Quartett op. 131

Streichquartett cis-Moll op. 131

1826


Adagio ma non troppo e molto espressivo – Allegro molto vivace – Allegro moderato – Andante ma non troppo e molto cantabile – Presto – Adagio quasi un poco andante – Allegro

Mit dem cis-Moll-Quartett setzt Beethoven 1826 die Linie der drei zuvor für den Fürsten Galitzin komponierten Streichquartette direkt fort.

Noch bevor er die Ratlosigkeit des Publikums (und der Mitglieder »seines« Schuppanzigh-Quartetts über die Länge und Komplexität des Fugen-Finales des B-Dur-Quartetts op. 130 erfahren mußte, knüpfte er direkt an diese Kompoosition an: Während das Vorgängerstück mit der noch heute kaum »verständlichen« Fuge – die bald als Opus 133 ein Eigenleben führen sollte – schoß, sollte das cis-Moll-Quartett mit einer Fuge beginnen. Diesmal wurde das kontrapunktische Gewebe in langsamem Tempo zum wahrscheinlichsten ungewöhnlichsten Eröffnungssatz in der Geschichte des Streichquartetts. Nicht genug damit, schließen sich gleich sechs weitere Sätze unterschiedlicher Länge bruchlos an diesen Werk-Beginn an – so daß dieses Quartett zu einem großen, siebenteiligen und pausenlosen Bogen wurde. Von den formalen Kühnheiten in Beethovens späten Streichquartetten ist dies wohl die eigenwilligste. Amüsant, die Spekulationen über die Formgebung unter den Musikwissenschaftlern zu verfolgen, die in der vielteiligen Struktur dieses Werks nach Restbeständen klassischer musikalischer Architektur-Prinzipien suchen. Das macht im Falle des zentralen Variationssatzes keine Mühe, scheitert aber sogleich, wenn man innerhalb des großen Bogens nach Verweisen auf die Sonatenform sucht. Nur das Finale erinnert in diesem Quartett an einen Sonatenhauptsatz, allerdings ist das Schwergewicht deutlich gegen Schluß des Satzes verschoben, das damit auf einen großen Höhepunkt zusteuert. Beethoven selbst war von der einzigartigen, kühnen Konstruktion seines Opus 131 höchst angetan und nannte es unumwunden sein »bestes Streichquartett«. Für die Zeitgenossen war das Werk eine ähnliche Herausforderung wie das in seiner Originalgestalt mit der »Großen Fuge« endende B-Dur-Quartett op. 130. Eine Aufführung hat der Komponist aber nicht mehr erlebt – hingegen hörte Franz Schubert 1828, fünf Tage vor seinem Tod, das cis-Moll-Quartetts und war hingerissen.