Archiv der Kategorie: Feuilleton
Alfred Eschwé
Anlässlich der Neuinszenierung der "Zirkusprinzessin" an der Volksoper: Der Wiener Dirigent Alfred Eschwe über Freude an Avantgarde und leichter Muse.
Alfred Eschwe studiert an der Wiener Volksoper eine der populärsten Operetten der silbernen Ära ein: Emmerich Kalmans "Zirkusprinzessin". Das Werk ist bekannt, viel gespielt, wenn auch durchaus heikel, was den Orchesterpart betrifft, plaudert der Maestro aus der Probenschule: "Kalman instrumentiert sehr dick, er lässt im Klangspektrum - anders als zum Beispiel Puccini - nicht immer ein Loch für die Frequenzen der Sänger. Für die kann das dann problematisch werden." Wenn der Dirigent nicht aufpasst: "Man muss da ein wenig reduzieren, auch mit Rücksicht auf die besondere Akustik der Volksoper, damit die Balance zwischen Bühne und Orchester sti...
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Ludovic Tezier
Im ,Falstaff' zieht Verdi Bilanz"
Im Gespräch. Zwei Verdi-Premieren bietet die Wiener Staatsoper demnächst: Im "Falstaff" singt Ludovic Tezier den Mr. Ford, im "Trovatore" an der Seite Anna Netrebkos den Luna.
Der Ford in "Falstaff", der Graf Luna im "Trovatore" - eine Komödienfigur, ein Finsterling? Ludovic Tezier, der in den kommenden beiden Staatsopernpremieren in diesen Rollen angesetzt ist und der demnächst in Londons Covent Garden Opera sein Debüt als Jago in "Otello" feiern wird, hat differenziertere Ansichten zum Thema: "Der Luna hat einen Grund, böse zu sein", sagt er, "anders als der Jago, der vielleicht der Teufel ist - oder wirklich verrückt. Jedenfalls bemerkt Graf Luna am Ende der Tragödie, dass er soeben seinen Bruder hinrichten ließ. Seine Welt bricht zusammen. Das würde Ja...
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Anita Hartig
Wiens Mimi: "Bei mir ist einfach alles dramatisch!"
Im Gespräch. Anita Hartig hat ihre Weltkarriere von Wien aus gemacht und bleibt der Staatsoper auch weiterhin treu.
Man muss verbrennen in der Kunst", sagt sie, "ich sehe das sehr dramatisch. Ich sehe ja alles dramatisch, denn in meinem Leben geht es nur ums Singen, um die Rollen, die ich zu gestalten habe. Und natürlich um die langweiligen Sachen wie Steuerzahlen. Aber das meiste, das Wichtigste ist die Stimme, sind die Partien, sind die melodischen Phrasen. Ich kann nicht nach einer Probe nach Hause gehen, die Tür hinter mir zumachen und alles vergessen."
Was würde die Künstlerin der kleinen Anita als Rat mit auf den Weg geben, wenn sie ihr aus der Zukunft einen erteilen dürfte? "Ich würde ihr sagen: Analysiere nicht so viel, geh mehr ...
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Orchester-Aufstellung
Was muß ein Dirigent tun, damit wir alles hören können?
Im philharmonischen Konzert staunten Wiener Musikfreunde nicht schlecht: Die Musiker nahmen ungewohnte Sitzplätze ein.
Das war eine schöne Überraschung! Vielleicht nicht für die vielen Wien-Touristen, die gern nach jedem Symphoniesatz applaudieren – wie das einst übrigens zu Zeiten von Mozart...
Carmen 2016
Die erfreuliche Leichtigkeit der Tragödie
„Carmen“,neu besetzt, rundet als spektakuläre Ensembleleistung den Dreisprung zum Saisonauftakt am Ring ab. Die grandiose Elena Maximova macht das Werk zum subtilen psychologischen Verwirrspiel.
Bizets „Carmen“ dient oft als Vehikel der Schaustellerei reisender Sänger, muß oft für hysterisch überzeichnete ...
Lohengrin 2016
„Lohengrin“ mit phänomenaler Sängerbesetzung, dem Bayreuther Siegfried als Debütanten in der Titelpartie, von Yannick Nézet-Séguin mit großer Dichte dirigiert. Musiktheater „wie in guten alten Zeiten“.
Wagners „Lohengrin“ markierte gleich am zweiten Tag der neuen Staatsopern-Spielzeit einen Höhepunkt: Die Aufführung geriet unter Yanick Nézet-Ségui...
Johan Botha
Aus Glanz und Wonne kam er her
Johan Botha, der sich einen dauerhaften Platz in der Interpretationsgeschichte ersungen hat, erlag im Alter von 51 Jahren seinem schweren Leiden.
Die Strahlkraft dieser Stimme war legendär. Wer hören durfte, wie er noch am Ende einer für alle übrigen Beteiligten hörbar kräfteraubenden "Meistersinger"-Aufführung mit den sogenannten Preis-Liedern des Walter von Stolzing brillierte, wie er ohne jede Mühe endlos scheinende Phrasen über Wagners leidenschaftliche orchestrale Wogen zu wölben wusste, wird das nie vergessen. Es waren Naturereignisse erfüllten Operngesangs; und das Publikum jubelte, denn wer die helden...
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Turandot 2016
Viele Kraftreserven im alten China
Die neue Saison begann mit einer kraftvollen Reprise der neuen „Turandot“ mit Lise Lindstrom, diesmal an der Seite von Olga Bezsmertna und Marcello Giordani.
Die „Turandot“ ist gewiss Giacomo Puccinis herbste Oper. Was an Brutalität und mörderischem Treiben in früheren Werken noch hie und da mit sanften Lyrismen ...
Klaus Florian Vogt
Kein Haushaltsplan für Wagners "Lieder"
Im Gespräch. Klaus Florian Vogt, jüngst als Parsifal in Bayreuth, singt in Wien den Lohengrin, um demnächst zu Korngold und Strauss zu wechseln. Der Tenor über den Liedgesang in der Oper und den Charme ungebremster Dramatik.
Er ist der Gralsritter vom Dienst. Vom Bayreuther "Parsifal" kommt er quasi direkt zum Wiener "Lohengrin" - wobei er sich ein paar Zwischenstationen während der Wagner-Festspiele gegönnt hat, Mahler in Luzern zum Beispiel, vor allem aber, wie berichtet, Schubert in Grafenegg. Mit dem Wechsel zwischen Heldenfach und Konzertsaalintimität hat dieser Künstler offenbar keine Probleme.
"Liedgesang", sagt der Tenor im Gespräch, "sollte immer mitschwingen, glaube ich. Ich sehe den krassen Gegensatz zwischen dem Singen in der Oper und d...
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