Franz Hilverding


1710 – 1768


Franz (Anton Christoph) Hilverding stammt aus einer spätbarocken Theater-Dynastie und war für einige Jahre der führende Choreograph im kaiserlichen Wien, wo er zur Welt gekommen war. 1737 firmiert er als einer der »Ballerini di corte« unter der Führung von Alexandre Phillebois, den Kaiser Karls VI. zum Hofballettmeister gemacht hatte. 1742 wurde Hiverding Leiter des Corps de ballet am Kärntnertortheater, für das Hilverding Pantomimen und Balletteinlagen choreographierte, die unter anderem vom Theaterkapellmeister Franz Holzbauer vertont wurden.

Hilverding war verantwortlich für den szenischen Ablauf der letzten Produktion, die am kaiserlichen Burgtheater vor der Renovierung im Jänner 1744 herauskam – (Hasses Ipermestra), war aber ebenso federführend bei der ersten Premiere im wieder eröffneten Haus, als man zum Geburtstag der Kaiserin Maria Theresia am 14. Mai 1748 mit Glucks Semiramide riconosciuta einstudierte. Wenig später ging nach eltichen finanzielle Problemen die Leitung der Hoftheater von privaten Händen in jene des Kaiserhauses über.

Hilverding wurde Hofballettmeister und erhielt für jede eigene Choreographie noch jeweils 200 Gulden zusätzliches Honnorar. In diese Phase fiel das erste Engagement von → Gasparo Angiolini, einem jungen Florentiner, der die Leitung des kaiserlichen Balletts übernahm, als Hilverding an der Seite des Kapellmeisters und Komponisten → Joseph Starzer an den Zarenhof nach Rußland berufen wurde, wo er das St. Petersburger Tanzleben völlig neu organisierte.

SKANDALGESCHICHTEN

Einige Skandalgeschichten aus Wien kamen ihm dabei zuhilfe: Kaiserin Maria Theresia hatte empört die Primaballerina Santina Zanuzzi genannt, entlassen, als deren Liebesaffairen publik geworden waren. »La Santina« war ein Publikumsmagnet, das Hilverding nun nach St. Petersburg holen konnte. Einige Jahre später ist Hilverdings wieder am Habsburger-Hof in Wien tätig und wurde vor allem für besondere Festivitäten herangezogen.

HOCHZEITSFESTE

Nicht zuletzt richtete er anläßlich der Feierlichkeiten zur Hochzeit des künftigen Kaiser Joseph mit Maria Josepha von Bayern als »Intendante de Machine, Pittura e Ballo« die Aufführung des Schäferballetts Il trionfo d’Amore aus, zu dem Glucks Nachfolger als Hofkomponist, Florian Leopold Gassmann die Musik schrieb und in dem allerhöchste Solisten wie die Erzherzogin Marie Antoinette und die erzherzöge Maximilian und Ferdinand mitwirkten.

1766 pachtete Hilverding das Kärntnertortheater und bemühte sich dort um eine Blüte der noch jungen Gattung des deutschen Singspiels. Wegen körperlicher Gebrechlichkeit mußte Hilverding dieses Amt aber bald wieder aufgeben: Eine neue Generation von Impresarii übernahm die Führung.

Der mit allen Wassern geschwaschene Abenteuerer und spätere Galeerensträfling Aflissio wurde Intendant, → Jean George Noverre dessen Ballettmeister. noverres ersten Wiener Triumph in der Balletteinlage in Hasses Festoper Partenope unter dem Titel Apoethéose d’Hercule konnte Hilverding noch miterleben. Seine letzte Bühnenarbeit galt im Dezember 1767 der Ballett-Einlage zu Glucks Alceste, wie die Zeitgenossen berichten im grotesken Geschmack.