Barschai studierte Geige am Moskauer Konservatorium bei Wadim Borisowskij und war zunächst vor allem als Kammermusiker aktiv. Mit Leonid Kogan und Mstislaw Rostropowitsch spielte er Streichtrio und war Mitglied der Erstbesetzung des Moskauer Borodin-Quartetts, dem er sieben Jahre lang angehörte.
1953 wechselte er endgültig ans Dirigentenpult. Er gründete unter dem Eindruck eines deutschen Kammerorchesters, das im Rahmen des ersten offiziellen Staatsbesuchs eines deutschen Bundekanzlers in Moskau nach dem Krieg gastierte, das Moskauer Kammerorchester, das unter seiner Führung Weltruhm erlangte. Das Repertoire bestand vor allem aus dem großen Kanon der westlichen späten Barockmusik und Wiener Klassik. Aufnahmen entstanden von Bachschen Concerti, von Werken Haydns und Mozarts (die Symphonien 29-41) zum Teil mit exzellenten Solisten von Kogan bis Oistrach.
Fast ein halbes Jahrhundert war Inge Borkh nicht mehr auf der Opernbühne gestanden, als sie im August 2018 im Alter von 97 Jahren starb. Mehr als eine Generation von Musikfreunden konnte schon damals nur auf Tonaufnahmen zurückgreifen, um halbwegs ermessen zu können, worauf der Weltruhm dieser Künstlerin basierte.
Borkh war offenkundig ein Phänomen, das sich mit musikalischen Vokabeln nicht annähernd umschreiben läßt. Sie muß auf der Bühne von umwerfender darstellerischer Überzeugungskraft gewesen sein.
Anders ist kaum zu erklären, daß nach ihrem Debüt als Salome an der New Yorker Metropolitan Opera der Eiserne Vorhang wieder hochgezogen werden mußte. Das Publikum jubelte lang weiter. Eine Bühnenfigur von außerordentlichem Rang also, eine, die durch schiere Präsenz auf der Sz...
1921 - 1976
In Budapest geboren und in den Klassen Ernst von Dohnányis und Zoltán Kodálys ausgebildet, ließ sich der Pianist 1942 in Zürich nieder. Im Alter von 19 Jahren hatte unter Willem Mengelberg sein Debüt mit Orchester gefeiert.Als Nachfolger von Edwin Fischer leitete Anda ab 1959 die Meisterkurse am Konservatorium von Luzern, ehe er 1969 eine Professur in Zürich übernahm.
Weltberühmt wurde Anda dank seiner Aufnahme des langsamen Satzes aus Mozarts Klavierkonzert in C-Dur, KV 467, für den Soundtrack des Films Elvira Madigan. Der Filmtitel wurde nicht für Andas Aufnahmen auf unzähligen Schallplattencovers mit Aufnahmen dieses Werks in den Siebzigerjahren verwendet und sorgte für reißenden Absatz. Viel beachtet wurde danach die erste Gesamtaufnahme der Klavierkonzerte Mozarts, ...
1920 - 1995
Der Mann mit dem glasklaren, ebenmäßigen Anschlag - Benedetti-Michelangeli wurde in Brescia als Sohn eines Pianisten-Ehepaares geboren und wollte Geiger werden. Bronislav Hubermann war sein Vorbild.Eine Verletzung zwang ihn zum Wechsel ans Klavier.
WETTBEWERBS-SIEG IN GENF
1939 gewann Benedetti-Michelangeli den Klavierwettbewerb in Genf. Jurymitglied Alfred Cortot nannte den jungen Kollegen einen »neuen Liszt«. Doch der Ausbruch des Kriegs verhinderte zunächst die sich anbahnende Welt-Karriere.In Deutschland kam es aber zu aufsehenerregenden Debüts, etwa 1943 bei den Berliner Philharmonikern unter Ernest Ansermet.Mit seinem ersten Aufreten in London, 1946, war Benedetti-Michelangeli ein gemachter Mann. Er galt als scheu und zurückgezogen, arbeitete besessen an seiner legendäre...
1917 - 1967
Eine legedäre Kammermusik-Vereinigung, die dank etlicher herausragender Schalplattenaufnahmen Interpretationsgeschichte schrieb. Der Name des Ensembles ist irreführend und nur aus der Gründung Anno 1917 zu erklären: Da schlossen sich vier Musiker des Orchesters der Budapester Staatsoper zu einem Streichquartett zusammen, drei Ungarn und ein Holländer:
Emil Hauser
Alfred Indig
István Ipolyi
Harry Son
In den Folgejahren wurde immer wieder umbesetzt und bald bestand das Budapester Streichquartett nur noch aus russischen Musikern. Den Namen behielt man allerdings bei, er hatte längst einen guten Klang in der Musikwelt, als die Musiker in den politisch brisanten Dreißigerjahren in die USA übersiedelten. Gründungsmitglied Harry Son wurde in Amsterdam in den Vierzigerjahren verhaft...
empfing der Dirigent Bruno Walter vom Geigenspiel des jungen Yehudi Menuhin. Und Dirigentenkollege Fritz Busch ergänzte:
Die technische, geistige und musikalische Vollkommenheit seines Spiels war unvorstellbar.
Fritz Buschs Bruder Adolf wurde zu Menuhins geigerischem Ziehvater. Er betreute die violinistische Karriere des Wunderkinds aus New York und sorgte für eine musikalische Erziehung im Geiste der deutschen Musiziertradition. Menuhin, aufgewachsen in San Francisco, hatte mit dem dortigen Symphonieorchester scho als Siebenjähriger debütiert. Er war erst elf, als er nach Europa kam und zunächst von George Enescu in Paris unter seine Fittiche genommen wurde.
Debüts mit Fritz Busch
Von Enescu empfing er nach eigener Aussage die w...
Eine 2024 erschienene Doppel-CD des Labels cpo lenkt die Aufmerksamkeit auf eine frühverstorbene Schülerin von tschechischen Musikgrößen vom Format eines Josef Suk oder Vaclav Tálich: Vítězslava Kaprálová. Die junge Frau, die bemerkenswerte Stücke publizierte, starb 25-jährig. Was hätte aus ihr werden können ...
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1914-1996
Böhmens stiller großer Musikant
Das Leben hat ihm übel mitgespielt: Daß Rafael Kubelik seine letzten Lebensjahre zurückgezogen verbrachte, war einer Gelenkserkrankung zuzuschreiben, die ihm das Dirigieren unmöglich machte.Das letzte Jahrzehnt seines Daseins war geprägt von Schmerzen und auch von einer erzwungen Enthaltsamkeit von dem, was einstmals sein Jungbrunnen gewesen war.
Das Musikmachen hatte der tschechische Dirigent im Blut. Sein Vater Jan Kubelik war einer der führenden Violinvirtuosen der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Das musische Talent des Sohnes war bald offenkundig und wurde in der Heimat mit offenen Armen aufgenommen.
Rafael Kubelik galt bald als eigenständiger Künstler, der jenseits der vom Vater gebahnten Wege durchaus selbst seinen Mann stehen konnte.
Di...
Zwei Schwestern des aus ärmsten Verhältnissen in Havanna stammenden Jorge Bolet hatten es zu einem guten Leben in den USA gebracht - und sie vermittelten ihren kleinen Bruder ans soeben gegründete Curtis Institute in Philadelphia. Dort spielte Bolet im Alter von 12 Jahren vor. Er hatte das Klavierspiel bei seiner zehn Jahre älteren Schwester gelernt.
Am Tag als ich geboren wurde, hörte ich sie Klavier spielen. und danach täglich wieder. Ich wollte nie etwas anderes werden als Pianist.
Am Curtis Institute, dessen Klavier-Abteilung Josef Hofmann leitete, wurde niemand Geringerer als Leopold Godowskys Schwiegersohn David Saperton Bolets Lehrer. Ihm verdankt Bolet seine fabelhafte technische Meisterschaft. Im übrigen wurde Bolet nie müde, seine großen Vorbilder zu bennnen:&nb...
1912 - 1992
Von den Studenten aus den Meisterklassen Arnold Schönbergs war der aus Los Angeles gebürtige John Cage bestimmt der, dem die originellsten Beiträge zur musikalischen Avantgarde gelangen. Cage, der sich als Jugendlicher, unterrichtet von seiner Tante, für die Musik von Edvard Grieg begeisterte, lernte bei seinen Studien in Paris die avantgardistische Architektur und Literatur der Dreißigerjahre des XX. Jahrhunderts kennen, studierte neugierig die Sprachkunst von Kurt Schwitters und James Joyce.Zurück in den USA, arrangierte er unter anderem auch Ausstellungen mit Werken von Paul Klee oder Wassily Kandinsky.Auf Einladung von Max Ernst und Peggy Guggenheim konnte sich Cage in der New Yorker Kunstszene der frühen Vierzigerjahre etablieren. Ein Schlagzeug-Konzert im Museum of Modern...