Alle Beiträge von discjockey
CD-Edition
Mono, nicht monoton
Aus einer versunkenen Welt großer Interpretationen.
Cover Art 1951 für Mendelssohns „Sommernachtstraum“-Musik.
Dreißig Jahre dauert der Zyklus offenbar: Von Mitte der Fünfzigerjahre bis in die Achtziger regierte die Langspielplatte, danach die CD. Und wenn nicht alles täuscht, dann steigen die Musikfreunde derzeit langsam, aber sicher auf Streamingdienste um und holen sich ihre Lieblingsmusik auf die Festplatten ihrer Computer. Zu diesem Zweck muß alles digitalisiert werden, was die Jahrzehnte überdauern soll. Allerdings feiert die Langspielplatte ein Comeback – demnächst eröffnet mitten in Wien wieder ein Geschäft, das ...
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Ariadne auf Naxos
In den kleinsten Dingen wohnt der größte Zauber
Hugo von Hofmannsthals und Richard Strauss' Sorgenkind "Ariadne auf Naxos" wird 100 und gehört längst zu den Selbstverständlichkeiten im Repertoire.
Es war eine der wenigen Uraufführungen von historischer Bedeutung an der Wiener Staatsoper: Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal präsentierten 1916 ...
Mrawinsky
Ein Diktator am Pult
Eine Mravinsky-Edition ist angekündigt, Vol. 1 ist eben erschienen – zu günstigem Preis kann man sich eine Übersicht über die Aufnahmen eines der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts verschaffen, des prägendsten russischen Maestros der sowjetischen Ära.
Ältere Wiener Musikfreunde können sich an Yevgeni Mravinsky (wir übernehmen hier die Schreibweise der CD-Edition) noch sehr gut erinnern. Seine Erscheinung war trotz ihrer Zartheit, ja Fragilität auf dem Podium ehrfurchtgebietend. Mit knappen, klaren Bewegungen, die vom Saal aus oft kaum wahrnehmbar waren, entfesselte er Klangorkane. Er war einer der Diktatoren am...
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Clemens Sander
„Die schöne Müllerin“
In Eigenregie haben Klemens und Uta Sander eine Neuaufnahme von Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ herausgebracht. Sie interpretieren ihn kammermusikalisch im besten Sinn: ein Psychodrama, das, je stärker die Emotionen sich ballen, umso konsequenter nach innen weist. Der ebenmäßig schöne, doch ganz aus dem Wort geborene Gesang Klemens Sanders tönt bald wie ein Selbstgespräch. Die Unausweichlichkeit des Schicksals des Müllerburschen wird umso intensiver spürbar, je stiller die Töne werden, auch des subtil auf die Bedürfnisse des Baritons abgestimmten Klaviers. Größe in der Schlichtheit: berührend. (Ars Prod...
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Korngold Lieder
Sämtliche Lieder: Erich Wolfgang Korngolds
Die Wiederbesinnung auf das Werk Erich Wolfgang Korngolds beschert uns eine Doppel-CD mit dem Liedschaffen des genialen Musikkritikersohnes – von ersten Talentproben („So Gott und der Papa will“) bis zur späten Liebeserklärung an Wien. Nebst Adrienne Pieczonka bewältigt Konrad Jarnot den Löwenanteil, wortdeutlich, mit Gespür für Korngolds spätromantisch-ausschwingendes Melos. Wohllaut strömt auch dort, wo Zeitgeschichte hereinspielt: Spannend zu vergleichen, was aus einem „Soldatenabschied“ nach dem Krieg wurde. Und die „Kaiserin-Zita-Hymne“ verwendete Korngold später für den Film über Königin Elizab...
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Harnoncourt
Nikolaus Harnoncourts Beethoven
Das Hören zwingt ihn ohne Unterlaß zur Auseinandersetzung – mit Beethoven!
Es sollte, man merkt es der Verpackung an, ein ganzer Beethoven- Zyklus werden – es wurde ein fragmentarisches Abschiedsgeschenk. Erstmals wollte Nikolaus Harnoncourt alle Neune mit „seinem“ Ensemble aufnehmen. Nun liegt der Mitschnitt der Symphonien 4 und 5 vor; tatsächlich weitaus spannender als der einst viel gerühmte Erstversuch mit dem Chamber Orchestra of Europe, dem es an orchestraler Qualität mangelte. Der Concentus Musicus setzt Harnoncourts Ideen perfekt um, lebendig, aggressiv, ja verstörend. Selbst wer das nicht liebt, wird z...
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Sokolov spielt Beethoven
Seelenprotokolle
Grigory Sokolov spielt Schubert und Beethoven.
Er gehört zu den Idolen der modernen Klassikinterpretation: Grigory Sokolov studiert – wie einst Alfred Brendel – jeweils ein Programm ein und absolviert dieses dann in den großen Konzertsälen der Welt; auch für Festspiele macht er keine Ausnahme. So stammt denn ein Mitschnitt des Tourneeprogramms von 2013 zum Teil aus Salzburg, zum Teil aus Warschau. Gleich viel, man hört Schuberts Impromptus op. 90 und die Klavierstücke D 946, aber auch Beethovens „Hammerklaviersonate“ mit höchster Spannung, denn wie immer fesselt Sokolovs Spiel vom ersten Takt an, diesfalls vom einsam hingeset...
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Zimmermanns „Soldaten“
Salzburger Festspiele, dokumentiert
Bernd A. Zimmermann ist eine Ikone der musikalischen Moderne - mangels Aufführungen seiner Werke, von geradezu mythischem Rang. "Die Soldaten", das musiktheatralische Chef d'OEuvre, werden in jedem Opernführer als Schlüsselwerk der Avantgarde gepriesen. Doch wagt sich kaum eine Bühne über eine Realisierung der oft auf mehreren Spielflächen verteilten Handlung frei nach Jakob Lenz. Dergleichen bleibt eine Festspielangelegenheit. Salzburg brachte 2012 eine luxuriös besetzte Neuinszenierung durch Alvis Hermanis heraus - mit der famosen, vor den vertracktesten Sopranlinien nicht verzagenden Laura Aikin in der R...
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CD
Wienerische Spielkultur, aus London entsandt
Amadeus Quartett. Die Geschichte der Gründung des Kammermusikensembles ist so aufregend wie die Klassikerinterpretationen, die die vier Herren ihrem Publikum geschenkt haben. Drei der Musiker waren Österreicher, die 1938 fliehen mussten – und sich 1940 in einem Anhaltelager für ,,feindliche Ausländer" in England kennenlernten. Im Verein mit einem blutjungen britischen Cellisten gründete man jenes Quartett, das ab 1948 (auch via Schallplatte) Interpretationsgeschichte schreiben sollte. In Berlin machte das Amadeus Quartett ab 1950 regelmäßig Aufnahmen, die nun in mehreren Boxen auf CD erscheinen. Ei...
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