»Manon« als Ballett ist, das weiß man seit Sonntag abend auch in Wien, keine Marotte eines Choreographen. Dem Massenet-Tanzverschnitt Kenneth MacMillans war in der Staatsoper ein voller Erfolg beschieden.
Musikant mit Bogen und Stab
Heinrich Schiff präsentiert sich in Wien wieder einmal als Dirigent. Der Meistercellist widmet längst fünfzig Prozent seiner künstlerischen Tätigkeit dem Dirigieren.
Das ist nicht, weil mir das Cellospielen so langweilig geworden wäre", versichert er, lebhaft und eloquent wie eh und je. Aber die Zusammenarbeit mit einem Orchester fasziniert ihn mindestens ebenso wie das Ausfeilen des beschränkten Cellorepertoires.
Außerdem: "Die Musik Mozarts oder Schuberts, die Cellisten so gut wie vorenthalten ist" - sie liebt Heinrich Schiff ganz besonders. Das Dirigieren gibt ihm Gelegenheit, sich auch als Interpret und nicht nur als Hörer damit zu beschäftigen.
Am 28. und 29. November gastiert der Dirigent Schiff mit der Northern Sinfonia aus Newcastle im Wiener Konzerthau...
Die Salzburger Krise bleibt - mit und ohne Wiener Philharmoniker
Seit Gerard Mortiers Amtsantritt in Salzburg kommen die vielleicht berühmtesten Festspiele der Welt nicht zur Ruhe. Selbst in der "Winterpause" toben die Schlachten.
Kein Zweifel, daß auch die jüngsten Meldungen über ein mögliches Zerwürfnis zwischen dem Festspielchef und den Wiener ...
Mit Klecks und Punkt zum Hörgenuß
Anestis Logothetis, Wahlwiener aus Griechenland und stets neue Wege beschreitender Komponist, präsentiert sein Oeuvre am Samstag in Krems.
Auf einer Riesenleinwand wird das Publikum die für den Uneingeweihten bestimmt rätselhaften Partituren des Künstlers bestaunen können, die mit den Musik-Niederschriften auf traditionellem Fünfliniensystem nichts mehr zu tun haben und, wie der Komponist selbst erzählt, "Klangassoziationen" gleichermaßen festhalten wie im Interpreten wecken sollen.
"Wo man einen Klecks sieht, soll man auch einen Klecks hören", meint Logothetis, und deutet auf einen schwarzen, an den Rändern ausgefransten großen Punkt im Lineament seiner "Partitur". Daß dem Publikum bei den Erläuterungen, die Logothetis in Krems selbst vornehmen will, lan...
Selbstporträt-Krimi
Anja Silja, einst Bayreuths jüngste Heroine, probiert an der Volksoper Janaeks "Sache Makropoulus" und verspricht im "Presse"-Gespräch einen veritablen "Opernkrimi".
Christine Mielitz, die schon Schostakowitschs "Lady Macbeth" zum musikalischen Psychothriller stilisiert hat, führt Regie. Sie tut das, glaubt man Anja Silja, mit der Akribie eines Theaterdiktators von Rang: "Jeder Gang, jede Geste ist minutiös vorherbestimmt". Die Silja freilich ist seit frühester Jugend gewohnt, mit Regiegrößen zusammenzuarbeiten und sich dabei durchzusetzen.
"Ich habe", erklärt sie freimütig, "Regisseure lieber, bei denen der Sänger seine Eigenpersönlichkeit einbringen kann. Gegenüber derart festgefügten Konzepten kann man sich nur schwer durchsetzen. Aber wenn jemand so logisch und unw...
SOUFFLEURKASTEN
Johann-Strauß-Manuskripte
Handschriften des Walzerkönigs sind nicht mehr allzu häufig im "freien Verkauf" erhältlich. Das gewiß letzte große Konvolut aber steht jetzt zur Verfügung.
Es handelt sich um die Arbeitspartitur der Operette "Jabuka", die vor ziemlich genau 100 Jahren uraufgeführt wurde. Zwar ist dieses Werk im Laufe der Ge...
NACHRUF
Ein Perfektionist ist tot
Erich Leinsdorf, ein Wiener Dirigent, der in die Welt vetrieben wurde, starb im 82. Lebensjahr in Zürich. Das gab seine Witwe Vera am Sonntag bekannt.
Ein Zyniker war er, vielleicht, einer, der nie mit Kritik hinter dem Berg gehalten hat. Aber auch einer, der sein Handwerk, das da war: Musik zu machen, so perfekt beherrscht hat wie kaum einer seiner Zunft.
Bemerkungen aus seinem Munde konnten bitterböse sein, trafen den Kritisierten tief, vor allem deshalb, weil er fast immer recht hatte, wenn er bei anderen Fehler, Irrtümer, mangelnde Bildung konstatierte. Er vertrug es nicht, wenn Musiker schlecht vorberei...
Neuer alter Brahms-Saal
Im Musikverein in Wien wird mit Beginn der Konzertsaison der zweite Saal, der Brahms-Saal, in neuem Glanz erstrahlen. Die auf Hochtouren laufenden Renovierungsarbeiten bringen erstaunliche Veränderungen mit sich.
Wiens Kammermusikfreunde werden ihren Lieblingssaal kaum wiedererkennen, wenn sie ihr erste Abonnementkonzert de...
»Operette zurück an die Oper«
Opernführe Marcel Prawy sieht Chancen, das Genre Operette aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Sein Rezept: »Operette gehört zurück an die Staatsoper«.
Das Wort zurück in diesem Zusammenhang werden vielleicht manche als provkant empfinden. Prawy ist es freilich wichtig: "Operette war in meiner Jugendzeit ein fixe...
Die Staatsoper ruft Mortier
Ioan Holender gibt sich im Gespräch zufrieden. Die Staatsoperneinnahmen aus dem Kartenverkauf, die Auslastungsziffern steigen. Nur die Kooperation mit Gerard Mortier läßt zu wünschen übrig.
Eigentlich gibt es, wovon niemand spricht: einen Kooperationsvertrag zwischen der Wiener Staatsoper und den Salzburger Festspielen. Schon in der Vergangenheit war die Zusammenarbeit beider Institutionen immer wieder von Erfolg gekrönt. So hat man etwa die Uraufführung von Friedrich Cerhas "Baal" in den achtziger Jahren gemeinsam realisiert.
Die Premiere fand im kleinen Festspielhaus statt, die Reprisen im Wiener Haus am Ring. Wobei das Werk, ungewöhnlich genug, vor kurzem nach langen Jahren noch einmal in einer Serie gespielt werden konnte und dabei als eine Art besonderer V...