Die Aufnahme-Geschichte dieser Oper beginnt mit der Belcanto-Landnahme in New York, geleitet vom Dirigenten Ettore Panizza und der Primadonna Gina Cigna, die 1937 Bellinis Hauptwerk aus der Versenkung holten und neu zur Diskussion stellten. Cigna sang im selben Jahr die Norma auch in Turin, wo die Produktion ebenfalls mitgeschnitten wurde - technisch sind beide Aufnahmen verständlicherweise unzureichend, sie dokumentieren aber einen Wendepunkt in der Opern-Rezeptionsgeschichte. Wiewohl Cigna der Partie mit vergleichsweise plumpen stilistischen Mitteln gerecht zu werden versucht. Die Zeitgenossen waren freilich hinge...
Wer wissen möchte, wie das einmal geklungen hat, wenn die Melomanen an der Mailänder Scala wirklich außer Rand und Band gerieten, der sollte das Final-Rondo von Bellinis »Nachtwandlerin«, gesungen von Maria Callas am Ende der von Leonard Bernstein unglaublich flexibel und mit Feingespür für die Sänger dirigierten Bellini-Premiere von 1955 hören. Das Tondokument bewahrt nicht nur die enthusiastische Publikumsreaktion, sondern natürlich auch eine singuläre Gesangsleistung, die den Grund für den überbordenden Jubel abgab: Die Callas krönt eine grandiose Belcanto-Aufführung mit einer Sternstunde ausdrucksvollsten Zierges...
Geburt und Wiederkehr des Belcanto
Rossini war der Erbe des Kastratenzeitalters und des kultivierten Schöngesangs, den er zu bewahren und zu erneuern suchte. Ohne die barocken Wurzeln in Acht zu nehmen, ist eine taugliche Bewertung des Belcanto-Stils undenkbar. Die Modernisierungen des italienischen Opernlebens durch Verdi und in der Folge durch die Meister des Verismo haben über Jahrzehnte eine F...