Die Salzburger Mozartwoche konnte heuer nicht stattfinden. 2020 gab es noch luxuriös besetzte Konzerte mit der Camerata academica: François Leleux, der wunderbare Oboist und Ensembleleiter, dirigierte ein Konzert mit einigen der wichtigsten Werke für Bläser und Orchester, die Mozart komponiert hat: Der Soloflötist der Berliner Philharmoniker, Emmanuel Pahud, musizierte beide Flöten-Konzerte, Leleux selbst führte ein illustres Solisten-Ensemble in der »Sinfonia concertante« in Es-Dur, KV 297b, die möglicherweise nicht von Mozart stammt, aber vier Bläser-Solisten Gelegenheit bietet, zu brillieren. Das Programm beschloß eine Aufführung der »Linzer Symphonie«.
Ö1 sendet heute eine Aufzeichnung dieses Programms anstelle der geplanten Liveübertragung.
Alain Altinoglu ist einer der herausragenden jungen Dirigenten unserer Zeit. Bei seinem jüngsten Wien-Gastspiel leitete er ein Konzert der Wiener Symphoniker mit Mezzosopranistin Nora Gubisch als Solistin. Auf dem Programm des Konzerts standen neben Jean Sibelius‘ epischer Fünfter Symphonie das »Poème de l’amour et de la mer« von Ernest Chausson und die Tondichtung »Le chasseur maudit« von César Franck. Vor allem letzter dürfte an dem Musikvereins-Abend Ende Jänner eine veritable Entdeckung für viele Musikfreunde im Publikum gewesen sein. Franck assoziiert man eher mit geistlicher Musik und Orgelklängen, vielleicht auch mit der dick instrumentierten halb auf deutschen, halb auf französischen Klangpfaden wandelnden Symphonie in d-Moll. Aber diese Tondichtung auf Liszts Spuren gehört zu den effektvollsten Stücken der musikalischen Romantik, eine aufwühlende Klangerzählung der alten Geschichte vom Wilden Jäger, die in ein unausweichlich dem Abgrund zutreibenden Furioso mündet. Unbedingt hörenswert!
Der langjährige philharmonische Konzertmeister starb 100-jährig.
10. Februar 2022
Er war der Inbegriff des wienerischen Musikers, durch und durch in der Geigentradition seiner Stadt aufgewachsen und schon in jüngsten Jahren Mitglied der Philharmoniker. Mit 17 schaffte es Walter Smykal, der bald den Namen Barylli führte, das Probespiel – aus durchaus traurigem Anlass, denn mit dem sogenannten Anschluss Österreichs hatten jüdische Mitglieder das Orchester verlassen müssen. Doch Baryillis Können war außergewöhnlich. So avancierte er rasch zum Konzertmeister, eine Position, die er für mehr als drei Jahrzehnte...
Ein Wiener Ensemble gewährt uns heute Einblick in die Vielfalt der französischen Musik im Ancien régime. Und zwar im Rahmen eines Konzerts, das der WDR live aus Köln überträgt (20.04 Uhr). Das kam so: Das Ensemble Freymut, gegründet in Wien, nahm im Sommer vorigen Jahres am »Internationalen H.I.F. Biber-Wettbewerb« im oberösterreichischen Augustiner Chorherrenstift St. Florian teil und gewann dort den Sonderpreis des WDR. Der Lohn dafür: Das 2018 in Wien gegründete Barockmusik-Ensemble gastiert im Verein mit der Sopranistin Johanna Falkinger heute in Köln und musiziert im dortigen Funkhaus ein rein französischen Programm.
Die Streamingplattform Spotify hat Anno 2022 Schlagzeilen gemacht, weil der Pop-Star Neil Young verbieten ließ, dass seine Musik über die Plattform abgerufen werden konnte. Den in jeder Hinsicht unbeteiligten Klassik-Freund hat daran nicht unbedingt interessiert, was Neil Young so erbost hat. Er dachte eher über die Tragweite eines solchen Boykotts...
Kurz nach Mitternacht, also eigentlich schon am 9. Februar, sendet das Bayerische Fernsehen die Aufzeichnung eines interessant programmierten Konzerts der Salzburger Camerata unter Hartmut Haenchen, das Symphonien von Mozart (eine frühe und die allerletzte, die »Jupiter-Symphonie«) einem Werk von Karl Amadeus Hartmann gegenüberstellt.
Das Schaffen dieses bedeutenden Symphonikers ist auf CD zwar recht gut, in Video-Mitschnitten aber kaum dokumentiert. Umso spannender, ein Werk zu erleben, in dem der große Expressionist unter den deutschen Komponisten der Ära nach 1945 sich an die spritzig-dialogische Schreibweise der klassischen Sinfonia Concertante anzunähern versuchte.
Das Kammerkonzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester bildete das Zentrum des Konzerts, das beim Mozartfest Würzburg 2018 aufgezeichnet wurde.
Regisseur Hans Neuenfels ist 80-jährig gestorben. Er verstand es, sein Publikum zu reizen, machte es oft aber auch glücklich.
Neu definierte Theater-Schwerkraft
Er war das Enfant terrible der deutschen Theaterszene und sorgte immer wieder für Aufruhr. Zuletzt galt er aber eher als Grand-Père und jedenfalls als nicht mehr ganz so terrible. Hie und da konnte man ihn ja früher schon beinahe lieb gewonnen haben. Ehrlich! Das muss auch der größte Skeptiker zugeben. Einfach war es natürlich nicht mit Hans Neuenfels, der aus Krefeld stammte, aber im wienerischen Theatermyzel aufgewachsen war. Sogar seine treue Begleiterin auf der Bühne und im wirkli...
Die Produktion ist ein Erbstück der Ära Holender, eine der dümmsten Entstellungen einer Opernhandlung, die in Wien je zu sehen waren. Manon verdurstet allen Ernstes in einem Warenhaus – Kommentar überflüssig.
Interessant aber die Besetzung: Asmik Grigorian ist die Titelheldin, Bryan Jadge der Des Grieux, dazu Boris Pinkhasovich und Josh Lovell – die Musik kann die Szenerie zwar nicht vergessen machen, aber vielleicht fokussieren die Streaming-Kameras ja hie und da darstellerische Qualitäten im Detail. Damit wären Konsumenten, die eine Staatsopern-Aufführung via Internet daheim erleben im Vorteil…