Einen spektakulären Fund machte man – rechtzeitig zum 150. Geburtstag des Komponisten – in der Autographensammlung der Pariser Bibliotheque nationale – »Prélude et Danse« aus »Sémiramis« von Maurice Ravel. Das Stück kam im März in New York zur Uraufführung und erlebt nun im Eröffnungskonzert des diesjährigen Grafenegg-Festivals seine österreichische Erstaufführung. Das Tonkünstler-Orchester spielt unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Fabien Gabel. Das Pianistenduo Katia und Marielle Labèque musiziert am Beginn des Abends im Wolkenturm das Doppelkonzert von Francis Poulenc, danach folgt Richard Strauss‘ »Alpensinfonie«.
Salzburg spielt maurerische Klänge aus der Feder des Genius loci, stellt Beziehungen zwischen einer Freimaurerkantate und der Zauberflöte her – und präsentiert die berühmte Maurerische Trauermusik. wie sie vielleicht ursprünglich erklang: mit Chor.
ZUR RUNDFUNKÜBERTRAGUNG AM 12. AUGUST 2025
Die Salzburger Festspiele widmen eine halbe Mozart-Matinee den maurerischen Aktivitäten des Komponisten. Viel ist über Mozarts Mitgliedschaft in der Loge „Zur wahren Eintracht“ diskutiert und gerätselt worden. Das Mozarteumorchester geht in seiner Matinee am kommenden Sonntag den Dingen akustisch auf den Grund und präsentiert unter der Leitung von Roberto González-Monjaseinige Werke, die direkt oder indirekt mit Mozarts Freimaurer-Mitgliedschaft zu tun haben.
Salzburg spielt heuer wieder einmal Arnold Schönbergs Erwartung – und manche Rezensenten tun so, als wäre das eine Großtat. Dabei gilt dieses Werk seit Jahr und Tag als Schlüsselstück des musikalischen Expressionismus und wurde in jüngster Zeit von vielen bedeutenden Opernsopranen in aller Welt gesungen; oft in konzertanten Wiedergaben, immer wieder aber auch in Inszenierungen. Und die Salzburger Festspielaufführung mit Jessye Norman in Robert Wilsons Inszenierung in den Neunzigerjahren genießt bereits legendären Status.
DAS WERK WAR SOFORT EIN EMINENTER ERFOLG
Obwohl die Komposition bereits auf dem Höhepunkt der sogenannten atonalen Phase Schönbergs vollendet war, dauerte es bis in die ersten Jahre der Zwölfton-Phase des Komponisten, daß Erwartung den Weg auf die Bühne fand. 1924 dirigierte Alexander von Zemlinsky beim Prager Musikfest die Uraufführung. Marie Gutheil-Schoder sang – und es kann keine Rede davon sein, daß die Zeitgenossen Schönbergs radikale Musiksprache nicht geschätzt hätten: Die Rezension im Prager Tagblatt berichtet von stürmischem Applaus und erweist sich als kluge Einordnung der Komposition in die Entwicklungsstränge der jüngeren Musikgeschichte.
Antonìn Dvořáks »Amerikanisches« Quartett mit seinen vielen »böhmischen« Anklängen, in Japan aufgenommen – als Musterbeispiel für die »wienerische« Streichquartettkultur.
Anton Kamper - Walter Weller - Fritz Händschke - Ludwig Beinl (Juni 1962)
Warum diese Aufnahme hörenswert ist?
Für eine japanische Firma hat das Wiener Konzerthausquartett, ein legendäres philharmonisches Ensemble unter der Führung von Anton Kamper, Aufnahmen gemacht, darunter eine hinreißende Interpretation von Dvořáks berühmtestem Streichquartett – Seite an Seite mit der nicht minder beliebten »Symphonie aus der Neuen Welt« in den USA entstanden, aber voll von sehnsuchtsvollen Erinnerungen an die böhmische Heimat – und für Wiener Musiker über die Jahrzehnte hin so etwas wie ein »Heimspiel«, läßt sich doch die berühmter »Wiener Geigenschule« auf böhmische Wurzeln zurückführen – bis heute üben Geigenstudenten ja die Etüden von Otakar Ševčík…
Brahms und Wolf konnten einander nicht ausstehen – haben die Musikgeschichte aber auf sehr ähnliche Weise bereichert. Im neuen Album von Florian Boesch und Malcolm Martineau stehen die beiden mit »ernsten Gesängen« harmonisch nebeneinander. Bewegend.
Kein leichtes Programm haben sich Florian Boesch und Malcolm Martineau für ihre jüngste CD ausgesucht: Weder Brahms noch Hugo Wolf gehören zu den Straßenfegern, wenn es um die Programmierung von Liederabenden geht. Und obwohl die Sammlung einige der berühmtesten Gesänge der beiden Meister enthält: Das Gros des Programms zwingt zur Besinnung, zur Einkehr, vor allem aber: zu analytischem Hören. Dieses aber trägt reiche Früchte! Man lernt unter anderem: Brahms und Wolf, die einander gehaßt haben, fanden sich in ihrer Kunst näher beieinander als ihnen wohl lieb gewesen sein könnte…
Im Dezember 2026 wird der Wiener Pianist seinen 80. Geburtstag feiern, vor dem Beginn seines Festivals in Grafenegg verriet der Künstler, wie er zum Intendanten geworden ist und wie er aus einfachen Verhältnissen große Karriere machen konnte.
Wirklich passiert ist in Robert Wilsons Theater nie etwas. Selbst dort, wo in seinen Operninszenierungen die Musik wildeste Bewegung suggerierte, herrschte auf der Szene statuarische Ruhe. Das fanden manche Zuschauer provokant. Oder langweilig. Je länger man aber darüber nachdenkt, was man selbst während solcher Abende erleben konnte, zieht man vor dem amerikanischen Bühnenmagier den imaginären Hut. Denn seine suggestiven, scheinbar unbeweglichen Bildkreationen, in denen Darsteller stets dazu angehalten waren, möglichst nicht – und wenn, dann in abgezirkelten Zeitlupengebärden zu agieren, sie brachten uns über das Schauen quasi durch Unterforderung des Sehsinns zum Lauschen. Und dann passierte plötzlich wieder sehr viel…
Bei der festlichen Eröffnung der Salzburger Festspiele gab es diesmal eine peinliche Panne. Offenbar geführt von Insidern, gelangten einige Personen, die gegen das Vorgehen der israelischen Regierung im Gaza-Streifen protestieren wollten, auf die Bühne und in die Arkaden der Felsenreitschule und störten dort die Rede des Vizekanzlers, Andreas Babler. Die Aufregung war nachher größer als während des Vorfalls: Wie konnte das passieren? Warum hat das Sicherheitssystem versagt?
Die Lehre daraus: Man kontrolliert nun die Eintrittskarten, die seit der Corona-Pandemie ohnehin personalisiert sind – was übrigens einen empfindlichen Eingriff in die Rechte der Kartenkäufer darstellt – noch rigoroser als zuvor. Als ob die prächtig geschmückten Festspieladabeis und die nach wie vor oft gut gekleideten Musikfreunde eine Gefährdung darstellen würden. Das ist so absurd, wie das jährliche Theater um die Festspieleröffnung. Diese stellt nämlich für noch halbwegs bei Sinnen befindliche Kultur-Konsumenten seit langem nur noch ein Ärgernis dar. Nicht wenn, wie diesmal, Protestaktionen gestartet werden, sondern wegen der unerträglichen hohlen Phrasen, die bei dieser Gelegenheit von den Politikern, aber meist auch von den Festrednern gedroschen werden.
Was die bis zum Überdruß wiedergekäuten Moralisierungen von allen Seiten mit der europäischen Kunst und ihrem Beitrag zu unserm Leben zu tun haben sollen, müssen sich die Berichterstatter jedesmal verkrampft aus den Fingern saugen und in weitere belanglose Worthülsen verpacken.