Schlagwort-Archiv: pianisten

Matthias Goerne sang Schuberts „schauerliche Lieder“

GOERNE UND TRIFONOV IN WIEN

Die »Winterreise« im Großen Musikvereinssaal.

Schön Singen, davon konnte diesmal gar nicht die Rede sein: Die »Winterreise«, radikale Seelenbespiegelungen durch Matthias Goerne und Daniil Trifonov. Das ging unter die Haut.

Julia Wesely / Musikverein Wien

»Schauerliche Lieder“ nannte Franz Schubert die ersten Stücke seiner »Winterreise«, als er sie zum ersten Mal im privaten Kreis vortrug. Matthias Goerne und Daniil Trifonov schafften es im Großen Musikvereinssaal, 200 Jahre später nachvollziehbar zu machen, welchen Schock diese Musik bei Hörern im Wiener Biedermeier ausgelöst haben musste. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass im Publikum jemand saß, der offenbar gar nicht wusste, was ihn da erwartete und gleich nach dem ersten Lied kräftig applaudierte. Er wurde niedergezischt von all jenen,

An diesem Abend entpuppte sich zuletzt, daß zu früher Applaus manchmal gerade rechtzeitig kommt…

die wissen, was sich heutzutage in einem Konzertsaal angeblich gehört.

Das Beifallklatschen wäre aber spätestens nach zwei oder drei Nummern auch dem wohlmeinendsten Zufallsgast, der einfach schöne Schubert-Melodien hören wollte, vergangen. Weil da wenig war, was man als schöne Melodie erkennen hätte können – und wenn, dann ganz offenkundig in einem Zusammenhang, in dem sie nichts Gutes zu bedeuten hatte. Oder jedenfalls bestenfalls eine schöne, unwiederbringliche Erinnerung.

 

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Swjatoslaw Richter spielt Beethoven

Schon wieder? Nein! Erstmals zu hören!

Nach 60 Jahren endlich erschienen! Richter spielt die Sonaten op. 31/3, 90, 101 und 110. (DG)

Richter spielt Beethoven? Das hat es schon gegeben, gewiß, aber dennoch ist die Neuerscheinung nicht nur für Richter-Aficionados interessant, die alles von ihrem Idol besitzen müssen: Was die Deutsche Grammophon soeben aus ihrem Archiv freigegeben hat, gehört zu den herausragenden Beethoven-Interpretationen der jüngeren Vergangenheit!

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Alfred Brendel

NACHRUF –– WÜRDIGUNGEN –– REZENSIONEN

Die ersten Wiener Beethoven-Aufnahmen erschienen 2019 bei Intense Media

Weisheit am Klavier

NACHRUF VOM 17. JUNI 2025

In Mähren geboren, in Kroatien und Graz aufgewachsen, nach London ausgewandert: In seinem musikalischen Herzen blieb der Künstler ein Wiener.

Er zog, diese Pointe konnte man sich als Rezensent damals nicht entgehen lassen, als letzten Ton seines unwiderruflich letzten Soloauftritts noch ein As aus dem Ärmel, ein zweigestrichenes As, mit dem er – nach leichter Verzögerung Liszts „Au Lac de Wallenstadt“ beendete. Verschmitzten Blicks, versteht sich. Die scheinbar simple Pointe war, typisch Alfred Brendel, doch vielschichtigen Zuschnitts. Der weltweit hoch verehrte Beethoven- und Schubert-Interpret, hielt die Wiener Klassiker hoch wie kaum ein Zweiter, spielte aber mit derselben Hingabe Liszt und ließ es nicht zu, wenn jemand diesen Komponisten weniger hoch achten wollte.

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Igor Levits »Eroica« im Wiener Musikverein

Brahms und Beethoven/Liszt als Parforcetour

Musikverein Wien / Julia Wesely

Musikverein. Behutsame Klangzaubereien bei Brahms, brachiale Dramatik bei Beethoven in Liszts Arrangement.

Als wär‘s die Fortsetzung des Salzburger Festspielabends: Die Kombination von Brahms-Stücken und Franz Liszts Arrangement einer Beethoven-Symphonie schien damals schon im Falle später „Intermezzi“ mit der Siebenten Symphonie rätselhaft; die notabene pausenlose Gegenüberstellung der Brahms-Balladen op 10 mit der »Eroica« stellte diesmal ebenfalls Fragen: Was erwartet man von der Konfrontation eines Frühwerks von Brahms und der bis heute kolossal wirkenden Dritten Beethoven-Symphonie? Was heißt das: Romantik? Was Klassik?

 

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Rendezvous mit Martha Argerich

Avanti AVA10702 (September 2024)

Martha Argerich, jugendlich auch heute noch, hat gerade wieder in Wien konzertiert. Die Herzen des Publikum fliegen ihr zu wie eh und je – und die ungebrochene Musizierfreude dieser brillanten Pianistin wird auch von immer neuen CD-Produktion dokumentiert. Die neue Reihe »Rendezvous mit Martha Argerich« (Avanti) ist bereits bei Vol. 3 angelangt. Und wieder ist das Ergebnis beglückend, denn die Künstlerin, umgeben von prominenten Freunden und Musikern, die prominent werden könnten, präsentiert sich und ihre Mitstreiter in bekanntem wie unbekanntem Repertoire, durchwegs mit Animo und oft mit Feuer realisiert.

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Igor Levit in Salzburg

Der Pianist spielte innig Brahms, bevor er mit einem Beethoven-Arrangement Franz Liszts Klang und Applaus entfesselte.
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Norman Shetler (1931-2024)

Norman Shetler beim Klavierabend zu seinem 90. Geburtstag

Pianist und Puppenspieler
Nachruf. Der Wahlösterreicher und Klavierpartner bedeutender Sänger starb am Dienstag in Wien, nur wenige Tage nach seinem 93. Geburtstag.
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Levit und Thielemann mit Brahms

Igor Levit musizierte unter Christian Thielemanns Leitung Brahms‘ Erstes Klavierkonzert. Gemeinsam rückte man Maßstäbe zurecht.

Christian Thielemann hat die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien heuer wieder einen eigenen Zyklus gewidmet. Dergleichen war man hierzulande nur im Fall von Herbert von Karajan gewöhnt; dass Thielemann diese Ehre wide...

 

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Maurizio Pollini zum Gedenken

Das Publikum hat den Mailänder Pianisten geliebt, auch wenn er es mit seiner Programmwahl oft vor den Kopf gestoßen hat. Am Ende blieb immer die Verehrung für einen klugen, kühl-analytischen Gestalter, der auch bei Romantik jeglichen Gefühlsüberschwang vermied.

Kurz nachdem er 18-jährig den Chopin-Wettbewerb gewonnen hatte, bat die EMI Pollini ins legendäre Londoner Abbey Road Studio, um die Etüdenzklen von Chopin aufzunehmen. Eine Aufnahme, die in Fachkreisen legendären Status genoß, obwohl sie zunächst nicht veröffentlicht wurde: Pollini sträubte sich und nahm die Etüden ein Jahrzehnt später für DG noch einmal auf – diesmal ganz seinem »coolen« Image entsprechend.

 

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