Ein Livemitschnitt von 1979 aus dem Wiener Musikverein, zum Franz-Schmidt-Jahr endlich auf CD.
ORFEO, 2024
Eine Oper über die Goten? Das komme nicht in Frage, ätzte Richard Strauss einst über einen einschlägigen Vorschlag, inspiriert vom damals populären Roman Felix Dahns, »Der Kampf um Rom«. Der bedeutende Symphoniker Franz Schmidt ist auf den Stoff hereingefallen: Nach seinem Opernerstling, der nicht nur wegen des hitparadentauglichen Zwischenspiels hörenswerten »Notre Dame«, komponierte er ein Musikdrama um die schöne rothaarige »Fredigundis«, die Mord und Totschlag in Kauf nahm, um an die Macht zu kommen.
Aufnahmen von Arvid Jansons verraten, daß der populäre Chefdirigent von Oslo, Amsterdam und München, Mariss Jansons, wie der legendäre Carlos Kleiber einen prägenden Dirigenten-Vater hatte!
Das Publikum hat den Mailänder Pianisten geliebt, auch wenn er es mit seiner Programmwahl oft vor den Kopf gestoßen hat. Am Ende blieb immer die Verehrung für einen klugen, kühl-analytischen Gestalter, der auch bei Romantik jeglichen Gefühlsüberschwang vermied.
Kurz nachdem er 18-jährig den Chopin-Wettbewerb gewonnen hatte, bat die EMI Pollini ins legendäre Londoner Abbey Road Studio, um die Etüdenzklen von Chopin aufzunehmen. Eine Aufnahme, die in Fachkreisen legendären Status genoß, obwohl sie zunächst nicht veröffentlicht wurde: Pollini sträubte sich und nahm die Etüden ein Jahrzehnt später für DG noch einmal auf – diesmal ganz seinem »coolen« Image entsprechend.
Zwei Komponisten seiner Heimat hat der polnische Tenor Piotr Beczala in einem Liedprogramm im Jahr 2018 vorgestellt. Der eine, Stanislaw Moniuszko, ist Kennern zumindest als Schöpfer der polnischen Nationaloper »Halka« ein Begriff, der andere, Mieczyslaw Karlowicz, dürfte hingegen auch engagierten Besuchern von Liederabenden kein Begriff sein. Seine knappen, oft nur etwas mehr als eine Minuten dauernden Gesangs-Miniaturen sind dennoch hörenswert: Das ist Romantik pur, Gefühlslyrik, ganz subjektiv und um formale Vorgaben unbekümmert. Seelenbespiegelungen, im Klangstil an Schubert oder Schumann orientiert.
Atmosphärisch reich sind auch die Lieder von Stanislaw Moniuszko, die in Beczalas Wiedergaben ungemein sinnlich und anrührend klingen.
Das abgelaufene Jahr war auch dem Gedenken an Sergej Prokofieffs 70. Todestag gewidmet – der Komponist starb am selben Tag wie Josef Stalin; so hat ihm nicht einmal seine Heimat würdig die letzte Ehre erwiesen, denn alles drehte sich um den toten Diktator. Für die Nachwelt ist Prokofieff freilich einer der Sympathieträger der musikalischen Moderne.
Zur Nachlese, einige der brillantesten Prokofieff-Aufnahmen für Kenner und für Einsteiger.
Der exzentrische Dirigent Leopold Stokowski hat sich zeitlebens für die jeweils neue Musik interessiert, wenn sie von bedeutenden Komponisten stammte. Er hat sie dann mit derselben Leidenschaft für den Konzertsaal klanglich "inszeniert", wie er das mit Musik von Bach bis Tschaikowsky getan hat.
Zunächst denkt man: Aha, die Künstlerin, die hier „Neue Gitarrenmusik“ vorstellt, hat einige Musikerkollegen ins Studio des SWR gebeten, Bläser, ein Akkordeon vermeint man zu hören, Schlagwerk und in der folgenden Nummer doch auch Streichinstrumente. Aber weit gefehlt: Klara Tomljanovič hat nur ihre Gitarre mitgebracht – und einige Hilfsmittel, um Saiten und Corpus ihres Instruments auch mit anderen Mitteln zum Klingen zu bringen als bei der Gitarre gemeinhin üblich.
Schon vor Beginn des Jubiläumsjahres feiern die CD-Produzenten den 200. Geburtstag des großen österreichischen Symphonikers. Die Wiener Philharmoniker haben erstmals eine Gesamtaufnahme der Symphonien unter der Leitung eines Dirigenten herausgebracht – und die beiden Frühwerke inkludiert.
Anton Bruckners Symphonien gehören hierzulande zum großen Kanon der Konzertprogramme. Oder besser: einige der Symphonien werden häufig gespielt. Andere, vor allem die ersten beiden und die Sechste kann der Musikfreund kaum je live erleben – und jenseits des deutschen Sprachraums gehören Bruckner-Aufführungen nach wie vor eher zu den Raritäten; in England und den USA spielt man nach wie vor weitaus öfter Sibelius-