Der größte Misserfolg kann zum Erfolg werden
FABIO LUISI IM INTERVIEW. Der Chefdirigent der Wiener Symphoniker und Erste Gastdirigent an der Met spricht über die großen Unterschiede zwischen New York und Wien. Die Symphoniker brauchen Geld und sollen mehr spielen.
Fabio Luisi ist nicht nur Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Er hat auch eine bedeutende Funktion im US-Musikleben. Kaum, dass er nach kurzen Kompetenzstreitigkeiten seinen Posten als musikalischer Leiter der Dresdner Staatskapelle und der Semperoper zur Verfügung gestellt hat, ernannte ihn General-Manager Peter Gelb zum Ersten Gastdirigenten der New Yorker Metropolitan Opera.
Das wird, so meint der Maestro im Gespräch mit der "Presse", kaum zu Balanceproblemen führen: "Was ich in den kommenden Spielzeiten an der Met zu dirig...
Sprachmelodien über dem "schattigen See"
Bernarda Fink präsentiert heute Abend beim Carinthischen Sommer nebst Liedern von Robert Schumann und Alban Berg Musik von Komponisten aus ihrer slowenischen Heimat.
Das harmoniert wunderbar mit den Liedern von Alban Berg", sagt Bernarda Fink, argentinischer Mezzo mit slowenischen Wurzeln, über ihr Konzertprogramm, das für heute, Montag, Abend in Ossiach ungewöhnliche musikalische Konfrontationen beschert. Im Rahmen des "Carinthischen Sommers" interpretiert die Künstlerin, am Klavier begleitet von Anthony Spiri, nicht nur Werke slowenischer Komponisten, die hierzulande bis dato kaum beachtet wurden, sondern auch die sogenannten "Frühen Lieder" von Alban Berg.
Alban Bergs romantisches Frühwerk
Diese Musik, noch ganz aus spätromantischer Klanglichkei...
Musik und der »heilige Sokrates«
Rainer Bischof. Der langjährige Chef der Wiener Symphoniker über sein Leben als komponierender Philosoph, europäisches Denken und südamerikanische Geistigkeit.
Unterrichtstätigkeit führt ihn nach Spanien, Bulgarien oder Kroatien ebenso wie nach Südamerika. Auch seine Musik wird bei diesen Gelegenheiten immer wieder aufgeführt. Rainer Bischof ist Komponist und Philosoph, vereint beide Sparten auch als Lehrer. Lange Jahre war er außerdem Generalsekretär der Wiener Symphoniker, von denen er sich früher, als er selbst es gern gesehen hätte, verabschieden musste. Im Gespräch räsoniert Rainer Bischof, der eben einen Kompositionskurs für Kinder in Mürzzuschlag abgehalten hat, auch über die Zeit nach dem erzwungenen Ende seiner Managertätigkeit; vor allem jedoch ü...
»Ich bin kein Pizzamann«
Bariton Thomas Hampson im Gespräch über seine >Heimkehr< nach Österreich, ungerechte Anschuldigungen, 9/11, Mahler, Verträge und verrückte Inszenierungen.
Es gibt nicht viel zu schreiben. Es geht gut vorwärts", sagt Thomas Hampson und lacht. Das Lachen war ihm eine Zeit lang vergangen - denn die "Kriminalgeschichte", in die man ihn in der Steiermark gezogen hatte, verleidete dem Künstler sämtliche Auftritte in Österreich. Doch die Hampson-lose Zeit ist nun vorbei. Schon vor Monaten kam ein zweizeiliger Brief, in dem man dem Kammersänger offiziell mitteilte, dass sich alle Anschuldigungen als haltlos erwiesen hätten. Anlässlich der "Parsifal"-Aufführung zum Finale der Ära Holender stand er wieder auf der Staatsopern-Bühne.
Verschlossene Türen. "Es war nicht m...
»Es geht nur um das gemeinsame Opern-Erlebnis«
Das neue Leben des Ioan Holender. Wiens Langzeitdirektor, eine Woche nach Ende seiner Staatsopern-Ära im Gespräch. Über den Unterschied zwischen einem Berater und einem Direktor, neue Computer, alte Fehler -eigene und die der andern. Eine Wiener Bilanz nebst Ausblicken auf die Zukunft in New York, Budapest und Tokio.
Am 30. Juni fand die letzte Vorstellung der Ära des bisher längstdienenden Direktors der Wiener Staatsoper statt. Die Amtszeit Ioan Holenders endete, wie sie 1991 begann, mit einer luxuriös besetzten Repertoire-Aufführung von Richard Wagners letztem Musikdrama, dem ausdrücklich "Bühnenweihfestspiel" benannten "Parsifal". Wie schon am ersten Abend der Direktionszeit - die Holender an der Seite Eberhard Waechters begann, der dann w...
In Es-Dur auf der Bühne atmen
Im Gespräch. August Zirner spielt in der neuen Volksopern-"Entführung" den Selim Bassa - und erzählt über die vielfältigen Verbindungen zwischen Sprache und Musik.
August Zirner spielt den Bassa Selim. Das schreibt sich leichthin und hat doch erstaunliche Konnotationen. Ist doch Zirner, der Film-und Theaterstar, ein Wien-Heimkehrer sozusagen in zweiter Generation, und sein Großvater war einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten des 20. Jahrhunderts: Franz Schmidt. Zirners Großmutter war Jüdin, weshalb der Vater 1938 emigrieren musste und später wenig Lust verspürte, in seine Geburtsstadt zurückzukehren.
Der Sohn, ein "Nachgeborener" hat zu Wien ein liebevolles Verhältnis, tritt gern hier auf und hat in der Josefstadt-Produktion des Furtwängler-Stü...
Die größte Entdeckung dieses umjubelten Premierenabends hieß vermutlich Franz Grillparzer. In deutschen Landen kaum zur Kenntnis genommen, hierzulande eher mit Herablassung als selbsternannter Nationaldichter behandelt, erweist sich seine Sprachkunst als zeitlos in ihrem Nuancenreichtum und ihrer psychologisc...
Der Staatsballett-Direktor aus Paris
Manuel Legris übernimmt im September das Ballett an Volks- und Staatsoper. Der "Presse" erklärte er, wie er Ausbildung und Repertoire erneuern will.
Dominique Meyer, Wiens künftiger Staatsoperndirektor, bringt auch den Mann, der in Hinkunft für die Geschicke des Balletts verantwortlich sein wird, aus Paris mit: Manuel Legris, Etoile der legendären, seinerzeit von Rudolf Nurejew geprägten Compagnie der Opera, wird Direktor der vereinigten Truppen von Volks- und Staatsoper, die sich künftig österreichisches "Staatsballett" nennen werden.
Legris wird sich in manchen Dingen an völlig neue Voraussetzungen zu gewöhnen haben: Die Ausgangsposition für einen Ballettchef in Paris und Wien könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Gespräch mit der "Presse" meint er...
Oper war mir nie fremd"
Im Gespräch. Mojca Erdmann, Ännchen im neuen "Freischütz" an der Wien und eine der Solistinnen im Salzburger Festspiel-"Dionysos"-Projekt, über die Lust am Singen.
Das sind doch Probleme, die uns alle angehen", sagt Mojca Erdmann und ist erstaunt über die Frage nach der Bedeutung, die ein Werk wie Carl Maria von Webers "Freischütz" für unsere Zeit haben könnte. "Dass es einer Freundin schlecht geht, dass man versuchen muss, ihr wieder Mut zuzusprechen, sie aufzuheitern", das seien doch auch ganz heutige Situationen, kommentiert die junge Sängerin ihre Partie, das Ännchen, die sie heute, Montag, in der Premiere am Theater an der Wien zu gestalten hat.
Mojca Erdmann scheint der Prototyp der jungen, erfolgreichen Sängergeneration, die dem Musiktheater klassischen Zus...
Feine Anklänge an schöne Opernerinnerungen
Alfred Eschwe vor der Volksopern-Premiere von Prokofieffs turbulenter »Liebe zu den drei Orangen«.
Es ist "Theater auf dem Theater", sagt Alfred Eschwe über die Aufführung von Serge Prokofieffs Liebe zu den drei Orangen, die heute, Samstag, an der Wiener Volksoper Premiere hat. So, wie sie das Wiener Publikum zu sehen bekommt, ist die Produktion bereits in Hamburg gezeigt worden. Auch dort stand Eschwe am Dirigentenpult und freut sich, nun auch "zu Hause" für die "skurrile, ironische Musik, die Prokofieff für dieses Märchensujet komponiert hat", eintreten zu können.
Die letzte Volksopern-Produktion des Stücks liegt mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Obwohl es sich geradezu um ein ideales Objekt handelt, um Werbung für Oper des 20. Jahrhunde...