Antonìn Dvořáks »Amerikanisches« Quartett mit seinen vielen »böhmischen« Anklängen, in Japan aufgenommen – als Musterbeispiel für die »wienerische« Streichquartettkultur.
Für eine japanische Firma hat das Wiener Konzerthausquartett, ein legendäres philharmonisches Ensemble unter der Führung von Anton Kamper Aufnahmen gemacht, darunter eine hinreißende Interpretation von Dvořáks berühmtestem Streichquartett – Seite an Seite mit der nicht minder beliebten »Symphonie aus der Neuen Welt« in den USA entstanden, aber voll von sehnsuchtsvollen Erinnerungen an die böhmische Heimat – und für Wiener Musiker über die Jahrzehnte hin so etwas wie ein »Heimspiel«, läßt sich doch die berühmter »Wiener Geigenschule« auf böhmische Wurzeln zurückführen – bis heute üben Geigenstudenten ja die Etüden von Otakar Ševčík…
Mittlerweile haben sich die großen österreichischen Orchester zwar von dieser Tradition mehrheitlich verabschiedet – die bis vor wenigen Jahren noch ununterbrochene Kette im Lehrer-Schüler-Verhältnis ist längst gerissen. Umso wertvoller, Dokumente wie diese Dvořák-Aufnahme zu hören – abgesehen vom puren Genuß auch ein Lehrbeispiel für wienerische Spielkultur, wie es sie nicht mehr gibt – allein das dezente Portamento Anton Kampers in der Melodie des Hauptthemas des ersten Satzes wäre eine Studie wert – und die Vorzüge der klanglichen Integrationskraft eines »Orchesterquartetts«, bei dem Hauptstimmen zwar als solche erkennbar sind, aber nie aus dem Gesamtklang herausstechen, sind offenkundig; auch die penibelste Präzisionsarbeit unserer weltreisenden Profi-Quartette kann das harmonische Gesamterlebnis – beispielweise die letzten Takte des langsamen Satzes – nicht wirklich ersetzen: Da treffen unterschiedlichste musikalische Erfordernisse aufeinander, nicht zuletzt Dvořákspittoreske Stimmungsmalerei, die mit Mitteln wie dem Tremolo eigentlich aus dem kammermusikalischen Duktus ausbricht – man ahnt: dieser Komponist wird sich demnächst nur noch mit symphonischen Dichtungen beschäftigen; hier aber schreibt er ein ausdrucksvolles, aber doch dem klassischen Formkanon treues Streichquartett.
Die zweite Geige spielte in dieser Formation des Konzerthausquartetts übrigens der nachmalige Quartettprimarius Walter Weller, seines Zeichens damals noch Konzertmeister der Philharmoniker und bald auch Dirigent. Die Aufnahme entstand im Juni 1962
Arcangelo Corellis Concerti grossi waren die maßstabsetzenden Kompositionen der barocken Instrumentalmusik für die Komponistengeneration um 1700, stilbildend bis hin zu Johann Sebastian Bachs Gipfelwerken für das Genre Konzert.
Zum 300. Geburtstag des Komponisten formierte sich unter der Leitung von Dean Eckertsen das Tri Centenary String-Orchestra, um eine Einspielung der Konzert-Serie op. 6 zu machen. In ihrer Kraft und Klangsinnlichkeit sind diese Einspielungen von den folgenden Originalklang-Ensembles, die auch geflissentlich ignorieren, daß der Komponist groß besetzte Ensembles favorisierte, kaum je egalisiert worden.
Das Mutterland der Musik hat uns nicht nur die Oper beschert, sondern auch die meisten prägenden Gattungen der Instrumentalmusik mit Prototypen grundgelegt. Antonio Vivaldi darf als Vater des Instrumentalkonzerts gelten, Arcangelo Corelli als »Erfinder« des Concerto grosso.
Dazu kommen zahllose Meisterkomponisten mit groß besetzten Werken wie mit Kammermusik
Als Symphoniker ist Johannes Brahms allgegenwärtig in unseren Konzertsälen. Er selbst verstand sich viel eher als Kammermusiker, hat aber lange Jahre darum gerungen, sich auch in der großen Form als würdiger Nachfolger Beethovens zu positionieren.
Vier Symphonien hat er veröffentlicht. Und nahezu alle bedeutenden Dirigenten haben diese Werkgruppe – zum Teil mehrmals – im Schallplattenstudio erarbeitet. Einige herausragende Maestri aus der »goldenen Ära« der Dirigenten des XX. Jahrhunderts sind hier versammelt: Bruno Walter (der Brahms-Favorit des Sinkothekars), Arturo Toscanini und Otto Klemperer. Außerdem Einzelaufnahmen von singulärem Rang – von Karl Böhm, Fritz Busch und anderen…
Nichts ist so geheimnisumwittert wie die Frage: Wie spielt man einen Wiener Walzer richtig. Wiener Musiker haben das »im Blut«, heißt es. Aber ganz von selber geht es bei einem groß besetzten Orchester dann doch nicht.
Zwei historische Beispiele für Glanzleistungen der Wiener Philharmoniker – bei den legendären Neujahrskonzerten, aber auch im Plattenstudio – mögen uns die Ohren öffnen für höchst unterschiedliche Zugänge, die faszinierende und überzeugende Ergebnisse gezeitigt haben. Aus Deutschland kam einer der Lieblingsdirigenten des Orchesters und leitete nebst legendären Wagner- und Bruckneraufführungen auch einige Walzer-Einspielungen von singulärem Format: Hans Knappertsbusch.
Dem gegenüber stehen die idiomatisch wohl bis heute unübertroffenen Aufnahmen des Neujahrskonzert-Begründer Clemens Krauss. Er war geborener Wiener – und geborener Walzerdirigent…
Daß England ein Land »ohne Musik« war, ließ sich lediglich im XIX. Jahrhundert behaupten, spätestens mit Elgar, Vaughan-Williams und Walton war die Nation wieder da auf der musikalischen Landkarte und Benjamin Britten wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter einer Moderne »mit menschlichem Antlitz«. Aber schon in der Renaissance und im Barock war London eine bedeutende Musik-Metropole – erst mit Händel hat man sich einen Deutschen als Führungsfigur »importiert«. Zuvor haben englische Komponisten Bahnbrechendes geleistet. Von Orlando Gibbons bis zum »Orpheus britannicus«, Henry Purcell…
Claudio Monteverdi hat die Oper zwar nicht erfunden, aber das erste Werk der Gattung komponiert, das bis heute bekannt geblieben ist.
Eine Pioniertat war 1939 die Erstaufnahme von Claudio Monteverdis »Orfeo« unter Ferrucio Calusiolo – übrigens mit Alceo Galliera, dem nachmals auch in den Plattenstudios vielbeschäftigten Dirigenten, an der Orgel... Früher Aufbruch in die damals noch völlig unbekannten Gefilde einer »Historischen Aufführungspraxis«, hörbar betagt, doch ein Meilenstein in der Aufnahmegeschichte. 1954 folgte bei den Wiener Festwochen der Komponist Paul Hindemith, der Monteverdis Werk neu arrangiert und selbst dirigiert hat. Aufschlußreich die Einführung Hindemiths, die er vor der Aufführung selbst gesprochen hat.
In unserer Sammlung findet sich der große Querschnitt unter Robert Heger von 1933 – mit Interpreten, die Hugo von Hofmannsthalt und Richard Strauss als Idealbesetzungen empfunden haben: Lotte Lehmann als Marschalling und Richard Mayr als Ochs. Außerdem eine von Strauss-Adlatus Clemens Krauss noch zu Lebzeiten des Komponisten einstudierte Aufnahme aus München, 1942, die man gehört haben muß, wenn man wissen möchte, wie wortdeutlich man Hofmannsthals Text artikulieren kann! Ein Dokument von der legendären Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper, 1955, unter der Leitung des Publikumslieblings Hans Knappertsbusch und ebenso legendäre Studioproduktionen unter Herbert von Karajan und Karl Böhm…