Archiv der Kategorie: Feuilleton

Zum Tod von Otto Schenk

Regie aus Liebe zur Musik

Zum absoluten Publikumsliebling war der junge Otto Schenk bereits geworden, weil er in der Frühzeit des Fernsehens im Verein mit seinem kongenialen Schauspielerkollegen Alfred Böhm für die damals noch künstlerisch als Kabarett-Sketch gestaltete Werbung eines Elektronik-Konzerns den »Untermieter» spielte. Darauf wartete man und lernte einen genialen Komödianten lieben.

»Der Schenk hilft!«

Bald waren sich auch die Kollegen einig: Otto Schenk war nicht nur ein exzellenter, wandlungsfähiger Schauspieler. Er war zum Regieführen begabt, weil er sich in Rollen und Stücke einfühlen konnte wie kein zweiter und weil er imstande war, Kollegen, denen das nicht in die Wiege gelegt war, auf den rechten Weg zu bringen. »Der Schenk hilft«, hieß es. Schenk half – oft auch hinterrücks, wenn der eigentliche Regisseur gerade nicht dabei war. Und irgendwann ließ es sich nicht vermeiden: Man engagierte ihn gleich als Spielmacher.

WIE OTTO SCHENK ZUR OPER KAM

Es hat nicht lang gedauert, da inszenierte Schenk, der es im Sprechtheater immerhin bis zum Schauspielchef der Salzburger Festspiele brachte – auch Oper. Ewar ein großer Komödiant im umfassendsten Sinn des Wortes. Und weil er Musik liebte, inszenierte er auch leidenschaftlich gern Opern. Und das von der Wiener Staatsoper bis an die New Yorker Met. Die Siebziger- und Achtzigerjahre waren seine geschäftigste Musiktheater-Ära.

MAN SCHALT IHN »ALTMODISCH«

Er blieb dabei stets ganz nah am Text, lauschte der Musik und tat jedenfalls nichts, was Melodien und Harmonien einer Partitur zuwiderlief. Hie und da war vielleicht zu viel los auf der Bühne, hie und da auch – wenn die Darsteller nicht ganz so talentiert waren – schien es, es liefen etliche Schenk-Kopisten auf der Szene herum. Aber seinem Bekenntnis, er wolle realistisches Theater machen, und was ihm dabei nicht gelinge, sei ihm »Verfremdung genug«, dem blieb er treu. Auch, als die Rezensenten begannen, die »Verfremder« in den Himmel und ihn in die Hölle zu schreiben.

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Pfitzners »Palestrina« in Wien zurück

Palestrina, fast zynisch-unbewegt, im Dialog mit dem Kardinal (Michael Spyres und Wolfgang Koch) (Foto: Wiener Staatsoper/ W. Pöhn)

Unter Christian Thielemann absolviert das bedeutende Künstlerdrama, früher Fixbestandteil des Repertoires, wohl nur einen – allerdings bemerkenswerten – Zwischenstop.

Hans Pfitzners »Palestrina«, früher ganz selbstverständlich Teil des wienerischen Opernrepertoires, kehrt nach beinahe einem Vierteljahrhundert in den Spielplan zurück. Der Erfolg war rauschend. Christian Thielemann am Dirigentenpult und eine mehrheitlich sehr gute Sängerbesetzung haben es möglich gemacht. Und doch, erinnerte die Wiederaufnahme auch unter dem Titel »Endspiel« laufen können – und das keineswegs deshalb, weil sie – Treppenwitz der Planungsgeschichte – im Umfeld der Wiener Premiere von Kurtágs »Fin de partie« angesetzt war.
Aber der Reihe nach:

 

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Sabine Devieilhe in Wien

Ein Liederabend wie ein Traum

Atemlose Stille, dann tosende Begeisterung über ein Sternstunde der Gesangskunst im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses.

Eine der edelsten Stimmen unserer Zeit, makellose Gesangskunst, ein dramaturgisch kluges Programm, mitgestaltet von einem kongenialen Klavier-Partner – Sabine Devieilhe und Mathieu Pordoy erinnerten bei ihrem Auftritt im Mozartsaal daran, zu welchen Höhenflügen sich der Liedgesang erheben kann, wenn sich die Lust am puren Schönklang mit intellektueller Interpretationskultur verschwistert.

 

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Agnes Baltsa feiert Geburtstag

Griechische Lieder sang sie auch an der Wiener Staatsoper bei ihrem (bisher) letzten Auftritt …

Ein Wirbelwind aus Levkas eroberte die Opernwelt im Sturm. Porträt einer im besten Sinne eigensinnigen Sängerin, die heute Geburtstag feiert.
Zuerst, das muss man zugeben, war Frankfurt: Christoph von Dohnányi hat die blutjunge griechische Mezzosopranistin – übrigens etwa zur selben Zeit wie Ileana Cotrubaș, die ein ebenso glänzender Star werden sollte – 1968 an sein Opernhaus engagiert. Aber beide Künstlerinnen wußten sogleich, dass sie höher hinaus wollten. Und sie kamen – wiederum nahezu zeitgleich – an die Wiener Staatsoper; und zwar über Vermittlung des damals einflussreichsten Agenten, Ioan Holender.
DIE STREITBARE PRIMADONNA

Der hatte mit der Baltsa dann später auch als Direktor seine ...

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Franco Bonisolli

MUSIKBÜCHER
Der Held vom strahlenden Hohen C

Screenshot

Erstmals erschien eine Lebensbeschreibung des unangepassten Tenors Franco Bonisolli, der einst einem Karajan den Degen vor die Füße warf.
Franco Bonisoilli? Da regierte zuallererst einmal natürlich der blanke Neid! Der Neid der Kollegen auf der einen Seite, die Begeisterungsfähigkeit eines O...

 

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Zum Tod von Mirjana Irosch

Eine Sängerin, die als Ensemblemitglied der Volksoper wienerische Aufführungsgeschichte mitgeschrieben hat.
»Vor einer Rosalinde fürchtet sich jede Sopranistin«, meinte Kapellmeister-Urgestein Franz Bauer-Theußl einst. Er formulierte es etwas weniger druckreif, fügte aber anerkennend hinzu: »Nur die nicht«. »Die«, das war Mirjana Irosch, die gerade die »Fledermaus«-Premiere auf der Mörbischer Seebühne absolviert hatte und, wie gewohnt, darf man bei ihr schreiben, das hohe D am Ende des zentralen Csárdás bravourös gesungen, nein, nennen wir‘s ruhig richtig: herausgepfeffert hatte.

Effektvolle Gesten waren ihre Sache, szenisch wie vokal und, ...

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Kirill Petrenkos Scala-Debüt

Ein „Rosenkavalier“ für unsere Zeit: musikalisch ebenso fein differenziert wie die Inszenierung Harry Kupfers in Hans Schavernochs längst legendären Salzburger Festspiel-Bildern.

Das war eine jener Aufführungen, von denen die, die dabei sein durften, noch nach Jahrzehnten schwärmen: Kirill Petrenko debütierte an der Mailänder Scala – und zementierte seinen Nimbus des großen einsamen Sterns am Dirigentenhimmel unserer Zeit.

WIE MAN PETRENKO LOCKT

 

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Der neue »Don Carlos«

STAATSOPER PREMIERE

Der Schein trügt: Historische Kostüme spielen nur eine Nebenrolle im Grau in Grau eines Labors. (Foto: Staatsoper/Frol Podlesnyi)

Wieder haben wir ein wichtiges Repertoire-Stück verloren
Szenisch unkenntlich gemacht, versank Verdis Schiller-Oper in Mißfallenskundgebungen und teils erschreckendem gesanglichem Mittelmaß.

Verdi...

 

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Petrenkos Bruckner-Abenteuer

Mit Bruckners Fünfter hob die Konzertsaison in Berlin an. Die Aufführung unter Kirill Petrenkos Leitung begeisterte das Publikum, entzweite die Kommentatoren und wird heute, Sonntag Abend im Salzburger Festspielhaus wiederholt.

Kein Orchester kann seine Verehrer so auf dem Laufenden halten wie die Berliner Philharmoniker. Dank des – optisch wie a...

 

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Muti mit Bruckners Achter

SALZBURGER FESTSPIELE
Der Maestro und das größte philharmonische Heiligtum

Der 83-jährige Dirigent nahm zum Komponisten-Jubiläum erstmals Bruckners Achte Symphonie ins Programm und erntete damit spontanen Jubel.
Nein, kein Hochamt! Der Applaus kam – wie einst bei Karajan – sofort nach dem Schlussakkord. In jüngster Zeit folgen Bruckner-Aufführu...

 

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