Im Haus des »reichsten Mannes von Wien« führt der Haushofmeister ein strenges Regiment. Wir erleben die Vorbereitungen zu einem großen Diner, nach dem eine künstlerische Darbietung geplant ist. Wie sich herausstellt, soll nicht nur eine eigens dafür bestellte neue Oper eines jungen Komponisten zum besten gegeben werden, sondern auch eine harmlose Komödie, aufgeführt von einer Komödianten-Truppe. Das versetzt Komponist und Musiklehrer in höchste Alarmbereitschaft. Während die Opern-Sänger, der Komponist und die Komödianten einander mißtraurisch begutachten, erhalten sie die nächste Hiobsbotschaft: Um das »für punkt neun Uhr anbefohlene« Feuerwerk nicht zu gefärden, hat der Hausherr beschlossen, die beiden Stücke gleichzeitig aufführen zu lassen; zumal bei der Oper ohnehin die Gefahr der Langeweile besteht, da sie auf der einsamen Insel Naxos spielt. Der Musiklehrer und der Tanzmeister der Komödianten reden auf den verzweifelten Komponisten ein, er möge in den Handel einwilligen, damit sein Werk wenigsten verstümmelt zur Aufführung kommen könne.
Es ist aber die scheinbar leichtlebige Zerbinetta, die im Dialog mit dem sensiblen jungen Musiker behutsame Saiten aufzieht und ihn ein wenig verliebt - und damit gefügig machen kann.
Die Schweizer Wagnerheroine Lucienne Bréval (1869-1935) regte Gabriel Fauré eines Tages dazu an, endlich eine abendfüllende Oper zu komponieren. Auf des Komponisten Replik, er habe noch kein passendes Libretto gefunden, reagierte die Sängerin prompt: Sie stellte den Kontakt zwischen Fauré und dem jungen Dramatiker René Fauchois (1882-1962) her, dessen Boudu sauvé des eaux viel später dank Jean Renoir brillanter Verfilmung Berühmtheit erlangen sollte. Fauchois hatte gerade einige Szenen aus den abschließenden Gesängen von Homers Odyssee zu einem Theatertext geformt. Fauré fing Feuer und begann sofort, den Text aus fünf langatmigen Akten auf drei zu verdichten. Nebenhandlungen fielen fort, Telemachos tritt nicht mehr in Erscheinung.
Fauchois hat noch nicht begriffen, wie die Musik die Worte streckt. Ein Text, den man in wenigen Minuten rezitieren kann, dauert mindestens dreimal so lange, wenn er gesungen wird. ... Viele Verse zu eliminieren, ohne daß der Sinn verloren geht, das ist keine ganz einfache Aufgabe.
Legendär die Darstellung des Titelhelden durch den großen Jon Vickers, der die Oper unter der Leitung von Colin Davis für Philips aufgenommen hat (1978).
Die Einspielung steht Seite an Seite mit Brittens eigener Aufnahme, in der Lebenspartner Peter Pears, Protagonist der Uraufführung, den ihm auf den Leib komponierten Titelhelden verkörpert (1958). ...
Bürgermeister Swallow präsidiert einer Gerichtsverhandlung, bei der festgestellt wird, daß der Fischer Peter Grimes unschuldig am Tod seines jugendlichen Gehilfen ist. Man trägt Grimes auf, künftig nur noch ausgebildete Fischer anzuheuern. Doch so kostspielige Arbeitskräfte kann Grimes sich nicht leisten. Er begehrt auf gegen das Urteil. Doch nur die Lehrerin Ellen Orford steht auf seiner Seite.
Englands erfolgreichster Komponist seit 1945 und sein »Peter Grimes«
Mit seinem ersten großen Musiktheaterwerk läutete Benjamin Britten bald nach Ende des zweiten Weltkriegs eine neue Ära - nicht nur der englischen - Musikgeschichte ein. Peter Grimes wurde auch deshalb zu einer der meistgespielten Opern der Zeit nach 1945, weil hier ein Komponist mutig gegen den Stachel der zeitgeistigen Ästhetik ...
DAS WERK
Albert Herring komponierte Britten unmittelbar nach der Gründung seiner eigenen Operntruppe, die mit einer Novität aus seiner Feder auf Tournee gehen sollte. Die Novelle Maupassants hatte er selbst entdeckt und befand, sie tauge als Grundlage für ein musikdramatisches Gegenstück zur tragischen Lucrezia.
Die Handlung ließ sich ohne Schwi...
Walter Braunfels - nach de Coster (1913)
1882 in Frankfurt geboren, Schüler von Ludwig Thuille, galt Walter Braunfels als einer der hoffnungsvollsten Opernkomponisten Deutschlands. Mit seinem Erstling, Prinzessin Brambilla, gelang ihm dank der Unterstützung durch Max von Schillings ein durschlagender Erfolg. Schillings nahm als Dirigent und Intendant auch die zweite Oper Ulenspiegel...
Der Rosenkavalier
Hofmannsthals wienerische Fragilität und Strauss' bajuwarischer Theatergeist
Sonderzüge. Aus allen Teilen Deutschlands fuhren Sonderzüge nach Dresden!Nein, nicht für ein Fußballmatch. Für eine Opernaufführung...
Dergleichen hat es tatsächlich gegeben. Anno 1911 wollten einfach alle den »Rosenkavalier« sehen.Nichts kann die auch für damalige Verhältnisse unfassbare Popularität d...
Ariane et Barbe-bleu
Starke französische Oper nach einem geradezu feministischen Libretto von Maurice Maeterlinck.
Edvard Grieg hätte diese Oper komponieren sollen, wenn es nach Textdichter Maurice Maeterlinck gegangen wäre. Paul Dukas, der selbstkritische Meister des Zauberlehrlings war schließlich der Auserwählte - und er stattete das Stück mit leidenschaftlicher Musik aus; schon der heftig bewe...
Zwei Fassungen seiner aufrüttelnden Veroperung von von Grimmelshausens »Simplicius Simplicissimus« hat Karl Amadeus Hartmann vorgelegt. Beide sind auf Tonträgern greifbar.
Intensivstes Musiktheater gelang dem großen Expressionisten unter den deutschen Komponisten, der die Zeit des Nationalsozialismus in innerer Emigration verbrachte. Grimmelshausens Simplicius ...