Marina Viotti und Benjamin Bernheim (c Vincent Pontet)
Benjamin Bernheim und Marina Viotti machen am Théâtre des Champs-Élysées in der Regie von Christof Loy die Goethe-Oper zum Ereignis.
Massenets »Werther«, paradoxerweise einst in Wien uraufgeführt, gehört dennoch ganz und gar den Franzosen. In deutschsprachigen Landen galt die Goethe-Veroperu...
Karajan, »inszeniert« vom Photographen Rudolf Kessler
Karajan? Es war alles ganz anders!
Berliner Philharmoniker. Den legendären Dirigenten gab es zweimal. Der eine ist in unzähligen gestylten Studioaufnahmen dokumentiert. Der andere Karajan, den man nur live erleben konnte, wird nun durch eine CD-Edition wieder lebendig.
Karajan – nach wie vor hat der Name nichts von seiner Strahlkraft verloren. Wenn es gilt, die berühmtesten Dirigenten aller Zeiten aufzuzählen, landet der Salzburger des Jahrgangs 1908 auch 36 Jahre nach seinem Tod im Juli 1989 noch auf den vordersten Rängen, wenn nicht auf Platz eins.
Für TV-Auftritte »gestylt«
Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Mann ein reicheres Erbe an Tonaufnahmen hinterlassen hat als nahezu sämtliche Konkurrenten. Und dass viele dieser Aufnahmen bis heute als Referenzeinspielungen klassischer und romantischer Spitzenwerke gelten – von den Beethoven-Symphonien über Brahms und Bruckner bis zu Richard Strauss und, ja: tatsächlich, Arnold Schönberg.
Aber: Wer Herbert von Karajan in Oper oder Konzertsaal live erleben durfte, der weiß, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Es gab noch einen anderen Karajan. Dessen Ruhm vermehrte sich international naturgemäß durch die vielen Schallplatten, die er bereits in jungen Jahren aufzunehmen begann. Aber die Legende Karajan entstand nicht in den Studios, sondern dort, wo sein Charisma unweigerlich wirkte – in Richtung Musiker und in Richtung Publikum. Von dieser Verzauberung, die oft ans Hexenmeisterische grenzte, geben die in aller Regel vor allem auf höchste technische Perfektion gestylten Einspielungen nur einen Bruchteil – in manchen Fällen ist man sogar versucht zu sagen: gar nichts – wieder.
Es sieht hie und da aus, als liefe in der Musikstadt alles nach Plan. Ein Blick auf die Spielpläne der drei Opernhäuser suggeriert, Wien sei nach wie vor ein Musiktheater-Mekka mit breit gestreutem Repertoire. Einheimischen drängen sich aber ein paar Fragen auf.
März 2025
Raritäten an der Wien, Operette in der Volksoper, große Oper an der...
UNGEPLANTE WIEDERAUFNAHME EINER MEISTERLICHEN INSZENIERUNG – DERGLEICHEN FUNKTIONIERT ÜBER NACHT!
APERÇU
Wegen interner Probleme mußte die Wiener Staatsoper am Dienstag kurzerhand Günther Rennerts klassische Inszenierung von Rossinis »Barbier von Sevilla« wieder aufnehmen. Gottlob lagen die Kulissen und Kostüme noch im Depot! Sonst wäre an diesem Abend vermutlich »geschlossen« auf dem Programm gestanden. Was auch immer die wahren Gründe für diesen »Unfall« gewesen sein mögen: Das Publikum erlebte das Stück, das auf dem Theaterzettel avisiert war – das ist heute längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Als wäre immer alles in Ordnung gewesen im wienerischen Opern-Sevilla: Maria Kataeva (Rosina), Paolo Bordogna (Bartolo), Sebastian Wendelin (Ambrogio) im alten »Barbier«-Set von 1966
Und es weckt Begehrlichkeiten nach der Rückkehr alter, liebgewordener Regie-Arbeiten. Das mußte Bogdan Roščić erfahren, als er vor den Vorhang trat, um die Abänderung mitzuteilen.
Das Debüt eines der derzeit gesuchtesten Tenöre an der Wiener Staatsoper mußte wegen einer akuten Erkrankung des Künstlers erneut verschoben werden: Jonathan Tetelman soll nun am Mittwch dieser Woche erstmals in Mascagnis »Cavalleria rusticana« auf der Bühne erscheinen. Die erste Vorstellung der Serie mußte er absagen. Damit wurde sein lang erwartetes Debüt im Haus am Ring erneut verschoben.
... neben Garanca und Kaufmann
Dabei wäre der Doppelabend mit Leoncavallos »Bajazzo« so etwas wie ein Gipfeltreffen geworden: Die Bühnenpartnerin Tetelmans in »Cavalleria rusticana« wäre nämlich Elina Garanca. Und die Titelrolle im zweiten Werk singt Jonas Kaufmann. Und nicht nur das: Kaufmann überraschte seine Fans damit, daß er nicht nur den Canio sang, sondern den – eigentlich dem Bariton zugedachten – Prolog vor dem Vorhang.
WELCHER TENOR SANG AUCH DEN »BAJAZZO«-PROLOG?
Da kamen bei den Wiener Stammbesuchern Erinnerungen hoch. Heftig wurde nach der Aufführung debattiert, wer denn dieses Kunststück an der Staatsoper schon ausprobiert hätte. Der Name Placido Domingos wurde genannt – aber das entpuppt sich beim Studium der Annalen als Irrtum. Der vom Bariton zum Tenor und dann wieder zurück verwandelte Tausendsassa hätte das natürlich können; aber er hat es – in Wien zumindest – nie getan.
DOPPELSPIEL AN EINEM ABEND: EIN TENOR, ZWEI OPERN
Es war ein anderer Tenor, der im Haus am Ring den Bajazzo und den Prolog des Tonio gesungen hat, einer der auch das gar nicht so häufige Kunststück wagte, die Tenorpartien in beiden Werken am selben Abend zu singen.
LISE DAVIDSEN STATT NETREBKO – ERSATZTERMIN WIRD GESUCHT
Die Diva hat ihr für 21. Jänner geplantes Debüt als Richard Strauss‘ Ariadne auf Naxos abgesagt. Sie sei im Dezember krank gewesen und habe daher zu wenig Vorbereitungszeit für die Einstudierung ihrer neuen Partie gehabt. Sie sei „sehr traurig“ darüber, teilte Netrebko mit, arbeite mit der Wiener Direktion jedoch daran, einen neuen Termin zu finden.
LISE DAVIDSEN SPRINGT EIN
Die Vorstellungsserie unter Cornelius Meisters Leitung mit Michael Spyres als Bacchus wird Lise Davidsen singen. Sie hat ihr Debüt als Ariadne in der Wiener Produktion bereits 2017 in der Ära Dominique Meyers absolviert.
Erstmals erschien eine Lebensbeschreibung des unangepassten Tenors Franco Bonisolli, der einst einem Karajan den Degen vor die Füße warf.
Franco Bonisoilli? Da regierte zuallererst einmal natürlich der blanke Neid! Der Neid der Kollegen auf der einen Seite, die Begeisterungsfähigkeit eines O...
Eine Sängerin, die als Ensemblemitglied der Volksoper wienerische Aufführungsgeschichte mitgeschrieben hat.
»Vor einer Rosalinde fürchtet sich jede Sopranistin«, meinte Kapellmeister-Urgestein Franz Bauer-Theußl einst. Er formulierte es etwas weniger druckreif, fügte aber anerkennend hinzu: »Nur die nicht«. »Die«, das war Mirjana Irosch, die gerade die »Fledermaus«-Premiere auf der Mörbischer Seebühne absolviert hatte und, wie gewohnt, darf man bei ihr schreiben, das hohe D am Ende des zentralen Csárdás bravourös gesungen, nein, nennen wir‘s ruhig richtig: herausgepfeffert hatte.
Effektvolle Gesten waren ihre Sache, szenisch wie vokal und, ...
Randale bei Opernpremiere! Ist das Publikum schuldig?
Nach den Unruhen während der jüngsten Opernpremiere wurde Kritik am Publikum laut. Nur: Wie sollte es sich wehren?
Gewiß, es ist hart für Sänger, unter heftigem Protest des Publikums singen zu müssen. Auch wenn sich dieser Protest ganz eindeutig nicht gegen die gesanglichen Leistungen,...