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Petrenko in Salzburg: Mahlers Neunte in Vollendung

Salzburger Festspiele. Vor mehr als 40 Jahren hielten wir bei Mahlers Neunter mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan den Atem an. Nun stürmte das Orchester den Gipfel unter Kirill Petrenko erneut – über eine andere Bergwand…
Igor Levit in Salzburg, 2025
Salzburger Festspiele +++ Igor Levit +++ Klavierabend

Die Verwirrung aller Musikgefühle
Der Pianist widmete sein offizielles Salzburger Festspiel-Recital Anno 2025 Exzessivem von Schubert, Schumann und Chopin.
Riccardo Muti mit Schubert und Bruckner in Salzburg
Was ist Größe in der Musik?
Salzburger Festspiele. Riccardo Muti, am 15. Augst längst Fixstarter am Pult der Philharmoniker im Festspielhaus, dirigierte 2025 Schuberts Vierte und Bruckners f-Moll-Messe.
Muti, Schubert, Bruckner – die Verbindungslinien scheinen uns heutzutage so vertraut wie der Auftritt des Maestro in der traditionellen philharmonischen Matinee am 15. August im Festspielhaus. Dieser Termin war einst ganz selbstverständlich Herbert von Karajan vorbehalten. Chefsache, sozusagen. Die Festspielbesucher hätten gestaunt, hätte damals einer zu prophezeien gewagt, der Mann aus Neapel könnte einmal zum logischen Karajan-Nachfolger werden, zu jener Respektsperson, auf deren Intentionen sich das selbstbewusste Wiener Orchester am Höhepunkt der Festspiele willig einläßt.
Salzburger Festspiele mit dem »Floß der Medusa« eröffnet
Hans Werner Henzes Oratorium ist vom politischen Aufreger des Jahres 1968 zu einem Schlüsselwerk der Moderne geworden. Die Festspiele hätten kaum eine bewegendere Eröffnung gestalten können.

Aus dem kommunistischen ist längst ein humanistisches Manifest geworden. „Das Floß der Medusa“ erzählt die Geschichte der von einer selbstsüchtigen Offizierskaste auf offenem Meer ausgesetzten Mannschaft einer gescheiterten Fregatte. Sie hat sich tatsächlich ereignet und galt anno 1816 als Beweis für die Haltlosigkeit einer Restitution der französischen Bourbonen-Herrschaft. Wer so mit seinem Volk umging, hatte das Recht auf Regentschaft längst verspielt.
Thielemann und die Liebesbeziehung zu seinem neuen Orchester
Die Staatskapelle Berlin gastierte erstmals unter der Leitung ihres neuen Chefs in Wien und brillierte im Musikverein mit Strauss und Bruckner. Erin Morley hatte es schwer, mit ihrer hellen, beweglichen Sopranstimme gegen die vielfältigen Klangzaubereien der Musiker.
„Wunder muss ich euch melden“, singt Siegfried in der „Götterdämmerung“ – manchmal sehr zu Recht. Nach der Premiere der jüngsten Neuinszenierung von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Berliner Lindenoper raunten die Kenner sich jedenfalls zu: Der neue Generalmusikdirektor sei gefunden: Christian Thielemann war für den Berliner Langzeit-Opernchef Daniel Barenboim eingesprungen und hatte triumphiert. Nicht nur beim Publikum. Auch die Orchestermitglieder äußerten sich euphorisch.
SO DURCHKREUZT MAN POLITIKER-PLÄNE
So durchkreuzte letztlich die normative Kraft des Faktischen längst geschmiedete kulturpolitischen Pläne – Thielemann, er war niemals der Wunschkandidat deutscher (und leider auch nicht österreichischer) Politiker, wurde Barenboims Nachfolger.
Bestätigung in Wien
Nun kam er das erste Mal mit seiner neuen Staatskapelle nach Wien. Und im Musikverein bestätigten die herrlichsten Klänge alle mirakulösen Erzählungen: Da haben sich wirklich ein Orchester und ein Dirigent auf den ersten Blick gefunden.
Riccardo Muti im Salieri-Jahr: Mozart gewinnt ja doch immer!
WAS HEISST SCHON »WIENER FESTWOCHEN«? +++ 200, TODESTAG VON ANTONIO SALIERI +++ EIN FALSCHES »PHILHARMONISCHES« +++ RICCARDO MUTIS »ALTERSSTIL«
Die Hofmusikkapelle im Musikverein: eine Konfrontation Mozarts mit seinem erbitterten Feind, Antonio Salieri, dem Jahresregenten 2025.
WAS HEISST SCHON »FESTWOCHEN«?
Über die Frage, welches Profil sich die Musikstadt Wien mit ihren Festwochen gibt, wird aus aktuellem Anlass gerade viel diskutiert. Der Reigen war aus einem Musikfest hervorgegangen, bei dem sich die Crème der internationalen Komponisten ein Stelldichein gab. Die hießen damals natürlich Paul Hindemith, Igor Strawinsky oder Pierre Boulez …
Boulez ist übrigens einer der Jahresregenten 2025. Ein anderer: Antonio Salieri, dessen künstlerischer Zweikampf mit Mozart früher einmal eine Festwochen-Ausstellung wert gewesen wäre. Aber dergleichen ist mittlerweile ja einem Allerweltsgetümmel gewichen, das in seiner Zeitungeistigkeit überall in der EU stattfinden könnte. „Klassische“ Musik, für die der Name Wien international steht, ist längst vollständig aus dem Programm gestrichen. In den großen Konzerthäusern wird sie zur Freude der Touristen wie der Einheimischen freilich weiterhin gepflegt.
Pfitzners »Palestrina« in Wien zurück

Unter Christian Thielemann absolviert das bedeutende Künstlerdrama, früher Fixbestandteil des Repertoires, wohl nur einen – allerdings bemerkenswerten – Zwischenstop.
Hans Pfitzners »Palestrina«, früher ganz selbstverständlich Teil des wienerischen Opernrepertoires, kehrt nach beinahe einem Vierteljahrhundert in den Spielplan zurück. Der Erfolg war rauschend. Christian Thielemann am Dirigentenpult und eine mehrheitlich sehr gute Sängerbesetzung haben es möglich gemacht. Und doch, erinnerte die Wiederaufnahme auch unter dem Titel »Endspiel« laufen können – und das keineswegs deshalb, weil sie – Treppenwitz der Planungsgeschichte – im Umfeld der Wiener Premiere von Kurtágs »Fin de partie« angesetzt war.
Aber der Reihe nach:
Sabine Devieilhe in Wien
Ein Liederabend wie ein Traum
Atemlose Stille, dann tosende Begeisterung über ein Sternstunde der Gesangskunst im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses.
Eine der edelsten Stimmen unserer Zeit, makellose Gesangskunst, ein dramaturgisch kluges Programm, mitgestaltet von einem kongenialen Klavier-Partner – Sabine Devieilhe und Mathieu Pordoy erinnerten bei ihrem Auftritt im Mozartsaal daran, zu welchen Höhenflügen sich der Liedgesang erheben kann, wenn sich die Lust am puren Schönklang mit intellektueller Interpretationskultur verschwistert.
Kirill Petrenkos Scala-Debüt
Ein „Rosenkavalier“ für unsere Zeit: musikalisch ebenso fein differenziert wie die Inszenierung Harry Kupfers in Hans Schavernochs längst legendären Salzburger Festspiel-Bildern.
Das war eine jener Aufführungen, von denen die, die dabei sein durften, noch nach Jahrzehnten schwärmen: Kirill Petrenko debütierte an der Mailänder Scala – und zementierte seinen Nimbus des großen einsamen Sterns am Dirigentenhimmel unserer Zeit.
WIE MAN PETRENKO LOCKT