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Henzes »Floß der Medusa« in ORFiii

Eines der eindrucksvollsten des diesjährigen Festspielsommers fand gleich zur Eröffnung in der Salzburger Felsenreitschule statt: Die konzertante Aufführung von Hans Werner Henzes Floß der Medusa hinterließ betroffene, tief bewegte Zuhörer. Das Stück enthält schon in der Anlage »szenische« Elemente, den Rest erledigen die Musik und die Interpreten,
Der ORF war mit Mikrophonen und Kameras dabei und sendet die TV-Version am 23. August.

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Johan Botha wäre 60 Jahre alt

Der Tenor aus Südafrika, der in den Neunzigerjahren die Herzen des Wiener Opernpublikums eroberte und bald in aller Welt als der führende Tenor im Heldenfach galt, wäre am 19. August 2025 60 Jahre alt geworden. Bereits mit 51 erlag er einem tückischen Krebsleiden, das ihn auf dem Höhepunkt seines Ruhms dahinraffte.

Wenn er als Lohengrin sang: Aus Glanz und Wonne komm ich her, dann nahm man das für bare Münze. Seit Menschengedenken hatte kein Tenor mehr diese Partien mit solcher Leichtigkeit und geradezu liedhafter Eleganz gesungen. Bei der Gralserzählung wirkte er frisch und munter, als hätte die Vorstellung gerade begonnen.

Erinnerungen an das Gesangsphänomen Johan Botha in der SINKOTHEK

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„Zaide“ in Salzburg – Mozart, der Experimentator

Das „Zaide“-Ensemble, Salzburg 2025 (Foto: SF/Marco Borrelli)

Salzburg 2025, ein wenig eigenartig programmiert, wenn man die Festspielgeschichte in Acht nimmt, kein Richard Strauss im Opernprogramm, dafür zwar immerhin zweimal Mozart – aber beide Premieren sind keine vollwertigen Neuinszenierungen, sondern halbkonzertante Aufführungen. Im Falle des Jugendwerks „Mitridate, re di Ponto“ gelang das recht gut, im Falle der Premiere am 17. August wartete man gespannt auf Raphaël Pichon und sein Ensemble mit Sabine Devieilhe als Titelheldin in „Zaide“, einem der faszinierendsten Opernprojekte des Komponisten – ein Vorgängerstück der „Entführung aus dem Serail“, das Mozart unvollendet hinterließ – allerdings fehlen nur die Ouvertüre und das Finale, essentiell für eine Gesamtaufführung, gewiß, aber doch ist genügend Material für ein ausgiebige Auseinandersetzung mit dem Fragment vorhanden.

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Donizettis Maria Stuarda, live in Ö1 aus Salzburg – Was man dazu wissen sollte

SALZBURGER FESTSPIELE – DONIZETTI »Maria Stuarda« – HINTERGRUND – HANDLUNG – MUSIK – FASSUNGEN

Liseette Oropesa als Maria Stuarda, Salzburger Festspiele 2025 (SF/M. Rittershaus)

Ö1 überträgt am 16. August 2025

»Ja, wenn sich alles dreht«, titelte Walter Weidringer in der »Presse« – Ein Werk der Belcantoära wie »Maria Stuarda« ist nicht leicht glaubwürdig auf die Bühne zu bringen und noch weniger leicht, vielleicht, ist die Musik stilistisch adäquat zu realisieren.
Die Rezension lesen Sie hier.

Was man wissen sollte, wenn man sich »Maria Stuarda« in der Festspielproduktion live ansehen möchte oder die Rundfunkübertragung in Ö1 hört, soll im folgenden kurz zusammengefaßt werden.

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Ravel-Erstaufführung in Grafenegg

Einen spektakulären Fund machte man – rechtzeitig zum 150. Geburtstag des Komponisten – in der Autographensammlung der Pariser Bibliotheque nationale – »Prélude et Danse« aus »Sémiramis« von Maurice Ravel. Das Stück kam im März in New York zur Uraufführung und erlebt nun im Eröffnungskonzert des diesjährigen Grafenegg-Festivals seine österreichische Erstaufführung. Das Tonkünstler-Orchester spielt unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Fabien Gabel. Das Pianistenduo Katia und Marielle Labèque musiziert am Beginn des Abends im Wolkenturm das Doppelkonzert von Francis Poulenc, danach folgt Richard Strauss‘ »Alpensinfonie«.

ORFIII überträgt am 14. August ab 20.15 Uhr live, zeitversezt.

Mozart, der Freimaurer

Salzburg spielt maurerische Klänge aus der Feder des Genius loci, stellt Beziehungen zwischen einer Freimaurerkantate und der Zauberflöte her – und präsentiert die berühmte Maurerische Trauermusik. wie sie vielleicht ursprünglich erklang: mit Chor.

ZUR RUNDFUNKÜBERTRAGUNG AM 12. AUGUST 2025

Die Salzburger Festspiele widmen eine halbe Mozart-Matinee den maurerischen Aktivitäten des Komponisten. Viel ist über Mozarts Mitgliedschaft in der Loge „Zur wahren Eintracht“ diskutiert und gerätselt worden. Das Mozarteumorchester geht in seiner Matinee am kommenden Sonntag den Dingen akustisch auf den Grund und präsentiert unter der Leitung von  Roberto González-Monjas einige Werke, die direkt oder indirekt mit Mozarts Freimaurer-Mitgliedschaft zu tun haben.

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Feuilletons von Anno dazumal: Schönbergs Erwartung

Zemlinsky und Schönberg

Salzburg spielt heuer wieder einmal Arnold Schönbergs Erwartung – und manche Rezensenten tun so, als wäre das eine Großtat. Dabei gilt dieses Werk seit Jahr und Tag als Schlüsselstück des musikalischen Expressionismus und wurde in jüngster Zeit von vielen bedeutenden Opernsopranen in aller Welt gesungen; oft in konzertanten Wiedergaben, immer wieder aber auch in Inszenierungen. Und die Salzburger Festspielaufführung mit Jessye Norman in Robert Wilsons Inszenierung in den Neunzigerjahren genießt bereits legendären Status.

DAS WERK WAR SOFORT EIN EMINENTER ERFOLG

Obwohl die Komposition bereits auf dem Höhepunkt der sogenannten atonalen Phase Schönbergs vollendet war, dauerte es bis in die ersten Jahre der Zwölfton-Phase des Komponisten, daß Erwartung den Weg auf die Bühne fand. 1924 dirigierte Alexander von Zemlinsky beim Prager Musikfest die Uraufführung. Marie Gutheil-Schoder sang – und es kann keine Rede davon sein, daß die Zeitgenossen Schönbergs radikale Musiksprache nicht geschätzt hätten: Die Rezension im Prager Tagblatt berichtet von stürmischem Applaus und erweist sich als kluge Einordnung der Komposition in die Entwicklungsstränge der jüngeren Musikgeschichte.