Der geplagte Vater eines Genies (1719 – 1787)
Ungehorsam, Insubordination und die Verabschiedung durch einen Fußtritt: Wir kennen die Geschichte von Wolfgang Amadé Mozart – und die Bestürzung von Vater Leopold, der sich viele Jahre um die Karriere seines Sohnes gekümmert hat.
Doch auch Leopold selbst war ein Heißsporn und in seiner Jugend vom der Salzburger Universität geflogen – wegen „schlechten Benehmens“. Er hatte sein Lehrgeld gezahlt – und wußte, reifer geworden, „sich in die Welt zu schicken“, wie Hugo von Hofmannsthal das einmal
für Seinesgleichen gefordert hat . . .
In Diensten des Erzbischofs
Vater Mozart blieb in den Diensten des vom Sohn verhaßten Fürsterzbischofs, wohl ahnend, daß ihm einmal ein Nachruf (von Abt Hagenauer) bescheinigen würde, er sei daheim nicht annähernd seinem Rang und Verdienst entsprechend gewürdigt worden.
Auf der Höhe seiner Zeit
Tatsächlich war Leopold Mozart einer der ersten Musiker seiner Zeit, für seinen Stand ungewöhnlich gebildet und daher der perfekte Lehrmeister seines Sohnes, der ihn freilich an Genie turmhoch
überragte – wie alle Zeitgenossen.
Doch von der einzigartigen Stellung seines Buben abgesehen, das Schaffen Leopold Mozarts steht ganz auf der Höhe seiner Zeit. Die ersten Sporen hatte er sich schon als Kammerdiener und Hofmusicus des Grafen von Valsassina und Taxis verdient – Instrumentalmusik und Vokalkunst (darunter mehrere Passions-Kantaten) beherrschte er souverän.
Weltberühmter Geiger
Als Geiger genoß er europaweites Ansehen. Man wußte, wer er war, nicht erst, seit er seine bis heute bedeutsame „Violinschule“ veröffentlicht hatte.
Am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs diente er sich vom „Vierten Geiger“ zum Vizekapellmeister hoch.
Der Komponist
Die wichtigsten Instrumentalwerke Leopold Mozarts sind seine Symphonien. An die siebzig soll er komponiert haben.
Manche hielten Kommentatoren für Frühwerke Wolfgang Amadés, was viel über deren Originalität und Qualität aussagt.
Ablesen läßt sich an diesen Stücken einiges über die Entwicklung der
Symphonieform, ehe Joseph Haydn ihr das gültige „klassische“ Gepräge gegeben hat.
Pionier der symphonischen Form
Die frühen Symphonien Leopold Mozarts schließen nach Eingangs-Allegro und langsamem Mittelsatz mehrheitlich mit einem Menuett in der später gewohnten dreiteiligen Form, ein Trio inmitten des Satzes. Erst die späteren Stücke kennen die „italienische“, der
Opernouvertüre entlehnte Form mit einem
raschen Finalsatz.
Haydns Form-Muster ist also nicht unbedingt durch die Einfügung des
Menuetts an dritter Stelle entstanden, sondern durch eine Vermischung beider Modelle.