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Legende Ifflandring

War's Iffland oder eher Till Eulenspiegel?
Der Iffland-Ring, dessen Träger der in der Nacht auf Sonntag verstorbene Josef Meinrad seit 1959 war, ist ein mythenumwobenes Ehrenzeichen für den "besten deutschen Mimen". Wer wird ihn erben?
Werner Krauß vermachte den Ring mit dem in Edelsteinen gefaßten Porträt des Schauspielers, Autors, Impresarios Aug...

 

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Gianandrea Gavazzeni

Gianandrea Gavazzeni ist tot. Der Doyen der italienischen Dirigenten starb am Montag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Bergamo. Gavazzeni war einer der bekanntesten professionellen Opernkapellmeister für Musik zwischen Bellini und Puccini. Die Mailänder Scala hatte in ihm einen Garanten für souverän geführte Vorstellungsserien. Nicht nur die Orchester fühlten sich unter seiner Führung wie in Abrahams Schoß. Jede Bewegung - sie wurde, wie bei Maestri seines Schlages üblich, mit den Jahren immer spärlicher, auf das Wesentliche konzentriert - trug zur klaren Orientierung der Musiker bei.
Auch die Sänger fanden in Gavazzeni stets einen kun...

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Jänner 1996

Mit allen sieben Zwergen!
Schneewittchen kann auf dem Theater noch so ausschauen wie frisch dem Märchenbuch entschlüpft. Ganz ohne Sigmund Freud. Zumindest in St. Pölten.
Nicht nur, ich geb's ja zu, Kinderaugen leuchteten: "Schneewittchen und die sieben Zwerge" gemahnten wohl auch manche erwachsene Begleitperson an unbeschwerte Kindertage. In St. P...

 

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Isang Yun

+ 1995
Das Schicksal wollte es, daß die Uraufführung der letzten Komposition des Koreaners bei »Wien modern« zu dessen Tombeau wurde.

»Piri« für Solo-Oboe stand, von Heinz Holliger atemberaubend realisiert, als Würdigung am Beginn. Musik, die charakteristisch für Yuns Konzentration auf den einzelnen Ton ist, auf Klanginseln, die - oft in höchsten Höhen des spielbaren Tonbereichs angesiedelt - zu äußerster Intensität anwachsen können. Holliger präsentierte danach mit Patrick Demenga zwei neue »Ost-West"-Miniaturen, in denen das Cello mit weitausgreifenden Phrasen den Okzident, die Oboe mit isolierten Klängen den Orient repräsentiert.
Dann Yun...

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Brucknerfest

Ist’s Bruckner oder Janacek?

Brucknerfest 1995

Roger Norrington sorgte mit einer Aufführung der Urfassung von Bruckners Dritter für Aufsehen.

Die London Classical Players sorgten mit Beethoven für Aufruhr im Wiener Musikleben und warfen in Linz mit Bruckner viele Fragen auf.
So viel Zündstoff enthalten Konzerte nicht alle Tage.

Die Zeiten, in denen die berüchtigten Vertreter der Originalklang-Ästhetik die ihnen willig zugeordneten Schrebergärten beackerten, sind endgültig vorbei. Längst geht es an die Substanz des gesamten Musiklebens, um die Frage, ob nicht auch Brahms, Bruckner, ja sogar Richard Wagner einer neuen interpretatorischen Beleuchtung bedürfen, die historisch-wissenschaftliche Erkenntnisse über Aufführungspraxis und Spieltradition akribisch berücksichtigt.

Buhrufe für Beethoven!

In Österreich, wo man auf natürlich gewachsene Strukturen Wert legt, rufen solche Tendenzen auch Widerspruch hervor. So hallten nach Beethovens Achter, gespielt von den Classical Players sogar Buhrufe durch den Musikvereinssaal. Das hatte aber auch gesummt und gesurrt und gehämmert und gelärmt wie noch nie in dieser F-Dur-Symphonie. Gewisse Momente heftigster Klangballungen gemahnten angesichts des Eifers, mit dem die Musiker ans Werk gingen, eher an selbstvergessen-entfesseltes Kinderspiel als an eine philharmonische Beethoven-Session.

Da ist noch die Sache mit den „alten Instrumenten“, die schwerer ansprechen und fehleranfälliger sind als ihre modernen Nachfolger. Da waren dementsprechende Hornkiekser und ein im Final-Furor zunehmend undurchdringlicher Tönedschungel, der allen ästhetischen Postulaten der jüngeren Vergangenheit, denen Transparenz und Klarheit der Strukturen über alles ging, Hohn sprach.

So oder so ähnlich könnte freilich zu Beethovens Zeit die Musik wirklich geklungen haben: wild und ungezügelt, erschreckend wohl. Außerdem ist Norrington ein Showmaster, der auf dem Podium hüpft und sich verausgabt wie weiland Leonard Bernstein, der auch in einer Ansprache seinem Publikum suggeriert, es dürfe bei Haydn (Symphonie Nr. 65) auch zwischen den Sätzen applaudieren, der – mehr noch – Thomas Holzmaier animiert, zwischendrin auch noch Opernarien des Komponisten zum besten zu geben (übrigen mit immer noch schöner, aber dank technischer Fehlern zunehmend tonlos werdender, gefährdeter Stimme!).

Bruckners Dritte in der Urfassung

So viel zur ästhetisch-historischen Lektion, die ein solches Konzert auch sein kann. Dann aber: Norrington ist offenkundig auch ein Dirigent, der’s gern leidenschaftlich hat, der die Musikanten zu weit geatmeten Phrasen und gesanglicher Tongebung animiert.
So strömen Haydnsche Adagio-Sätze ebenso duftig wie solche von Anton Bruckner – wenn auch bei der Aufführung der Urfassung von dessen Dritter Symphonie im Linzer Brucknerhaus die Grenzen der Möglichkeiten der „Classical Players“ klar zu Tage traten: Die halbstündige Reise durch den langsamen Satz dieser „Wagner-Symphonie“, in der in dieser Version noch alle „Tristan“-und „Walküren“-Zitate enthalten sind, zerbröselte Norrington trotz heftiger Versuche mittels großem Ausdruck Zusammenhalt zu stiften, unter den Fingern.

In dieser Diskrepanz zwischen Erstrebtem und Erreichtem liegt der mögliche Kritikpunkt. Nicht aber in dem Impetus, in der über alle technischen Pannen und Fehler hinweg stürmenden Emphase der Bruckner-Interpretation, die hier vorgeführt wurde. Diese 1873 entstandene, zu Bruckners Zeiten nie aufgeführte Fassung der Dritten ist tatsächlich das Protokoll eines sich mit ungeheurem Elan über alle Konventionen hinwegsetzenden Geistes. Bruckner dringt mit jähen Kontrasten, schroffen Instrumentations-Kniffen in Regionen vor, die an viel spätere Meister gemahnen – sogar an die wilden, von krassen Stimmungsumschwüngen gezeichneten Ekstasen eines Leos Janacek.

Daß die Zeitgenossen solches als Verrücktheit empfinden mußten, versteht, wer Norringtons kratzbürstige, rüde Aufführung erlebt.
Da kommt etwas von der damaligen Verblüffung zurück – und man empfindet’s gar nicht als Lehrstunde.

Elitär? Bitte ja!

Die Salzburger Festspiele dürfen, ja müssen elitär und exklusiv sein
Das teuerste Festival der Welt darf sich nicht mit Allerweltsprogrammatik rechtfertigen. Die Maximierung des Kartenangebots hat ihm geschadet.

Die Salzburger Festspiele gehen in die Schlussrunde. Die großen Premieren sind vorbei. Und via Agentur werden bereits erste bilanzähnlich...

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Hubert Stuppner

Meditative Italianità aus Südtirol
Hubert Stuppner, Südtirols bekanntester zeitgenössischer Komponist und musikalischer Multifunktionär, der jüngst den Würdigungspreis für Musik des Wiener Unterrichtsministeriums erhielt, im Gespräch.

Ob das alles nicht ein bißchen nach Resignation klinge, frage ich Hubert Stuppner im Verlauf unserer Unterhaltung einmal, nachdem er eloquent über die Unmöglichkeit, heute noch wirklich "Neue Musik" zu komponieren, referiert hatte: "Resignation?", fragt er zurück, und gibt ebenso knapp die Antwort: "Absolut!" Das klingt aus seinem Mund allerdings keineswegs larmoyant, sondern ebenso wie eine nüchterne Bestandsaufnahme wie seine zuvor akribisch ausformulierten "Endzeitberichte" in Sachen Avantgarde.

Stuppner ist ein Künstler, der sich offenkundig präzis Rech...

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Barock, wiedergewonnen

Wie aus einem Mauerblümchen die modische Prinzessin wurde
Der letzte Schrei ist der älteste Klang: Mit Musik aus dem Barock, der Renaissance und dem Mittelalter läßt sich plötzlich Geld verdienen.

Heutzutage bittet die Wiener Konzerthausgesellschaft ihre Abonnenten zu einem Festival namens "Resonanzen" und weiß, daß eine Woche lang bei Komposition...

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Bellini, nur noch ein Cocktail!

Ist Bellini nur mehr als Cocktail erfolgreich?
Belcanto ist nicht leicht. Besser: Belcanto geht nicht mehr. Schon lang nicht mehr. Trotzdem spielt die Staatsoper »Die Puritaner«.

Da ist die Sache mit den Spitzentönen. Zu Bellinis Zeiten haben die Sänger, die Tenöre vor allem, mit einer ganz anderen, das Kopfregister kunstvoll einbeziehenden Techni...

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Beethoven als Rarität

Die Angst des Dirigenten vor der Fünften Beethoven: Ein Plädoyer
Jüngst haben die Wiener Philharmoniker die Fünfte Beethoven gespielt. Schon wieder? Nein, wieder einmal. Sie tun's nämlich nicht zu oft, sondern zu selten.

Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal die Fünfte im Konzert gehört? Das Werk ist längst Opfer seiner eigenen Berühmtheit...

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