Die kroatische Sopranistin hieß tatsächlich Zinka, aber nicht Milanov, sondern Kunc. In Agram (Zagreb) geboren, studierte sie in zunächst in ihrer Heimatstadt, dann in Mailand und Berlin. Den letzten Schliff erhielt sie bei ihrem Bruder Borislaw Kunc, der anläßlich ihrer Konzertreisen häufig ihr Klavierpartner war.
Borislaw Kunc brach während eines Konzerts mit seiner Schwester in Detroit 1964 auf dem Podium tot zusammen.Ihr Bühnendebüt absolvierte Zinka Kunc als Leonore in Verdis Troubadour im slowenischen Laibach im Jahr 1927. Im Jahr darauf war sie Ensemblemitglied in Agram, wo sie in den folgenden sieben Spielzeiten mehr als 350 Auftritte absolvierte. Ihre gesamtes Repertoire hatte sie 1935 in kroatischer Sprache einstudiert. 1936 debütierte sie - nach Gastspi...
1905 - 1959
Eric Zeisl (in den Anfängen häufig: Erich Zeisel) war der Sproß einer jüdischen Wiener Kaffeehaus-Dynastie: Großvater und Vater betrieben ein - von Joseph Roth mehrmals journalistisch beschriebenes - Café Tegetthof nahe dem Wiener Praterstern. Erich schrieb sich gegen den Willen seiner Familie als Student am Konservatorium ein und absolvierte den grundlegenden Musiktheorie-Kurs von Richard Stöhr. Komposition studierte er danach unter anderem bei Joseph Marx.
Der Liedkomponist
1921 erschienen erste Lieder im Druck. Die großen Wiener Verlagshäuser Universal Edition und Dobliner publizierten in der Folge seine Werke - vor allem Liedkompositionen, von denen bis zur Emigration des Komponisten Hunderte entstanden, aber auch größer angelegte Werke wie das Requiem concertante, d...
1904 - 1975
Luigi Dallapiccola war der Sohn eines Schuldirektors im damals österreichischen Istrien. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und dem Wechsel der Italienier auf die Seite der Westmächte, wurde die Familie als »politisch unzuverlässig« nach Graz abgeschoben. Der Halbwüchsige erlebte im Grazer Opernhaus Wagners Fliegenden Holländer, eine Vorstellung, deren Eindruck in ihm den Entschluß reifen ließ, Komponisten zu werden.
Vom italienischen Faschismus war Dallapiccola, der nach dem Krieg ins nun italienische Triest zurückkehrte, zunächst gefesselt - sein Wandel zum Humanismus spiegelt sich gut im ersten seiner großen Musiktheaterwerke, → Volo di Notte (»Nachtflug«), einem Stück, das durchaus auch Elemente der Verherrlichung der Maschine und des Fortschritts nach faschist...
Ein kuriose Biographie wie diese gibt es kein zweites Mal in der Musikgeschichte.
Boris Blacher kam als Sohn eines deutsch-baltischen Bank-Kaufmanns in der mandschurischen Hafenstadt Niuzhuang zur Welt. Seine gesamte Kindheit und Jugend verbrachte er (weit) östlich des Ural, im sibirischen Irkutsk oder in Harbin im Nordosten Chinas. Seine Schulbildung erhielt er auf Englisch, Deutsch, Italienisch oder Russisch, je nach Aufenthaltsort der Familie. Auch Chinesisch gehörte zu Blachers Sprachen.
PUCCINIS »TOSCA« ORCHESTRIERT
Musikalisch bestand sein Grundstock in Klavier- und Geigenspiel, im übrigen interessierte er sich brennend für das Theater. Da es in Harbin zwar Opernhaus gab, aber nicht genügend Aufführungsmaerial, übte sich er 16-jährige Blacher darin, Werke ...
1903 - 1989
Ein Jude aus Berditschew - das bedeutete im antisemtischen Jargon Rußlands den Ton der tiefsten Verachtung.
Wladimir Horowitz hat immer behauptet, in Kiew geboren worden zu sein. Nachforschungen haben ergeben: Er stammt aus einer russischen Enklave in der unbedeutenden ukrainischen Stadt Berditschew - von dort wollte niemand herkommen...
Biographische Daten
1903 Geboren am 1. Oktober.
Mutter Amateurpianistin
Vater Elektrotechniker.
Schwester Regina (1900-84) wird ebenfalls Pianistin
Vladimir spielt bereits im Kindesalter mit Vorliebe Opernklavierauszüge und kann Symphonien, die er nur einmal gehört hat, am Klavier sofort nachspielen.
1912 Studium am Konservatorium Kiew
Wichtigster Lehrer wird Felix Blumenfeld.
Interesse f...
1901 - 1987
Er stammte aus Wilna, begann mit drei Jahren Violine zu studieren und spielte mit sechs das Mendelssohn-Konzert. Ab seinem 10. Lebensjahr wurde er vom legendären Leopold Auer unterrichtet. Mit 13 spielte Jascha Heifetz bereits mit den Berliner Philharmoniker unter Arthur Nikisch das Tschaikowsky-Konzert.
1917 wanderte er angesichts der russischen Revolution in die USA aus. Für Kenner war er damals bereits der beste Geiger der Welt. Carl Flesch, nicht eben zimperlich, wenn es darum ging, Kollegen zu kritisieren, meinte über Heifetz:
Es hat wohl kaum jemals einen Geiger gegeben, der der absoluten Vollkommenheit näher gekommen ist.
George Bernard Shaw, der Spötter, hat den jungen Heifetz noch hören können und sagte ihm angeblich:
Junger Mann, versprechen Sie mir, jeden Abend v...
1900 - 1959
Van Beinum studierte am Konservatorium Amsterdam und wurde nach seinem Diplom Leiter des Toonkunst-Chors in Schiedam sowie ab 1927 Dirigent der Orchestervereinigung von Haarlem. 1931 bestellt man ihn neben Chefdirigent Willem Mengelberg und dem Ersten Gastdirigenten Bruno Walter zum ständigen Dirigenten des Concertgebouworkest, Amsterdam.
Nach 1945, als Mengelberg wegen zu großer Nähe zu den deutschen Bestzern zurücktreten mußte, überahm van Beinum das Concertgebouw-Orchester und machte mit ihm auch einige erstklassige Schallplattenaufnahmen:
So glückte Bruckners Siebente Symphonie wohltönend und formal ausgewogen. Und die damals neuen symphonischen Zwischenspiele aus Benjamin Brittens Peter Grimes halten die Atmosphäre der Oper stimmungsvoll ...
Als Váša Příhoda 1960 in Wien starb, war sein Ruhm längst verblaßt. Der böhmische Meistergeiger, der wie so viele Kollegen als Wunderkind begonnen hatte, konnte nach 1945 nicht mehr an seine Vorkriegs-Erfolge anknüpfen.Da war die kommunistische tschechische Politik dazwischen gekommen, die ihn 1945 mit einem Auftrittsverbot und eine Geldbuße belegte, weil er während der deutschen Okkupation seiner Heimat weiter in Europa - und vor allem auf »deutsch dominiertem« Territorium - weiter konzertiert hatte.Auch berichten die Kommentatoren seiner letzten Konzertauftritte von vielen technischen Mängeln; und damit vom Ende eines Phänomens: Denn gerade die makellose Technik war über viele Jahre das Markenzeichen Váša Příhodas gewesen.
1900 - 1990
Aaron Caplan, wie Copland eigentlich hieß, wurde im November in 1900 Brooklyn (N. Y.) geboren und studierte nach einer Grundausbildung in seiner Heimat in Paris bei Nadia Boulanger. 1924 ging er zurück in die Vereinigten Staaten und wurde dort zum führenden Komponisten, der moderne Techniken mit Film- und Unterhaltungsmusik zu verbinden wußte und dabei einen unverwechselbar »amerikanischen« Tonfall fand.
Viele Jahre lang leitete Copland eine Kompositionsklasse am Berkshire Music Center in Tanglewood (Mass.). Auf die nächstjüngere Generation US-amerikanischer Komponisten hatte er eminenten Einfluß. Leonard Bernstein hat mit New York Philharmonic die wichtigsten Orchesterwerke seines Lehrers Copland aufgenommen: Appalachian Spring, Rodeo, Billy the Kid und die Fanfare for the C...
1900-1950
Kurt Weills Namen kennt man, denn er war jener Mann, der im Verein mit dem Theatermann Bertolt Brecht die Geschichte des politisch engagierten deutschsprachigen Theaters nachhaltig geprägt hat – und mit seiner »Dreigroschenoper« dazu beigetragen hat, daß die musikalische Moderne sich vor den Anforderungen der populären Schlagermusik nicht drücken mußte und daß ein breites Publikum – genau deshalb – keine Scheu vor der Berührung mit linkem Agitprop empfand...
Zwischen allen Stühlen
Weill war freilich ein erstklassiger Komponist, der auch im »ernsten« Genre für Oper und Konzertsaal Bleibendes geschaffen hat. Er kam aus einer musikalischen Familie. Sein Vater war Kantor, der Sohn hochmusikalisch und ehrgeizig. Im Alter von zehn Jahren brachte er sich autodidaktisch das Klavierspie...