WAS SIE VORAB WISSEN SOLLTEN
anstelle einer »Gebrauchsanleitung«
In der Sinkothek geht es um die interpretatorische Qualität!
Hier finden sich auch Aufnahmen, die technisch exzellent geraten sind – etwa Fritz Reiners legendäre Einspielungen der römischen Tondichtungen von Ottorino Respighi, die in der Serie »Living Stereo« auch Legenden meisterlicher Studio-Technik geworden sind.
Von den Zeitgenossen liebevoll Papa Haydn genannt, war der aus Rohrau gebürtige Mann doch zu Zeiten der berühmteste Komponist der Welt - und der Ahnvater der Wiener Klassik. Hörend gewinnt man den höchsten Respekt vor diesem Meister, dessen Nachruhm (wie die Aufführungszahlen) doch stark hinter dem Erfolg seiner Freunde und Nachfolger, Mozart und Beethoven, zurücksteht. Sehr zu unrecht, wie die folgenden Aufnahmen beweisen sollten...
Wunderbar findet auch ein unvorbereitete Hörer Zugang zu den beiden großen, späten Oratorien, Die Schöpfung und Die Jahreszeiten, über denen die artifizielle Melange aus höchster Kunstfertigkeit, volkstümlicher Melodik und unmittelbar sinnfälligen Text-Ausdeutung auch Kenner jedesmal aufs neue staunen. Gut für Einsteiger wie für wohlinformierte Musikfreunde.
Arcangelo Corellis Concerti grossi waren die maßstabsetzenden Kompositionen der barocken Instrumentalmusik für die Komponistengeneration um 1700, stilbildend bis hin zu Johann Sebastian Bachs Gipfelwerken für das Genre Konzert.
Zum 300. Geburtstag des Komponisten formierte sich unter der Leitung von Dean Eckertsen das Tri Centenary String-Orchestra, um eine Einspielung der Konzert-Serie op. 6 zu machen. In ihrer Kraft und Klangsinnlichkeit sind diese Einspielungen von den folgenden Originalklang-Ensembles, die auch geflissentlich ignorieren, daß der Komponist groß besetzte Ensembles favorisierte, kaum je egalisiert worden.
Das Mutterland der Musik hat uns nicht nur die Oper beschert, sondern auch die meisten prägenden Gattungen der Instrumentalmusik mit Prototypen grundgelegt. Antonio Vivaldi darf als Vater des Instrumentalkonzerts gelten, Arcangelo Corelli als »Erfinder« des Concerto grosso.
Dazu kommen zahllose Meisterkomponisten mit groß besetzten Werken wie mit Kammermusik
Wenn es einen »barocken« Menschen unter den bedeutenden Komponisten gegeben hat, dann war das Händel. Seine Leibesfülle, seine Lust am guten Essen und seine Mixtur aus exzellenten Umgangsformen – wo es nötig war – und hemdsärmeligem Benehmen ist legendär. Er arbeitete schnell und mühelos, gründete Opern-Unternehmen und ging mit ihnen wieder bakrott, war aber international zu Lebzeiten bereits eine anerkannte Größe. Ihm verdanken wir vor allem den Siegeszug der Gattung Oratorium – und einige der zündendsten Concerti und Repräsentationemsusiken, die schon vor der Landnahme der »Originalklangmode« wichtige Interpreten angeregt haben.
Nichts ist so geheimnisumwittert wie die Frage: Wie spielt man einen Wiener Walzer richtig. Wiener Musiker haben das »im Blut«, heißt es. Aber ganz von selber geht es bei einem groß besetzten Orchester dann doch nicht.
Zwei historische Beispiele für Glanzleistungen der Wiener Philharmoniker – bei den legendären Neujahrskonzerten, aber auch im Plattenstudio – mögen uns die Ohren öffnen für höchst unterschiedliche Zugänge, die faszinierende und überzeugende Ergebnisse gezeitigt haben. Aus Deutschland kam einer der Lieblingsdirigenten des Orchesters und leitete nebst legendären Wagner- und Bruckneraufführungen auch einige Walzer-Einspielungen von singulärem Format: Hans Knappertsbusch.
Dem gegenüber stehen die idiomatisch wohl bis heute unübertroffenen Aufnahmen des Neujahrskonzert-Begründer Clemens Krauss. Er war geborener Wiener – und geborener Walzerdirigent…
Daß England ein Land »ohne Musik« war, ließ sich lediglich im XIX. Jahrhundert behaupten, spätestens mit Elgar, Vaughan-Williams und Walton war die Nation wieder da auf der musikalischen Landkarte und Benjamin Britten wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter einer Moderne »mit menschlichem Antlitz«. Aber schon in der Renaissance und im Barock war London eine bedeutende Musik-Metropole – erst mit Händel hat man sich einen Deutschen als Führungsfigur »importiert«. Zuvor haben englische Komponisten Bahnbrechendes geleistet. Von Orlando Gibbons bis zum »Orpheus britannicus«, Henry Purcell…
Claudio Monteverdi hat die Oper zwar nicht erfunden, aber das erste Werk der Gattung komponiert, das bis heute bekannt geblieben ist.
Eine Pioniertat war 1939 die Erstaufnahme von Claudio Monteverdis »Orfeo« unter Ferrucio Calusiolo – übrigens mit Alceo Galliera, dem nachmals auch in den Plattenstudios vielbeschäftigten Dirigenten, an der Orgel... Früher Aufbruch in die damals noch völlig unbekannten Gefilde einer »Historischen Aufführungspraxis«, hörbar betagt, doch ein Meilenstein in der Aufnahmegeschichte. 1954 folgte bei den Wiener Festwochen der Komponist Paul Hindemith, der Monteverdis Werk neu arrangiert und selbst dirigiert hat. Aufschlußreich die Einführung Hindemiths, die er vor der Aufführung selbst gesprochen hat.