Archiv der Kategorie: Feuilleton
CLaudio ARRAU
* 1903 + 1991
Der aus Chile gebürtige Pianist Claudio Arrau, der als Wunderkind schon früher Noten als Bücher lesenkonnte, war pianistisch ein Sproß der deutschen Klavierschule. Ausgebildet beim Liszt-Schüler Martin Krause am Stern'schen Konservatorium in Berlin, gewann er den Ibach-Preis und den Genfer Grand prix international des pianistes.Schon ...
Theodor Wiesengrund ADORNO
1903 - 1969
Als Philosoph eine der prägenden Figuren der Achtzundsechziger-Ära, übte der Kompositionsschüler Alban Bergs einen unheilvollen Einfluß auf die Musikgeschichtsschreibung und die Ästhetik der Neuen Musik nach 1945 aus. Adorno wetterte gegen alle seiner Meinung nach gegen jede musikalische Regung, die den Errungenschaften der sogenannten...
Jascha Heifetz
1901 - 1987
Er stammte aus Wilna, begann mit drei Jahren Violine zu studieren und spielte mit sechs das Mendelssohn-Konzert. Ab seinem 10. Lebensjahr wurde er vom legendären Leopold Auer unterrichtet. Mit 13 spielte Jascha Heifetz bereits mit den Berliner Philharmoniker unter Arthur Nikisch das Tschaikowsky-Konzert.
1917 wanderte er angesichts der russischen Revolution in die USA aus. Für Kenner war er damals bereits der beste Geiger der Welt. Carl Flesch, nicht eben zimperlich, wenn es darum ging, Kollegen zu kritisieren, meinte über Heifetz:
Es hat wohl kaum jemals einen Geiger gegeben, der der absoluten Vollkommenheit näher gekommen ist.
George Bernard Shaw, der Spötter, hat den jungen Heifetz noch hören können und sagte ihm angeblich:
Junger Mann, versprechen Sie mir, jeden Abend v...
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Ivan Koslowski
Der gefesselte Caruso des Ostens
Aus dem Nachruf vom 23. Dezember 1993
Ivan Koslowski ist tot. Die Nachricht, auf die viele westliche Musikfreunde wohl mit Achselzucken reagieren, bedeutet für echte Belcanto-Freunde nicht mehr und nicht weniger, als daß einer der größten Sänger des Jahrhunderts von uns gegangen ist.
Daß der sowjetische Tenor, Sproß einer ukrainischen Bauernfamilie, international nahezu unbekannt geblieben ist, verweist uns nicht zuletzt auf die Folgen des stalinistischen Terrors. Obwohl die Glanzzeit dieses unvergleichlichen Künstlers dank seiner perfekten Technik jahrzehntelang andauern konnte, blieb er ein »sowjetisches...
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Eduard van Beinum
1900 - 1959
Van Beinum studierte am Konservatorium Amsterdam und wurde nach seinem Diplom Leiter des Toonkunst-Chors in Schiedam sowie ab 1927 Dirigent der Orchestervereinigung von Haarlem. 1931 bestellt man ihn neben Chefdirigent Willem Mengelberg und dem Ersten Gastdirigenten Bruno Walter zum ständigen Dirigenten des Concertgebouworkest, Amsterdam.
Nach 1945, als Mengelberg wegen zu großer Nähe zu den deutschen Bestzern zurücktreten mußte, überahm van Beinum das Concertgebouw-Orchester und machte mit ihm auch einige erstklassige Schallplattenaufnahmen:
So glückte Bruckners Siebente Symphonie wohltönend und formal ausgewogen. Und die damals neuen symphonischen Zwischenspiele aus Benjamin Brittens Peter Grimes halten die Atmosphäre der Oper stimmungsvoll ...
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port1900prihoda
Váša Příhoda
1900 - 1960
Als Váša Příhoda 1960 in Wien starb, war sein Ruhm längst verblaßt. Der böhmische Meistergeiger, der wie so viele Kollegen als Wunderkind begonnen hatte, konnte nach 1945 nicht mehr an seine Vorkriegs-Erfolge anknüpfen.Da war die kommunistische tschechische Politik dazwischen gekommen, die ihn 1945 mit einem Auftrittsverbot und eine Geldbuße belegte, weil er während der deutschen Okkupation seiner Heimat weiter in Europa - und vor allem auf »deutsch dominiertem« Territorium - weiter konzertiert hatte.Auch berichten die Kommentatoren seiner letzten Konzertauftritte von vielen technischen Mängeln; und damit vom Ende eines Phänomens: Denn gerade die makellose Technik war über viele Jahre das Markenzeichen Váša Příhodas gewesen.
Darüber gebot er mit einer Nonchalan...
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Aaron Copland
1900 - 1990
Aaron Caplan, wie Copland eigentlich hieß, wurde im November in 1900 Brooklyn (N. Y.) geboren und studierte nach einer Grundausbildung in seiner Heimat in Paris bei Nadia Boulanger. 1924 ging er zurück in die Vereinigten Staaten und wurde dort zum führenden Komponisten, der moderne Techniken mit Film- und Unterhaltungsmusik zu verbinden wußte und dabei einen unverwechselbar »amerikanischen« Tonfall fand.
Viele Jahre lang leitete Copland eine Kompositionsklasse am Berkshire Music Center in Tanglewood (Mass.). Auf die nächstjüngere Generation US-amerikanischer Komponisten hatte er eminenten Einfluß. Leonard Bernstein hat mit New York Philharmonic die wichtigsten Orchesterwerke seines Lehrers Copland aufgenommen: Appalachian Spring, Rodeo, Billy the Kid und die Fanfare for the C...
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Kurt Weill
1900-1950
Kurt Weills Namen kennt man, denn er war jener Mann, der im Verein mit dem Theatermann Bertolt Brecht die Geschichte des politisch engagierten deutschsprachigen Theaters nachhaltig geprägt hat – und mit seiner »Dreigroschenoper« dazu beigetragen hat, daß die musikalische Moderne sich vor den Anforderungen der populären Schlagermusik nicht drücken mußte und daß ein breites Publikum – genau deshalb – keine Scheu vor der Berührung mit linkem Agitprop empfand...
Zwischen allen Stühlen
Weill war freilich ein erstklassiger Komponist, der auch im »ernsten« Genre für Oper und Konzertsaal Bleibendes geschaffen hat. Er kam aus einer musikalischen Familie. Sein Vater war Kantor, der Sohn hochmusikalisch und ehrgeizig. Im Alter von zehn Jahren brachte er sich autodidaktisch das Klavierspie...
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Maria Judina
Die Frau, die Stalin trotzte

Sanftmütig, doch streitbar, tief religiös, leidenschaftlich: Maria Judina war eine der herausragenden Pianistinnen des 20. Jahrhunderts, was Musikfreunde im Westen erst lange nach ihrem Tod erfuhren, Kenner in Sowjetrußland jedoch sehr genau wußten.
Ich werde für Sie beten!
Sie wußten auch, daß es diese Frau zu Zeiten gewagt hatte, Josef Stalin ins Gesicht zu sagen. »Ich werde für Sie beten!«. Trotz aller Widersetzlichkeit hat der Diktator nichts gegen die Künstlerin unternommen – im Gegenteil: Als er eine Aufführung von Mozarts A-Dur-Klavierkonzert (KV 488) durch die Judina hörte, begehrte er sogleich, eine Schallplattenaufnahme davon zu bekommen. Bei Nacht und Nebel ging man ins Studio, spielte das Werk unter Alexander Gauks Leitung noch einmal, um es aufzunehmen – und in rascher Folge lag eine eigens für ihn gepreßte Schallplatte auf Stalins Schreibtisch.

Die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende: Als die Leibwache des Diktators den toten Staatschef in seinem Zimmer vorfanden, lag ebendiese Platte auf dem Plattenspieler. Stalin hatte in seiner Todesstunde die Judina Mozart spielen gehört.
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