Einer der herausragenden Pianisten der Sowjetunion in der Generation eines Emil Gileles und Swjatoslaw Richter, aber im Westen weitaus weniger bekannt, denn Ginzburg zählte zu jenen Musikern, die zwar hie und da ausreisen durften, um auf Tournee zu gehen, die im wesentlichen aber in ihrer Heimat blieben, um zu konzertieren und – vor allem – zu unterrichten.
Kenner schätzen Ginzburg nicht zuletzt, weil sein Repertoire auch Musik der Wiener Klassik und insbesondere Mozarts umfaßte, das er mit mehr Fantasie und Feingefühl behandelte als die meisten seiner russischen Kollegen. Überdies war Ginzburg ein glänzender Arrangeur, der nicht nur die hochvirtuosen Paraphrasen von Liszt oder Godowsky beherrschte, sondern selbst raffinierte Kavierbearbeitungen berühmter Kompositionen anfertigte und mit spürbarer Freude in seinen Konzerten spielte
1904 - 1975
Luigi Dallapiccola war der Sohn eines Schuldirektors im damals österreichischen Istrien. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und dem Wechsel der Italienier auf die Seite der Westmächte, wurde die Familie als »politisch unzuverlässig« nach Graz abgeschoben. Der Halbwüchsige erlebte im Grazer Opernhaus Wagners Fliegenden Holländer, eine Vorstellung, deren Eindruck in ihm den Entschluß reifen ließ, Komponisten zu werden.
Vom italienischen Faschismus war Dallapiccola, der nach dem Krieg ins nun italienische Triest zurückkehrte, zunächst gefesselt - sein Wandel zum Humanismus spiegelt sich gut im ersten seiner großen Musiktheaterwerke, → Volo di Notte (»Nachtflug«), einem Stück, das durchaus auch Elemente der Verherrlichung der Maschine und des Fortschritts nach faschisti...
1903 - 1976
Zäher Wille zeichnete diesen Musiker ebenso aus wie technische Perfektion und höchste Musikalität: Piatigorsky war sieben als er sein erstes Cello erhielt und acht als er die Aufnahmsprüfung ans Moskauer Konservatorium schaffte. Er spielte in Bars und Kaffeehäusern, um seinen Unterhalt zu verdienen, raß nach einem Streit mit seinem Vater im alter von 15 Jahren von zu Hause aus, um nach kurzer Zeit des Vagabundierens zum Solocellisten des Moskauer Bolschoitheaters zu avancieren.
Doch behagte ihm das Leben im postrevolutionären Rußland wenig. Piatigorsky flüchtete erneut und brachte sich in Berlin einige Zeit als Obdachloser durch, um das Probespiel für die Position des Solocellisten bei Wilhelm Furtwänglers Berliner Philharmonikern zu schaffen!
Das eminente Können dieses Musike...
Ein kuriose Biographie wie diese gibt es kein zweites Mal in der Musikgeschichte.
Boris Blacher kam als Sohn eines deutsch-baltischen Bank-Kaufmanns in der mandschurischen Hafenstadt Niuzhuang zur Welt. Seine gesamte Kindheit und Jugend verbrachte er (weit) östlich des Ural, im sibirischen Irkutsk oder in Harbin im Nordosten Chinas. Seine Schulbildung erhielt er auf Englisch, Deutsch, Italienisch oder Russisch, je nach Aufenthaltsort der Familie. Auch Chinesisch gehörte zu Blachers Sprachen.
PUCCINIS »TOSCA« ORCHESTRIERT
Musikalisch bestand sein Grundstock in Klavier- und Geigenspiel, im übrigen interessierte er sich brennend für das Theater. Da es in Harbin zwar Opernhaus gab, aber nicht genügend Aufführungsmaerial, übte sich er 16-jährige Blacher darin, Werke ...
1903 - 1989
Ein Jude aus Berditschew - das bedeutete im antisemtischen Jargon Rußlands den Ton der tiefsten Verachtung.
Wladimir Horowitz hat immer behauptet, in Kiew geboren worden zu sein. Nachforschungen haben ergeben: Er stammt aus einer russischen Enklave in der unbedeutenden ukrainischen Stadt Berditschew - von dort wollte niemand herkommen...
Biographische Daten
1903 Geboren am 1. Oktober.
Mutter Amateurpianistin
Vater Elektrotechniker.
Schwester Regina (1900-84) wird ebenfalls Pianistin
Vladimir spielt bereits im Kindesalter mit Vorliebe Opernklavierauszüge und kann Symphonien, die er nur einmal gehört hat, am Klavier sofort nachspielen.
1912 Studium am Konservatorium Kiew
Wichtigster Lehrer wird Felix Blumenfeld.
Interesse f...
Was für ein großer Künstler Emanuel Feuermann doch war! Sein früher Tod war ein großer Verlust für die Musik.
Pau Casals
Der berühmteste Cellist der Welt, Casals, hatte in den Ohren seiner Zeitgenossen lediglich einen wirklichen Konkurrenten. Ein englischer Kritiker formulierte es Anno 1938 so:
I do not think there can any longer be doubt that Feuermann is the greatest living cellist, Casals alone excepted...In Feuermann we have a spectacular virtuosic artist of the front rank, the Wieniawski, shall I say, of the cello.
Francescatti war gewissermaßen ein Urenkelschüler Nicolo Paganinis. Beide Eltern waren Geiger. Der Vater hatte bei Paganinis einzigem offiziellem Schüler, Camillo Sivori studiert und war dann wiederum der Lehrer seiner späteren Frau, die Zinos Mutter werden sollte.
Mit fünf Jahren ist der frühreife Knabe als kleines Geigerwunder bereits aufgetreten. Der Vater hatte ihn von Anfang an unterrichtet und dafür gesorgt, daß die Geige Zinos erstes »Spielzeug« wurde, das er von sechs Uhr früh bis zum Schlafengehen nur in dringenden Fällen aus der Hand legte.
Bevor ich lesen konnte, kannte ich die gesamte Violinliteratur.
Einer der bedeutendsten Pianisten des XX. Jahrhunderts, behindert – wie so viele – an einer internationalen Karriere durch das Stalin-Regime in Rußland. Sofronitsky war der Schwiegersohn Alexander Skrjabins und (nicht deshalb) dessen wichtigster Interpret – die Aufnahmen, die von Sofronitskys Skrjabin-Spiel erhalten sind, gehören abgesehen von seiner diesbezüglichen stilistischen Kompetenz und der makellosen pianistischen Technik zu den intensivsten Hörerlebnissen, die ein Musikfreund machen kann – Ausdruck pur, fanatischer Wille zur Durchdringung des oft rätselhaften Klang-Dickichts.
Sofronitskys Leben
Wladmir Sofronitsky ist am 8. Mai 1901 in St. Petersburg zur Welt gekommen. Seine Familie, der Vater Professor für Mathematik und Physik, die Mutter Sproß einer Künstlerfamilie, übersiedelte bereits zwei Jahre später nach Warschau, wo das Kind schon in frühem Alter mit seiner Klavierausbildung begann. Im Alter von zwölf Jahren kam Sofronitsky nach St. Petersburg zurück. Ehe er seine Studien dort bei Leonid Nikolayev aufnahm, fuhr seine Mutter mit ihm regelmäßig nach Warschau zu seinem ersten Lehrer, Alexander Michalowski. Mit 19 heiratet Sofronitsky noch als Konservatoriums-Student Alexander Skrjabins Tochter Elena. Daß er zum bedeutendsten Interpreten der Werke ihres Vaters werden sollte, hatte damit nichts zu tun – Sofronitsky hat die Musik Skrjabins zwar schon im Kindesalter für sich entdeckt, aber den Komponisten, der 2015 starb, nie spielen hören können.
EX AEQUO MIT MARIA JUDINA
2020 absolviert er die Abschlußprüfung am Konservatorium und erringt ex aequo mit Maria Judina den »Rubinstein-Preis«. Mit dieser Pianistenkollegin verbindet den Künstler später manche biographische Volte – vor allem war man sich einig im sanften Protest gegen das Stalin-Regime, ohne freilich sein Leben zu riskieren. Im Westen blieben aufgrund der Restriktionen der sowjetischen Kulturpolitik beide Pianisten beinah unbekannt, in ihrer Heimat genossen sie kultische Verehrung.
Einer der bedeutendsten Pianisten des XX. Jahrhunderts, behindert – wie so viele – an einer internationalen Karriere durch das Stalin-Regime in Rußland. Sofronitsky war der Schwiegersohn Alexander Skrjabins und (nicht deshalb) dessen wichtigster Interpret – die Aufnahmen, die von Sofronitskys Skrjabin-Spiel erhalten sind, gehören abgesehen von seiner diesbezüglichen stilistischen Kompetenz und der makellosen pianistischen Technik zu den intensivsten Hörerlebnissen, die ein Musikfreund machen kann – Ausdruck pur, fanatischer Wille zur Durchdringung des oft rätselhaften Klang-Dickichts.
Vor allem: Man sollte seine Liveaufnahmen vorziehen, denn das Motto des Pianisten lautete:
»Mikrophon ein – Seele aus« …
Er haßte es, aufgenommen zu werden.
Obwohl er einige seiner Studioeinspielungen, die er für das russische Melodia-Label machen durfte, mochte – allen voran die bei aller faszinierenden pianistischen Kontrolle wirklich leidenschaftliche Wiedergabe von Skrjabins Spätwerk »Vers la flamme« …
1901 - 1987
Er stammte aus Wilna, begann mit drei Jahren Violine zu studieren und spielte mit sechs das Mendelssohn-Konzert. Ab seinem 10. Lebensjahr wurde er vom legendären Leopold Auer unterrichtet. Mit 13 spielte Jascha Heifetz bereits mit den Berliner Philharmoniker unter Arthur Nikisch das Tschaikowsky-Konzert.
1917 wanderte er angesichts der russischen Revolution in die USA aus. Für Kenner war er damals bereits der beste Geiger der Welt. Carl Flesch, nicht eben zimperlich, wenn es darum ging, Kollegen zu kritisieren, meinte über Heifetz:
Es hat wohl kaum jemals einen Geiger gegeben, der der absoluten Vollkommenheit näher gekommen ist.
George Bernard Shaw, der Spötter, hat den jungen Heifetz noch hören können und sagte ihm angeblich:
Junger Mann, versprechen Sie mir, jeden Abend v...