Archiv der Kategorie: Kalender

Peter Seiffert ist tot – Der ideale Tenor für Wagner, aber auch für Lehár

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Von der Leichten Muse hat der 1954 in Düsseldorf geborene Tenor bald ins Heldenfach gefunden, ohne den Schmelz seiner Stimme zu verlieren.

„Schön ist die Welt“ – mit seinen ersten Aufnahmen trat der junge Peter Seiffert in die Fußstapfen eines Richard Tauber: Die kraftvolle, leuchtkräftige Stimme war für die sinnlichen Operettenmelodien, die Franz Lehár seinem besten Interpreten in der Gurgel komponiert hatte, ideal geeignet, ebenso geschmeidig wie höhensicher. Und mit einer Lust bei der Sache, dass kein Hörer auf den Gedanken kam, dieser Künstler würde sich nach Auftritten in den großen Opernhäusern oder gar bei den Bayreuther Festspielen sehnen.

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Ravels Klavierwerk

Wichtiger Neuzugang in der Ravel-Diskographie: Die Aufnahmen des französischen Pianisten Jean-Efflam Bavouzet präsentieren das Klavierwerk des Jahresregenten bei höchster technischer Raffinesse in auserlesener Schönheit.

Maurice Ravel
Das gesamte Klavierwerk

Jean-Efflam Bavouzet

Chandos (2025)

Die Fülle des Repertoires, die der Pianist Jean-Efflam Bavouzet für das Label Chandos erarbeitet hat, reicht von der Wiener Klassik – eine der raren und überdies international hoch bewerteten Gesamtaufnahmen der Klaviersonaten Joseph Haydns inklusive – bis ins 20. Jahrhundert. Die Beziehung zwischen dem feinsinnigen Interpreten und dem britischen Label begann vor ziemlich genau 20 Jahren mit einer Einspielung des Klavierwerks von Claude Debussy. Wenn Bavouzet nun nach zwei Jahrzehnten sämtliche Klavierkompositionen Maurice Ravels nachreicht, dann wirkt das wie eine bewußte Rundung der künstlerischen Ernte – aber das stimmt insofern nicht ganz, als Bavouzet kurz vor seiner Unterschrift unter den Chandos-Vertrag schon einmal den »ganzen Ravel« aufgenommen hat – für das deutsche Label Darbringhaus & Grimm.

 

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Wiens Frühling blüht in Triest

APERÇU

Die Wiener Symphoniker übersiedeln nach Triest. Zumindest für ein paar Tage im April, denn in der Hafenstadt interessiert man sich für „Frühling aus Wien“.

»Frühling in Wien« hieß es einst, wenn die Wiener Symphoniker im Musikverein ein bunt gemischtes, meist ziemlich anspruchsvoll programmiertes Konzert vor Fernsehkameras gaben. Was die Einschaltquoten betraf, konnte natürlich nicht von einem Konkurrenzverhältnis zum philharmonischen Neujahrskonzert die Rede sein. Aber international nahm man diesen Gruß aus der Musikstadt natürlich wahr. Werbung für Wien läßt sich ja, wenn man will, durchaus auf überdurchschnittlich kultiviertem Niveau betreiben.

KULTUR IM TV? DAS IST VORBEI!

Aber seit einiger Zeit legt man auf die Vermittlung klassischer Werte nicht mehr so viel Wert. Jedenfalls ist der Konzertfrühling in Wien verblüht. Aber die Symphoniker sind nicht untätig geblieben und führen ihre Klassik-PR-Strategie ab sofort mit anderen Mitteln weiter. Die Idee könnte angesichts der österreichischen Historie nicht charmanter sein: Am 10. April musizieren Mitglieder der Symphoniker in Kaffeehäusern und auf Plätzen von Triest, an Orten also, die verraten, daß diese Hafenstadt auf eine lange gemeinsame Geschichte mit Wien zurückblickt.

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Alles über Alfred Cortot

Er war so »politisch inkorrekt«, wie es nur ging

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Der französische Pianist Alfred Cortot hat sich als Interpret die Unsterblichkeit erspielt. Eine neue Biographie erwägt menschliche und künstlerische Fakten.

Sich über den Pianisten Alfred Cortot zu mokieren ist keine Kunst. Er hatte sich während des Zweiten Weltkriegs als Mitläufer des Vichy-Regimes und mit erschreckend vielen falschen Tönen, die er auf dem Klavier hervorbrachte, in den Augen der Nachwelt menschlich und künstlerisch disqualifiziert.
Mit Anton Voigts neuer Cortot-Biographie liegt nun aber eine exzellent recherchierte Faktensammlung vor, die eine der faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert doch wieder ins rechte Licht rückt. Hier wird nichts schöngeredet. Die Zeitzeugnisse sprechen für sich – und übrigens keineswegs immer gegen Cortot. Was sein Künstlertum betrifft, wird bald nach Beginn der Lektüre klar, welchen Rang dieser Pianist und Dirigent in den Augen seiner Zeitgenossen eingenommen hat, und warum das so war. Für uns Nachgeborene bleiben nun nicht mehr nur die frühen Schallplattenaufnahmen des Pianisten. Wir können auch nachlesen, unter welchen Umständen die Sensibilität und Vielgestaltigkeit von Cortots Klavierspiel heranreifen konnte.

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»Werther«-Sternstunde in Paris

Marina Viotti und Benjamin Bernheim (c Vincent Pontet)

Benjamin Bernheim und Marina Viotti machen am Théâtre des Champs-Élysées in der Regie von Christof Loy die Goethe-Oper zum Ereignis.

Massenets »Werther«, paradoxerweise einst in Wien uraufgeführt, gehört dennoch ganz und gar den Franzosen. In deutschsprachigen Landen galt die Goethe-Veroperung – wie etwa Gounods »Faust« – als suspekt. Und man muss tatsächlich nach Paris pilgern, um eine Lektion in Sachen musikalischen Stils zu erhalten: Dass Massenets Musik aus dem Geist der Opéra Comique herausgewachsen ist, begreift unsereins ja nach wie vor kaum. Wenn der wohl herausragende Interpret dieses Fachs in unseren Tagen im Theatre des Champs-Elysees den Werther singt, dann erlebt der Zaungast also nicht nur vokale Glanzstücke. Er staunt auch, wie man aus ihm ungewohnter Perspektive einem Meisterwerk gerecht werden kann.

 

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Maurice Ravel und Wien

Eine Liebe mit Hindernissen

Es war Arnold Schönberg, der den französischen Impressionisten in Wien zuerst bekannt gemacht hat

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Im Ravel-Jahr mangelt es weltweit nicht an Aufführungen von Werken, die dieser Komponist jenseits des „Bolero“ sozusagen „auch noch“ komponiert hat. Ein Blick zurück in die Annalen lehrt, seine Musik galt zu Lebzeiten durchaus als experimentell. Und es war der Allvater der Wiener Moderne, Arnold Schönberg, der sich für Aufführungen Ravelscher Werke hierzulande stark gemacht hat.
Die ersten Stücke Ravels, die man in Wien kennenlernen konnte, waren Klavierwerke, eingebettet in vielfältige Programmfolgen. Es waren die Aufführungen im Rahmen des legendären „Vereins für musikalische Privataufführungen“, die konsequent auch größer besetzte Kompositionen des Franzosen vorstellten – nicht nur, aber auch in Konfrontation mit Novitäten aus der Feder Schönbergs und seiner Meisterschüler Berg und Webern.

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Die Wahrheit über Karajan

Karajan, »inszeniert« vom Photographen Rudolf Kessler

Karajan? Es war alles ganz anders!

Berliner Philharmoniker. Den legendären Dirigenten gab es zweimal. Der eine ist in unzähligen gestylten Studioaufnahmen dokumentiert. Der andere Karajan, den man nur live erleben konnte, wird nun durch eine CD-Edition wieder lebendig.

Karajan – nach wie vor hat der Name nichts von seiner Strahlkraft verloren. Wenn es gilt, die berühmtesten Dirigenten aller Zeiten aufzuzählen, landet der Salzburger des Jahrgangs 1908 auch 36 Jahre nach seinem Tod im Juli 1989 noch auf den vordersten Rängen, wenn nicht auf Platz eins.

Für TV-Auftritte »gestylt«

Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Mann ein reicheres Erbe an Tonaufnahmen hinterlassen hat als nahezu sämtliche Konkurrenten. Und dass viele dieser Aufnahmen bis heute als Referenzeinspielungen klassischer und romantischer Spitzenwerke gelten – von den Beethoven-Symphonien über Brahms und Bruckner bis zu Richard Strauss und, ja: tatsächlich, Arnold Schönberg.

Aber: Wer Herbert von Karajan in Oper oder Konzertsaal live erleben durfte, der weiß, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Es gab noch einen anderen Karajan. Dessen Ruhm vermehrte sich international naturgemäß durch die vielen Schallplatten, die er bereits in jungen Jahren aufzunehmen begann. Aber die Legende Karajan entstand nicht in den Studios, sondern dort, wo sein Charisma unweigerlich wirkte – in Richtung Musiker und in Richtung Publikum. Von dieser Verzauberung, die oft ans Hexenmeisterische grenzte, geben die in aller Regel vor allem auf höchste technische Perfektion gestylten Einspielungen nur einen Bruchteil – in manchen Fällen ist man sogar versucht zu sagen: gar nichts – wieder.

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Frank Peter Zimmermann

Der deutsche Geiger feiert seinen 60. Geburtstag

Warner würdigt den deutschen Geiger zum Sechziger mit einer – etwas eigenwillig kompilierten – Auswahl von Sonaten- und Konzertaufnahmen.
Warum man den Titel »Die Liebe zu den drei Orangen« für diese Edition gewählt hat, bleibt rätselhaft. Mit Sergej Prokofieffs Oper haben die Aufnahmen des bedeutenden Geigers aus Duisburg nichts zu tun – wenn auch Prokofieffs Musik in seiner Karriere eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat.
Tatsächlich sind hier exzellente Wiedergabe von Werken Bachs, Mozarts, Beethovens, Paganinis, Prokofieffs und einiger anderer versammelt, die den Rang des Interpreten Zimmermann bestens dokumentieren: Der 1965 geborene Geiger gehört zu einer wirklich schmalen Elite von echten Weltklasse-Interpreten in unseren Tage...

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Juliane BANSE

DIE SORPANISTIN IM GESPRÄCH ANNO 2007

Abschied von den kleinen Mädeln

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Juliane Banse über ihre Opernleidenschaft, Babypausen, geschützte Werkstätten und eine Haydn-Premiere unter Nikolaus Harnoncourt.

»Meist gibt es bei der Arbeit an solchen Produktionen irgendwo einen Wermutstropfen. Diesmal nicht« Juliane Banse gerät ins Schwärmen, wenn sie über die Probenarbeit an Haydns Orlando Paladino berichtet. Die Premiere von Keith Warners Inszenierung findet am Samstag im Theater an der Wien statt.
Nikolaus Harnoncourt dirigiert, »seine Energie ist ungebrochenq, sagt Juliane Banse, »er tigert sich in gewohnter Manier rein. Und die Inszenierung ist richtig gut, genau richtig für so eine Oper, mit ein bisschen Augenzwinkern, nicht eins zu eins barock, heutig und trotzdem nicht gegen das Stück.«

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Nézet-Séguin in der Höhle des Löwen

Der nächste Wiener Neujahrsdirigent präsentiert sich in einem Abonnementkonzert der Philharmoniker im Musikverein mit einem anderen – nämlich mit Richard Strauss.

Was von Yannick Nézet-Séguin zu halten sei, fragen einander Wiener Musikfreunde seit dem 1. Jänner, als bekannt wurde, daß der Kanadier das Neujahrskonzert 2026 leiten würde. Wer ist das?, heißt es des öfteren fragend. Dabei hat der Chefdirigent der New Yorker Metropolitan Opera schon einige Repertoireaufführungen an der Staatsoper dirigiert und das Wiener Orchester also auch in seinem »Hauptberuf« bereits kennengelernt.

Wie er sich mit der Wiener Klangkultur tut, erfährt man an diesem Wochenende, wenn Nézet ein Philharmonisches dirigiert. Immerhin steht da Beethoven auf dem Programm – das Dritte Klavierkonzert mit Yefim Bronfman – aber auch ein Strauss, wenn auch der Münchner Richard mit seinem ausladenden Tongemälde »Ein Heldenleben«.

Ö1 überträgt, wie gewohnt, live am Sonntag um 11 Uhr. Und Neugierige können sich über Strauss-Tondichtung vorab natürlich in der SINKOTHEK informieren – oder eine Referenzaufnahme zur Einstimmung »vorhören«:

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