Der Livemitschnitt des jüngsten Auftritts der großen Martha Argerich im Wiener Musikverein steht jetzt auf der Plattform von Ö1 online und zum Abruf bereit.
Mit den Wiener Symphonikern unter Lahav Shani spielte die Pianistin Beethovens Zweites Klavierkonzert.
Ein Pianist, beinah völlig vergessen, den Kollegen wie Benedetti-Michelangeli oder Horowitz geschätzt haben – Sergio Friorentino ist dank zweier CD-Editionen, der umfangreichere soeben erschienen ist – für unsere Tage neu zu entdecken: Transzendente Virtuosität im Dienste analytischer Klarheit.
28 CDs (Brilliant)6 CDs (Rhine)
»Il solo altro pianista«, meinte Arturo Benedetti-Michelangeli, »der einzige andere Pianist«, das wollte etwas bedeuten in den Fünfzigerjahren des XX. Jahrhunderts. Benedetti hatte die Jury des Wettbewerbs von Monza 1947 präsidiert, den der Zwanzigjährige Fiorentino gewann. Aus Neapel gebürtig und als Wunderkind bereits früh ans Konservatorium geschickt, war er in Italien schon eine Teenager-Legende. Der Wettbewerbssieg brachte den Durchbruch. 1948 spielte Fiorentino in Salzburg, nicht bei den, aber während der sommerlichen Festspiele, als Student der Meisterklasse von Carlo Zecchi gab er Chopins H-Moll-Sonate. Aufmerksame Radiohörer entdeckten den jungen Pianisten als Interpreten von Raritäten von Bartók, Strawinsky oder Martinu, aber auch von Rachmaninows »Corelli-Variationen«. Einen weiteren Wettbewerbssieg konnte Fiorentino in Genf erringen. 1953 holte man für ein Solo-Recital in die New Yorker Carnegie Hall. Und eine amerikanische Rundfunkübertragung machte den zweiten ikonischen Pianisten jener Generation neugierig:
Unlängst hörte ich einen jungen Pianisten namens Fiorentino spielen. Kennen Sie den?
Vladimir Horowitz
Atemberaubende technische Meisteschaft
Wie Benedetti-Michelangeli hatte natürlich auch der russische Kollege Horowitz sofort die eminenten Fähigkeiten des jungen Mannes erkannt, dessen technische Meisterschaft tatsächlich bis heute verblüffend wirkt, nicht zuletzt, weil sie vollständig im Dienst der analytischen Durchdringung des Notentextes steht. Jegliche Show, jeglicher Tasten-Zirkus war Fiorentino fremd.
Siegesfeier Anno 1945: Schostakowitsch schreibt seine Neunte Symphonie. Deren Vorgänger handelten vom Krieg, Musik für das belagerte Leningrad, eine Tondichtung über die brutale Schlacht um Stalingrad. Wer dann eine Zelebration für die triumphierende Rote Armee erwartet hatte, bekam einen kleinen, feinen Klangzirkus. Statt Pathos und Bombast gab es lustige Flötentöne: Schostakowitsch hat regelrecht auf Stalin „gepfiffen“, damit viel riskiert, vor den Augen und Ohren der Nachwelt aber alles gewonnen.
Was heißt hier Filmmusik? Ein Komponist boxt sich frei!
Supertrain Records
Filmmusik – in Verbindung mit dem Namen Erich Wolfgang Korngolds schwingt stets der Gedanke an Hollywood mit. Eine neue CD lässt hören, wie der Komponist selbst dieses Image zu korrigieren wußte.
Der erste Eindruck: Da hämmert einer wie verrückt auf die Klaviertasten ein. Nur mühsam läßt sich aus den heftigen Dissonanzballungen so etwas wie musikalische, in Ansätzen vielleicht sogar melodische Struktur erkennen. Der da spielt, genießt unter Musikkennern bis heute den Ruf, von einem der begabtesten Komponisten der Wiener Moderne zum Hollywood-Kitschproduzenten abgestürzt zu sein: Erich Wolfgang Korngold. Eine neue CD läßt uns hinterfragen, ob wir da nicht einem Irrtum aufgesessen sind.
Der Komponist und der Dirigent in seinen Aufnabmen für die Deutsche Grammophon. Zur Feier des 100. Geburtstags des einstigen Avantgarde-Meisters und trotzigen Revoluzzers, der in Bayreuth als Dirigent des »Jahrhzndert-Rings«. Interpretationsgeschichte schrieb und zuletzt ein Liebling des bürgerlichen Klassik-Publikums wurde, erschien auf DG eine limitierte Neuauflage der Boulez-Edition von 2013, die damals unter Aufsicht des Komponisten stand. Nun gibt es die Box mit 13 CDs mit ausführlichem Kommentar zu jedem Werk – frühe Aufnahmen von Pionier-Stücken wie »Marteau sans maitre« inklusive.
Vom allseits geliebten Hannerl zur Thomas-Bernhard-Darstellerin
Johanna Matz starb am selben Tag wie Waltraud Haas. Eine Rolle verhalf beiden zu Kino-Triumphen: Die Wirtin im „Weißen Rößl“. Die Matz vergaß über dem „Hannerl“-Image nie ihren Status als Burg-Schauspielerin.
Hannerl! Nicht von ungefähr hieß der Film über ein Mädchen, das gegen alle Widerstände doch Schauspielerin werden darf, nach der Hauptdarstellerin: Als „Hannerl“ war Johanna Matz in kürzester Zeit zum wienerischen Star geworden. An manchen Abenden konnten die Verehrer gleich drei Filme sehen, wenn Sie durch die Stadt von Kino zu Kino pilgerten: um 16 Uhr den „Zapfenstreich“, um 18 Uhr „Die Försterchristl“ und um 21 Uhr - ja, eben - „Hannerl“. Das war 1952. Ein Jahre später bestand für Kinobetreiber im deutschen Sprachraum kein Zweifel: Hannerl Matz erhielt 80 Prozent aller Stimmen bei der Frage nach der zugkräftigsten Schauspielerin.
Acht Jahre vor Waltraud Haas: die Rößlwirtin
Damals war sie die selbstverständliche Besetzung der „Rößlwirtin“ in Willi Forsts Verfilmung der Operette „Im weißen Rößl“ an der Seite von Johannes Heesters.
Musikverein. Behutsame Klangzaubereien bei Brahms, brachiale Dramatik bei Beethoven in Liszts Arrangement.
Als wär‘s die Fortsetzung des Salzburger Festspielabends: Die Kombination von Brahms-Stücken und Franz Liszts Arrangement einer Beethoven-Symphonie schien damals schon im Falle später „Intermezzi“ mit der Siebenten Symphonie rätselhaft; die notabene pausenlose Gegenüberstellung der Brahms-Balladen op 10 mit der »Eroica« stellte diesmal ebenfalls Fragen: Was erwartet man von der Konfrontation eines Frühwerks von Brahms und der bis heute kolossal wirkenden Dritten Beethoven-Symphonie? Was heißt das: Romantik? Was Klassik?
SINKOTHEK-CHARTS – BRAHMS VON SZERYNG, SPALDING, MORINI, SZIGETI U. A.
Die drei Violinsonaten von Johannes Brahms – aus Anlaß eines neuen Podcasts, der ungewöhnliche (»verliebte«) Blicke auf den Komponisten wirft, die SINKOTHEK-TIPS neu inspiziert und angereichert.
Huberman
Spalding
Auch die Pianisten können sich hören lassen: Von Artur Rubinstein über Egon Petri bis Ernst von Dohnányi reicht das Spektrum!
Ein Blick auf die Konzertprogramme der kommenden Saison lehrt: Schostakowitsch scheint den Veranstaltern längst wichtiger als Beethoven. Und von Haydn findet sich kaum mehr eine Spur. Der einzige dauerpräsente »Wiener Klassiker« ist mittlerweile der früher so vernachlässigte Gustav Mahler…
Gastorchester mit Schostakowitsch, Prokofieff, Strawinsky
Waren das Zeiten, als man unseren großen Konzertorchestern vorwarf, sie würden zu viel Brahms spielen. Der hätte doch nur vier Symphonien komponiert, stünde aber ununterbrochen auf dem Programm, hieß es. Anno 2025 ist alles anders. Jüngst haben die beiden großen Wiener Konzertveranstalter ihre Saisonbroschüren aufgelegt. Und da staunt man nicht schlecht, wenn man die Programme der Orchesterkonzerte studiert.
Camilla Nylund (Arabella), Michael Volle (Mandryka) – Foto: Staatsoper/Pöhn
Die jüngste Wiederaufnahme von Richard Strauss‘ »Arabella« war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Nicht zuletzt das Dirigat von Christian Thielemann erregte Aufsehen.
Der dritte Abend der »Arabella«-Serie wird am Karsamstag in Ö1 übertragen (19 Uhr).