Alle Beiträge von sinkothekar

26. XII. 21

Die neue Gretel

An der Wiener Staatsoper fehlt Engelbert Humperdincks traditionelle Weihnachtsoper »Hänsel und Gretel« heuer im Spielplan. Die Volksoper spielt das Werk. Immerhin. Anderswo müssen die Musikfreunde auf ein Liveerlebnis mit der berühmtesten Oper des Jahresregenten – 2021 jährte sich Humperdincks Todestag zum 100. Mal – aus Sicherheitsgründen ganz verzichten. In Dresden etwa wurden »Hänsel und Gretel« wegen der Pandemie aus dem Spielplan verbannt.

Die junge Sopranistin Nikola Hillebrand kommt damit um ihren Auftritt in der Rolle der Gretel im renommierten Haus. Aber man kann die Künstlerin, der Kenner eine große Karriere prophezeien, dennoch in dieser Partie hören: An der Seite von Kate Lindsay (Hänsel) sang Hillebrand Ausschnitte aus dem Werk im Auditorium Grafenegg, begleitet vom Tonkünstler-Orchester. Diesen Beitrag zur besinnlichen Zeit zeigt der Streamingdienst myfidelio dieser Tage.

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Nikola Hillebrand wird in den kommenden Tagen aber doch in Dresden singen: Sie ist ab 5. Jänner 2022 die Adele in einer Aufführungs-Serie von Johann Srauß‘ »Fledermaus« in der Semperoper. Die selbe Partie singt sie zwischen 29. Dezember und 1. Jänner en suite schon in Lyon. Es steht ja nicht das gesamte europäische Musikleben still . . .

25. XII. 21

Das Weihnachtsoratorium

Aktueller geht es nicht: Ö1 sendet heute (19.30 Uhr) Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium in einem Mitschnitt vom 18. Dezember dieses Jahres, aufgenommen in Barceolona, musiziert von der Capella Reial de Catalunya unter Jordi Savall – der Beitrag zum Weihnachtsfest von einem der bedeutendsten Interpreten unserer Zeit.


Jonas Kaufmanns Weihnacht

Einige Tipps zur Vermeidung der altgewohnten feierlichen Lieder haben Sinkothek-Abonnenten schon mit auf den Weg in die Feiertage bekommen. Aber ganz ohne »Stille Nacht« müssen wir doch nicht auskommen. Dafür sorgt schon Jonas Kaufmann, der in Zeiten des Lockdowns eine CD nach der anderen aufgenommen — und jedenfalls heuer die mit Sicherheit meistverkaufte Weihnachts-CD herausgebracht hat. Dazu wurde selbstverständlich auch ein Video gedreht unter Hinzuziehung von Kinderchören und weiteren Sänger aus verschiedenen Musik-Branchen. Mit einem Tag verspätung erklingen sie also alle, alle, die vertrauten Gesänge – auf ORF III im Hauptabendprogramm.

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24. XII. 21

Oper zu Weihnachten?

Welche Oper könnte ein Streamingdienst passend am 24. Dezember online stellen? Der europäische Verbund von Opernhäusern hat sich heuer für Jules Massenets Werther entschieden, wenn man’s recht bedenkt, eine saubere Lösung, denn der letzte Akt der Goethe-Oper spielt tatsächlich am Weihnachtsabend. Der Titelheld stirbt, während draußen die Kinder fröhlich jubilieren.

M. N. Lemieux

Aufgezeichnet wurde die Produktion freilich schon im vergangenen Mai, und zwar in Montpellier (vor coronabedingt leerem Haus) mit Mario Chang als Werther und einer im übrigen wirklich frankophonen Besetzung, angeführt von der Kanadierin Marie-Nicole Lemieux, die am Premierenabend ihr internationales Rollendebüt als Charlotte gab. Dazu Jérôme Boutillier als Albert und Pauline Texier als Sophie – für Melomanen sind da vielleicht einige Stimmen zu entdecken. Und das in Bruno Ravellas für heutige Verhältnisse geradezu atemberaubend werktreuen – deutsche Kritiker würden jetzt sagen: rettungslos altmodischen Inszenierung. Gerade deshalb bedeutet die Möglichkeit, diese Aufführung zu streamen für viele wahre Opernfreunde ein veritables Weihnachtsgeschenk.

Der Stream geht heute um 19 Uhr online. Wer lieber Weihnachten feiert, hat aber ab dann ein halbes Jahr Zeit, ihn abzurufen…

23. XII. 21

ERINNERUNGEN AN DIE GRUBEROVA

DAS »ANDERE« WEIHNACHTSORATORIUM

Gruberova-Raritäten

Manchmal sind die Zugaben die interessantesten Teile eines Konzerts. Sogar bei Radiopgrammen kann das vorkommen. Heute im Nachmittagsprogramm des Klassik-Senders Bayern4 dürfte das so sein. Nach dem eigentlichen Konzert gibt es gegen 15.30 Uhr zwei frühe Aufnahmen der jüngst verstorbenen Koloratursopranistin Edita Gruberova aus dem Bayerischen Rundfunkarchiv zu hören. Dabei handelt es sich wirklich um Entdeckungen, die wohl kaum einem Verehrer der Künstlern bekannt sein dürften. In jungen Jahren spielte sie in Stuttgart mit dem dortigen Radiosymphonieorchester unter Kurt Eichhorn das rare Konzert für Koloratursopran und Orchester in f-Moll des russischen Komponisten Reinhold Glière ein, eine brillante Komposition für eine brillante Interpretin, die in der Gruberova wohl gefunden war. Danach erklingt Michael Haydns Lauft, ihr Hirten, allzugleich mit den Regensburger Domspatzen und dem Münchner Rundfunkorchester unter Leopold Hager.

zur Sendung

Nicht ganz uninteressant ist schon der erste Teil des Konzertnachmittags auf Bayern4 (ab 14 Uhr), der Mitschnitt eines Abends mit dem Dänischen Rundfunkorchester und Beethovens Fünftem Klavierkonzert – Solist Martin Helmchen – und Antonín Dvořáks nicht eben häufig gespielter Sechster Symphonie. Dirigent: Petr Popelka.

SINKOTHEK LEKTÜRE: Antonín Dvořák als Symphoniker

Ein anderes Weihnachtsoratorium

Im Konzertermin des MDR (20 Uhr) ist heute ein Weihnachtsoratorium für Neugierige zu hören, also nicht das bekannte Werk von Johann Sebastian Bach, sondern die Komposition eines Mannes, der im direkten Umfeld Bachs in Leipzig seine musikalische Prägung erfahren hat: Gottfried August Homilius (1714 – 1785) wurde dank seiner musikalischen Beschäftigung während seines Leipziger Jus-Studiums zu einem der angesehensten Musiker Deutschlands, dessen Schwerpunkt auf der Kirchenmusik lag. Homilius, von dem ein zeitgenössischer Chronist sagt, er sei »einer der noch lebenden Schüler Bachs … in der Composition und im Clavierspielen«, wirkte ab 1755 als Kreuzkantor in Dresden. Noch im XIX. Jahrhundert galt Homilius manchen Musikgeleehrten als der »Cranach neben dem Dürer Bach«!

Das knapp dreiviertelstündige Oratorium »Die Freude der Hirten über die Geburt Jesu« ist eines der umfangreichsten Werke des Komponisten, die zu seinen Lebzeiten gedruckt wurden und weite Verbreitung fanden. Das beliebte pastorale Thema malt Homilius mit den Farben eines verhältnismäßig reich besetzten Orchesters aus. Harmonisch setzt Homilius aparte Effekte – etwa gleich im Anfangschor, wenn die fröhliche Atmosphäre des »Gott, Dich rühmen unsre Lieder in der Mitternacht« sich beim Wort Mitternacht kräftig verdunkelt. Es sind eher solch einfache, allgemein verständliche musikalische Signale als komplexe kontrapunktische Arbeit, durch die sich diese Komposition auszeichnet und zu einiger Popularität gelangen konnte. Zauberhaft auch das sanft schaukelnde Wiegenlied »Schlaf, Sohn aus Davids Stamm« und der feierliche Schlußchor.

Zur Sendung (20 Uhr)

22. XII. 21

Rundum klassisch

Ein Heimspiel des Freiburger Barockorchesters, aufgenommen vor gut einem Jahr, am Dezember 2020, ist heute um 20.05 Uhr im Radioprogramm von Bayern 4 zu hören. Ein spannendes Hörerlebnis garantiert! Éva Borhi stand am Dirigentenpult, Jaroslav Rouček spielte das Solo im Trompetenkonzert von Johann Wilhelm Hertel, einem Meister aus der Zeit der Wiener Klassiker (1727 – 1789), der das gesamte Programm gewidmet war. Wer waren die Komponisten, die zur Zeit Haydns und Mozarts en vogue waren – und inwiefern haben die Wiener Meister von deren Produktion profitiert?

Diese Fragen beantwortet das heutige Programm mit einer Symphonie in D-Dur von Carl Stamitz (1745 – 1801), einem der Mitbegründer des klassischen Stils (in zweiter Generation, sozusagen), der nicht zuletzt durch die von der Familie Stamitz geprägten Hofkapelle in Mannheim geprägt wurde.

Passsend zur Jahreszeit: François-Joseph Gossecs (1734 – 1839) Suite de Noëls. Gossec wurde dank seiner langen Lebenszeit zu einem der führenden französischen Meister nicht nur der Revolutions-, sondern auch noch der napoleonischen Epoche und der Restaurationszeit.

Als Beispiel für die Hochblüte, der alle die zuvor gehörten Stilelemente in Wien zugeführt wurden, bildet Joseph Haydns Symphonie Nr. 89 in F-Dur den krönenden Abschluß. Hand aufs Herz: Die stammt zwar von einem berühmteren Komponisten, aber wer kennt sie schon, die Nummer 89?

Bayern 4 Radio

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