Jonas Kaufmann in Erl

Der Tenor übernimmt im Herbst 2024 von Bernd Loebe die Intendanz des einst von Gustav Kuhn gegründeten Opernfestivals. Wagners Schaffen bleibt zentral.

Einen »Mr. Erl« hat sich Festspiel-Präsident Hans Peter Haselsteiner für Erl in Tirol gewünscht. In Jonas Kaufmann hat er einen weltberühmten Tenor gefunden, der das Amt von Bernd Loebe übernehmen möchte: Ab der Herbst-Stagione des Jahres 2024 ist Kaufmann Intendant, vorerst bis 2030, doch sei er sich im Klaren darüber, dass im Opern-Geschäft immer längerfristig geplant werden müsse, versicherte der Künstler launig anlässlich der Pressekonferenz am Freitag in Wien. Überdies hätte Richard Wagner, dessen Schaffen seit den Anfängen der Opernaufführungen im Passionsspielhaus im Mittelpunkt gestanden sei, 13 Musiktheaterwerke vollendet . . .

Gesangskarriere geht weiter

Der Wagner-Schwerpunkt der Festspiele werde erhalten bleiben. Heuer im Sommer »vollendet« Brigitte Fassbaender ihre Neuproduktion des »Rings des Nibelungen«. Es sei nicht leicht gewesen, nach der Pandemie und derzeit auch angesichts der Teuerung das Interesse des Publikums wieder zu wecken, kommentierte Haselsteiner. Es brauche einen Publikumsmagneten wie Jonas Kaufmann, der ergänzte: Der Name des Festivals in Erl sei über die Jahre hin eng mit dem Namen des Festspielgründers Gustav Kuhn verbunden gewesen.
Er hoffe nun darauf, bedeutende Künstlerkollegen dafür zu gewinnen, Seite an Seite mit ihm in Erl zu wirken. Selbstverständlich werde er die eine oder andere sängerische Aufgabe bei »seinem« Festival übernehmen, beruhigte Kaufmann seine Verehrer. Seine Gesangskarriere gehe weiter:

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich abtreten sollte.

Dank manchmal freud- manchmal leidvoller Erfahrung zieht der künftige Intendant ziemlich klare Grenzen, was den Einfluss der Regisseure betrifft: »Bei einer Inszenierung muss das Stück im Mittelpunkt stehen und nicht die Profilierung der Regie. Ich sehe nichts Verwerfliches darin, sich ab und zu zum Anwalt des Komponisten aufzuschwingen.«
Ein Intendant, der täglich in den Aufführungen sitze oder den Kollegen hinter den Kulissen Mut zuspricht, wird er nicht werden. Die Tenor-Karriere wird weitergehen und neben Kaufmann selbst wird sich ein noch zu bildendes Team um den künstlerischen Betrieb kümmern. Das hätte er von vornherein klargestellt. Zwei Jahre sind nun Zeit, ein künstlerisches Konzept zu entwerfen und rund um das Zentrum Wagner einen Spielplan auszurichten, der Wagners Inspirations-Quellen Gluck oder Weber ebenso enthalten könne wie Werke der Belcanto-Ära. Für vielversprechende Projekte könne es sogar Sondersubventionen geben, versicherte Haselsteiner und formulierte das Alleinstellungsmerkmal zu »dem« Wagner-Festival in Bayreuth auf dem legendären »grünen Hüge«“: »Wir haben hier den Wilden Kaiser«. Und ab 2024 Jonas Kaufmann.