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Die Wahrheit über Karajan

Karajan, »inszeniert« vom Photographen Rudolf Kessler

Karajan? Es war alles ganz anders!

Berliner Philharmoniker. Den legendären Dirigenten gab es zweimal. Der eine ist in unzähligen gestylten Studioaufnahmen dokumentiert. Der andere Karajan, den man nur live erleben konnte, wird nun durch eine CD-Edition wieder lebendig.

Karajan – nach wie vor hat der Name nichts von seiner Strahlkraft verloren. Wenn es gilt, die berühmtesten Dirigenten aller Zeiten aufzuzählen, landet der Salzburger des Jahrgangs 1908 auch 36 Jahre nach seinem Tod im Juli 1989 noch auf den vordersten Rängen, wenn nicht auf Platz eins.

Für TV-Auftritte »gestylt«

Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Mann ein reicheres Erbe an Tonaufnahmen hinterlassen hat als nahezu sämtliche Konkurrenten. Und dass viele dieser Aufnahmen bis heute als Referenzeinspielungen klassischer und romantischer Spitzenwerke gelten – von den Beethoven-Symphonien über Brahms und Bruckner bis zu Richard Strauss und, ja: tatsächlich, Arnold Schönberg.

Aber: Wer Herbert von Karajan in Oper oder Konzertsaal live erleben durfte, der weiß, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Es gab noch einen anderen Karajan. Dessen Ruhm vermehrte sich international naturgemäß durch die vielen Schallplatten, die er bereits in jungen Jahren aufzunehmen begann. Aber die Legende Karajan entstand nicht in den Studios, sondern dort, wo sein Charisma unweigerlich wirkte – in Richtung Musiker und in Richtung Publikum. Von dieser Verzauberung, die oft ans Hexenmeisterische grenzte, geben die in aller Regel vor allem auf höchste technische Perfektion gestylten Einspielungen nur einen Bruchteil – in manchen Fällen ist man sogar versucht zu sagen: gar nichts – wieder.

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Neujahr 26: Nézet-Séguin

Yannick Nézet-Séguin dirigiert das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2026. Der 49jährige Amerikaner ist Musikchef der New Yorker Metropolitan Opera und bisher kaum als Dirigent des Wiener Meisterorchesters in Erscheinung getreten, verfügt aber in den USA über eine starke Lobby. Weltweit sehen mehr als eine Milliarde Menschen die TV-Übertragung.

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Erinnerungen an Nikolaus Harnoncourt

APERÇU

Erinnerungen an die Pionierzeiten der Originalklang-Bewegung werden lebendig: Der Concentus musicus gibt ab 2025 eine Reihe von Konzerten im Casino Zögernitz, wo legendäre Bach-Aufnahmen entstanden, die mittlerweile längst digitale Höhenflüge absolvieren.

FRÜHE JAHRE
Anfangs hielt man den Musikantenkreis um Nikolaus Harnoncourt ja für ei...

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Kirill Petrenkos Scala-Debüt

Ein „Rosenkavalier“ für unsere Zeit: musikalisch ebenso fein differenziert wie die Inszenierung Harry Kupfers in Hans Schavernochs längst legendären Salzburger Festspiel-Bildern.

Das war eine jener Aufführungen, von denen die, die dabei sein durften, noch nach Jahrzehnten schwärmen: Kirill Petrenko debütierte an der Mailänder Scala – und zementierte seinen Nimbus des großen einsamen Sterns am Dirigentenhimmel unserer Zeit.

WIE MAN PETRENKO LOCKT

 

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Der Ring des Nibelungen – Thielemann in Berlin

Der »Ring» aus Berlin auf DVD (Unitel)

Christian Thielemanns Einstand an der Lindenoper

Diese Produktion wollte eigentlich Langzeit-Musikchef Daniel Barenboim herausbringen. Er hatte sich für die Saison 2022/23 einen neuen »Ring des Nibelungen« für seine Deutsche Staatsoper unter den Linden gewünscht. Krankheitshalber mußte er die musikalische Leitung abgeben und es sprang – viel beachtet – Christian Thielemann ein. Der Jüngere galt lange Zeit als eine Art Antipode Barenboims, doch erwies sich anläßlich der Premierenserie der von Dmitri Tcherniakov in der notorischen Regietheatermanier inszenierten Tetralogie, daß Thielemann mit der Staatskapelle Berlin sogleich aufs schönste harmonierte.

Es dauerte nicht lang, da wurde nach Barenboims Rücktritt der gebürtige Berliner Thielemann zum neuen Generalmusikdirektor des Hauses unter den Linden gekürt. Der Live-Dokumentation des Tcherniakov-Rings kommt daher musikalisch Bedeutung zu: Es war eine Weichenstellung, die da vorgenommen wurde. Wie gewohnt, agierte Thielemann mit einem ihm noch unbekannten Klangkörper vorsichtiger, jedenfalls langsamer als zuletzt gewohnt, aber er rückte kein Jota von seinen klanglichen Vorstellungen ab – und triumphierte auf der ganzen Linie, weil die Musiker spürbar mit Lust seinen Ideen folgte und sie in die Tat umsetzte.

Dazu kommt, daß die Sängerbesetzung über weite Teile die erste Wahl für die jeweiligen Partien in unsern Tagen darstellt: Anja Kampe als Brünnhilde etwa und Andreas Schager als Siegfried.

Ob Wagner-Verehrer die Bilder wirklich mehrmals sehen möchte, bleibe dahingestellt – die Tonspur dieses Livemitschnitts bleibt wohl ein bedeutendes Dokument.

Muti mit Bruckners Achter

SALZBURGER FESTSPIELE
Der Maestro und das größte philharmonische Heiligtum

Der 83-jährige Dirigent nahm zum Komponisten-Jubiläum erstmals Bruckners Achte Symphonie ins Programm und erntete damit spontanen Jubel.
Nein, kein Hochamt! Der Applaus kam – wie einst bei Karajan – sofort nach dem Schlussakkord. In jüngster Zeit folgen Bruckner-Aufführu...

 

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Georges Prêtre 100

Der Vulkan am Dirigentenpult

Georges Prêtre wäre am 14. August 100 Jahre alt geworden. Bis ins hohe Alter hat dieser „Monsieur 100.000 Volt“ der klassischen Musik dirigiert – sein letztes Konzert gab er mit 91 an der Mailänder Sacla. Prêtre war zeitlebens eine der unenpaßten, widerborstigen Künstlerpersönlichkeiten, der aber zur Freude des Publikums ein Orchester zu Höchstleistungen anspornen konnte – mit höchst ungewöhnlichen Mitteln (aus der Perspektive des klassischen Kapellmeisterhandwerks)

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