Archiv der Kategorie: Nachruf

Christel Goltz

In memoriam

Eine Generation von Opernfreunden hat sie nicht mehr auf der Bühne erlebt. Doch im Bewusstsein des Publikums ist der Name Christel Goltz präsent - als "letzte große Hochdramatische des deutschsprachigen Wiener Opernensembles", wie Direktor Ioan Holender das formulierte, als am Wochenende bekannt wurde, dass die Künstlerin 96-jährig in Baden/Wien verstarb. Christel Goltz war zur Wiedereröffnung des Hauses am Ring, 1955, die Färberin in der "Frau ohne Schatten". Diese, ihre Glanzpartie, sang sie danach in sämtlichen Aufführungen der Rudolf-Hartmann-Inszenierung! In einer anderen Paraderolle, der Salome, hatte sie damals durch die ...

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Horst Stein

Charakterkopf und Mann zwingender Gesten
Zum Tod des bedeutenden Opernkapellmeisters Horst Stein, der 80-jährig in Genf starb.
Seine Erscheinung war von rarer Prägnanz: Kein großer, charismatischer Maestro mit eleganter Zeichensprache, eher gedrungen und mit dem charakteristischen runden Kopf waltete er mit eigenwillig tremolierenden, doch eindeutigen Bewegungen am Pult. Wenn er dasaß, war ein reibungsloser Ablauf auch der kompliziertesten Partitur garantiert.
Enorme Spannweite des Repertoires
Ob "Don Giovanni" oder "Die Walküre", ob "Elektra" oder "Wozzeck", Horst Stein beherrschte das Opernrepertoire wie seine Westentasche. Mehr als 500 Mal...

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Ernst Haefliger

Ernst Haefliger ist im 88. Lebensjahr in Davos gestorben, aktiv und um den jugendlichen Nachwuchs bis zuletzt bemüht, dem nicht zuletzt die Lehrtätigkeit der vergangenen Jahrzehnte, ein weises Buch über Gesangstechnik und - im Vorjahr erstmals abgehalten - ein nach Haefliger benannter Wettbewerb in Bern und Gstaad galten.
Die schlanke, klug und ungemein wortdeutlich geführte Stimme machte den Tenor zu einem der begehrtesten Interpreten der Bachschen Evangelisten, von Mozarts Tenor-Partien und Schuberts Liedern, denen seine besondere Liebe galt. Noch im legendären Münchner "Tristan", den Lorin Maazel zur Wiedereröffnung des Prinzregententheat...

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Kurt Rapf

Im Lärm des Tagesgeschäfts und des glamourösen Starkults drohen solche Nachrichten gern vergessen zu werden. Und doch: Wie wären videotaugliche Konzert- und Theater-Ereignisse möglich ohne die liebevolle und kundige Aufbauarbeit von Meistern vom Schlage eines Kurt Rapf, der wenige Wochen nach seinem 85. Geburtstag in Wien gestorben ist?
Er war ein Vollblutmusikant, dessen stets von Humor getragene, verbindliche Lebensart Generationen von Kollegen zu einem produktiven Miteinander animieren konnte. Erneuerungsgeist war seiner energiegeladenen, doch niemals überbordenden Wesensart offenbar angeboren. Oder zugewachsen in den wirren Zeiten, in den...

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Galina Ustwolskaja

Nachruf
Wie man mit dem Hammer musiziert
Über die russische Komponistin Galina Ustwolskaja, die 87-jährig in St. Petersburg starb.

Die Frau mit dem Hammer", kaum ein Komponist, eine Komponistin gar, hat in unserem Äon einen griffigeren Kosenamen zugesprochen bekommen als diesen. Ein holländischer Rezensent prägte das Epitheton angehörs manch heftiger Schläge mit dissonierenden Akkordgebilden, die in der Musik Galina Ustwolskajas für Unruhe und Beunruhigung sorgen. Ein wenig ungerecht wäre es, wollte man die Bewertung des kompositorischen Oeuvres der 1919 in der damals Petrograd genannten russischen Metropole geborenen Künstlerin auf diese no...

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Fritzi Schlesinger

Musik, der wahre Lebensinhalt

Friederike hat sie geheißen. Natürlich. Aber wir alle kannten sie nur als Fritzi. Fritzi Schlesinger, die wohl treueste Opern- und Konzertbesucherin Wiens. Selbst im hohen, im höchsten Alter war sie da, wenn Musik gemacht wurde, wenn über Musik diskutiert wurde, und wenn es darum ging zu erfahren, wie das gewesen ist, damals, als Richard Strauss seine eigenen Werke dirigiert hat, oder als Serge Rachmaninow in Wien höchstselbst aufgespielt hat. Dann war sie die verlässlichste Informationsquelle.
Sie konnte Jahrzehnte nach einem Ereignis noch ins Schwärmen geraten, etwa über die Interpretation des Beethoven-Violin...

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György Ligeti

Klangbilder, nie zuvor gedacht
György Ligeti. 83-jährig ist der Komponist gestorben, der die Sterilität der Moderne überwunden hat.

Salzburger Festspiele, Wiener Off-Bühne, zuletzt das Grazer Opernhaus: Am »Grand Macabre«, seinem umfangreichsten Musiktheaterwerk, lässt sich die Landnahme des György Ligeti - und damit der musikalischen Avantgarde - idealtypisch veranschaulichen. Ob Riesenbühnen, mit Millionenaufwand bespielt, oder ein Forum junger Künstler mit Minimalbudget: Diesem Komponisten ließ sich seit geraumer Zeit auf allen Ebenen beikommen. Ein paar Jahrzehnte früher wäre das noch ganz undenkbar gewesen.
Ligeti - der Name stand für ä...

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Piero Cappuccilli

NACHRUF
Er war Karajans liebster Belcanto-Bariton
Zum Tod von Piero Cappuccilli, der Salzburg und Wien lange Jahre aufregendes Musiktheater bescherte.

Ein Publikums-Idol war der italienische Bariton Piero Cappuccilli seit seinem ersten Wiener Auftritt im Jahr 1966. Damals, im November, gab er ein Gastspiel an der Staatsoper, in dessen Rahmen er sich als Verdi-Spezialist von seltenem Rang präsentierte: Gleich in fünf Partien begeisterte er das Wiener Publikum, das für schöne, zu strahlenden Höhenflügen befähigte Stimmen stets besonders empfänglich und dankbar war.
Als Amonasro ("Aida"), Rigoletto, Carlo ("Macht des Schicksals"), Vater Germont...

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Carlo M. Giulini

Meister der musikalischen Noblesse
CARLO MARIA GIULINI IST TOT. Der große Maestro prägte auch zwei Wiener Orchester.

Zurückgezogen lebte der Künstler seit langem. Seine Krankheit erlaubte ihm schon jahrelang nicht mehr, zu dirigieren. Doch steht sein Name in der Musikwelt für absolute Integrität und künstlerische Noblesse: Carlo Maria Giulini, 1914 im italienischen Barletta geboren, fand vergleichsweise spät zu seiner Bestimmung. Als ausgebildeter Komponist und Bratschist musizierte er zunächst in der römischen Academia di Santa Cecilia.
Dort beeindruckte ihn die Arbeit von Dirigenten wie Bruno Walter und Otto Klemperer dermaßen, dass er bes...

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Martha Mödl

Wahrhaftigkeit einer großen Opernheroine
Martha Mödl, unverwechselbare Hochdramatische aller großen Opernbühnen, ist 89jährig gestorben.

Ihre Stimme war unverwechselbar und gewiß nicht das, was man mit dem Wörtlein Schön bezeichnet. Noch vor kurzem meinte sie im Gespräch, ihre Lieblingspartie sei „schon die Götterdämmerungs-Brünnhilde” gewesen. Es war nicht die Stimme allein, sondern die dramatische Ausdruckskraft, die diese Künstlerin zur Weltsensation machten. Als Spätberufene. Sie war schon fast dreißig, als sie im zweiten Weltkrieg in ihrer Heimatstadt Nürnberg das Konservatorium zu besuchen begann. Das Geld dafür verdiente sie sich als ...

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