ob es gelingen kann, steht in den Sternen. Es wäre die Aufgabe der Bundestheater-Holding und der Kulturpolitik, das zu kontrollieren und zu lenken – und zwar auch im Hinblick auf die Zukunft der Staatsoper. Die Frage, für welche Neuproduktionen man das Steuergeld verwendet, stellt sich dringend.

Bis dato hat Direktor Bogdan Roscic fast ausschließlich zentrale Stücke des Repertoires durch (teils nur für Wien) neue Produktionen ersetzt, die in fast allen Fällen Verschlechterungen darstellen – Verschlechterungen, wohlgemerkt, für Opernfreunde, die Stücke gern mit deren Libretto identifizieren möchten. Das ist auch eine pädagogische Frage. Staatlich subventionierte Opernhäuser sollen ja auch jungen Interessenten ermöglichen, die Meisterwerke des Genres kennen und lieben zu lernen.

Was zuletzt von der „Entführung aus dem Serail“ über den „Barbier von Sevilla“ bis zu „Tristan und Isolde“ oder „Wozzeck“ zu erleben war, entfernt sich aber nicht nur in den Augen jener Musikfreunde, die nach Premieren (und mittlerweile sogar bei Generalproben) ihrem Unmut Luft machen, weit von diesem Ideal. Geht man davon aus, dass es künftig an der Wien ein Haus fürs experimentelle Musiktheater gibt, dann muss man schon sagen dürfen, dass es wenig bringt, wenn Jonas Kaufmann an der Staatsoper den Parsifal singt, man drum herum aber nicht erkennen kann, welches Stück gerade gespielt wird. Und nur auf Letzteres hat man eine jahrzehntelange Garantie, denn Kaufmann singt weiterhin nicht oft in Wien. Und „Parsifal“ kann man nicht alle zwei Jahre neu inszenieren . . .

So können die Philharmoniker klingen

Christian Thielemann, viel zu seltener Gast in Wien, erteilte im Verein mit Camilla Nylund bei Richard Strauss und Bruckner eine Lehrstunde in edler Klangkultur.
Natürlich sind die Philharmoniker einzigartig. Man weiß es. Man vergisst es auch über zahlreichen Konzerten und Opernabenden nicht, bei denen die Musiker eher Dienst nach Vorschrift machen...

 

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Sonntag, 1. Mai

Thielemann, live in Wien

Dei Streamingplattform myfidelio ermöglicht es uns heute, live im Musikverein dabei zu sein, wenn Christian Thielemann seinen Bruckner-Zyklus mit den Wiener Philharmonikern fortsetzt. Heute ab 11 Uhr gibt es zunächst einmal die »Vier letzten Lieder« von Richard Strauss mit der Solistin Camilla Nylund, danach Bruckners selten gespielte Sechste Symphonie, die ein Dornröschendasein führt, obwohl ihr Adagio bereits zu den großen langsamen Sätzen des späten Bruckher gehört, Musik, die den entsprechenden Sätzen der Siebenten, Achten und Neunten in nichts nachsteht.

Musikverein 11 Uhr (via myfidelio)

Samstag, 30. April

Weill in Parma

Italien hat nicht nur eine eminente Operntradition, sondern liebt traditionsgemäß auch die engagierten Musiktheaterversuche von Kurt Weill und Bert Brecht. So spielt Parma »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« in einer Produktion von Henning Brockhaus, die ihre optischen Anregungen von Edward Hopper bezieht. Spannend jedenfalls. Die Streamingplattform OperaVision läßt uns ab 20 Uhr live dabei sein.

Donnerstag, 28. April

Gustav Mahler und Hugo Wolf waren zwei ungleiche Studienkollegen, zeitweilig Freunde und jedenfalls stilistisch meilenweit voneinander entfernte Komponisten der Wiener Spätromantik. Ivan Fischer und der Bariton Hanno Müller-Brachmann kombinieren heute Musik der beiden Kontrahenten in ihrem Münchner Rundfunkkonzert, das vom Bayerischen Rundfunk live gestreamt wird, während die Wiederholung am morgigen Freitag in Bayern 4 übertragen wird.

Die Programmfolge:

Hugo Wolf

  • Harfenspieler 2
  • Harfenspieler 3
  • Gebet
  • Gesang Weylas
  • Anakreons Grab
  • Der Rattenfänger

Pause

Gustav Mahler

  • Symphonie Nr. 1 D-Dur

Mittwoch, 27. April

Der neue »Tristan«

Andreas Schager und Martina Serafin

Das beste daran: Wer nicht live im Haus sitzt, sondern die Aufführung via Live-Stream verfolgt, kann wegschauen oder gegebenenfalls nur den Ton abhören: Calixto Bieitos Regiearbeit im Falle der Wiener Neuinszenierung von Wagners »Tristan und Isolde« wurde vom Publikum heftig abgelehnt. Durchwachsen waren die Reaktionen auf die musikalischen Leistungen. Immerhin, wann erlebt man schon eine österreichische Besetzung der beiden Titelfiguren? Martina Serafin und Andreas Schager machen es möglich! Und hoffentlich hat sich der beliebte René Pape von seiner Premieren-Indisposition schon erholt. Musikdirektor Philippe Jordan steht am Dirigentenpult.

Live ab 17 Uhr im Stream

Montag, 25. April

Tschaikowsky aus Berlin

Kirill Petrenko in Berlin

Wer gestern abend nicht live dabei war: Heute mittags wird die Übertragung auf der Plattform Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker wiederholt: Live gestreamt wurde gestern abend die konzertante Aufführung von Tschaikowskys »Pique Dame« unter Kirill Petrenko mit Arsen Soghomonyan (Hermann), Vladislav Sulimsky (Graf Tomski), Boris Pinkhasovich (Fürst Jelezki), Doris Soffel (Gräfin) und Elena Stikhina (Lisa).

»Pique Dame« (13 Uhr)

Leila Josefowicz, live in London

Ab 14 Uhr (MEZ) gibt es die Möglichkeit, über den Streamingdienst der Londoner Wigmore Hall bei einem Mittags-Konzert von Leila Josefowicz dabei zu sein, die ein neues Werk von Matthias Pintscher mit Johann Sebastian Bachs d-Moll-Suite kombiniert: Das pausenlose Konzert klingt also mit der großen Chaconne aus, einem der Gipfelwerke der abendländischen Polyphonie.

Wigmore Hall Streaming (Preis: 16 £)

Den Ton dazu überträgt die BBC in ihrem 3. Programm kostenlos!

Sonntag, 24. April

Donizetti live aus der Staatsoper

Lisette Oropesa

Einer der wenigen unbestrittenen Erfolge im derzeitigen Spielplan der Wiener Staatsoper war dem ersten Abend der Aufführungsserie von Donizettis »Lucia di Lammermoor« beschieden. Die heutige Reprise wird live auf der Staatspern-Streamingplattform übertragen und ist dann 24 Stunden lang abrufbar. Die Besetzung wird angeführt von Lisette Oropesa in der Titelpartie und Benjamin Bernheim. Beginn ist um 19 Uhr.

»Lucia di Lammermoor«, live

… oder Tschaikowsky aus Berlin

Höchst attraktiv ist freilich auch das Angebot der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker: Live gestreamt wird heute die konzertante Aufführung von Tschaikowskys »Pique Dame« unter Kirill Petrenko mit Arsen Soghomonyan (Hermann), Vladislav Sulimsky (Graf Tomski), Boris Pinkhasovich (Fürst Jelezki), Doris Soffel (Gräfin) und Elena Stikhina (Lisa).

»Pique Dame« (19 Uhr)