Aus Polen gebürtig, war Ida Haendel eine Meisterschülerin von Carl Flesch und George Enescu.
Ihre Familie erkannte die Zeichen der Zeit früh genug: 1936 verließen die Haendels ihre polnische Heimat in Richtung Paris, um später in die Neue Welt zu fliehen: Von Kanada aus eroberte Ida Haendel buchstäblich die gesamte Musikwelt.
Selbst Jean Sibelius schwärmte von der → Interpretation seines Violinkonzerts durch die sensible Virtuosin.
Die → Live-Aufnahme des Sibelius-Konzerts unter Karel Ancerl gehört tatsächlich zu den besonderen Einspielungen dieses Stücks, vor allem im völlig unsentimental gespielten Mittelsatz eher die gern überhörten »modernen« Aspekte als die Romantik betonend: Schon das scharf geschliffene, rhythmisch...
Als Mary Violet Leontyne Price zur Welt kam, gab es in Ohia noch ein sogenanntes »Negro Central State College«, an dem farbige junge Menschen studieren konnten. In politisch korrekten Zeiten unvorstellbar, galt dergleichen damals bereits als höchst fortschrittlich. Daß die unbemein begabte Sängerin mit der sinnlich schönen Sopranstimme ein Stipendium für die renommierte Juilliard School erhielt, war freilich alles andere als selbstverständlich, der Karrierestart bezeichnend: In Serie gibt man am Broadway und auf Europa-Tour von 1952 bis 1954 Gershwins Porgy an Bess. Price ist die Bess an der Seite von William Warfield, der bald ihr Ehemann ist. Und es geht dem Publikum so, wie es der Sängerin zuvor selbst ergangen war:
Belcantist am Instrument,Animator am Dirigentenpult
Er war die Callas des Violoncellos.
Weitaus zugänglicher und ein wenig umtriebiger, das freilich.Doch der Ton, den er seinem Instrument entlockte, der war von jener Schönheit und Eindringlichkeit, wie ihn nur Primadonnen, kaum je aber Instrumentalisten erzielen. Außerdem wirkte seine Leidenschaft fürs Musikmachen ansteckend. Auch wenn er am Dirigentenpult stand, und das war seit vielen Jahren jene Profession, die er am meisten liebte.
Die Orchestermitglieder reagierten auf seine Gesten mit jener unwiderstehlichen Mischung aus Einsatzfreude und Hingabe, die dem Hörer jeweils das Gefühl gab, bei einer Art wonnigem Spiel Zaungast sein zu dürfen.
Deshalb verzieh man Mstislav Ro...
(1926 - 1981)
Geboren in Plauen, erwies Karl Richter schon in jugendlichem Alter sein Musiktalent. Er durfte auf der Silberman-Orgel im Dom zu Freiberg/Sachsen seine Übungen absolvieren und der legendäre Karl Straube akzeptierte ihn als seinen letzten Schüler.Mit 22 wurde Richter Organist der Leipziger Thomas-Kirche und tauchte damit tief in die große Bach-Tradition ein. 1951 floh er mit leichtem Gepäck aus der DDR, um zunächst in Zürich seine Zelte aufzuschlagen.
Doch bald wurde München seine Wahlheimat.Ab 1952 arbeitete Richter mit seinem Münchner Bach-Chor und dem dazugehörigen Orchester am großen geistlichen Repertoire der Musikgeschichte - mit starker Betonung des Kantaten- und Oratorienwerks von Johann Sebastian Bach.Dank eines Vertrags mit der Deutschen Grammophon hinterließ er ein...
1926 - 2013
Eine der prominentesten Organisinnen ihrer Zeit, entstammte Marie Claire Alain einer Musikerfamilie. Auch ihre Brüder Olvier und Jehan waren Musiker - wobei Jehan Alain, einer der bedeutendsten Komponisten des frühen XX. Jahrhunderts, im jugendlichen Alter von 29 Jahren im Zweiten Weltkrieg fiel. Lebenslang bemühte sich die jüngere Schwester, das Werk ihres Bruder zu propagieren und auch die Druckausgaben vorzubereiten.
Marie Claire Alain war eine der produktivsten Organistinnen, hinterließ vor allem über 250 Aufnahmen - darunter (ab 1959) drei Gesamtaufnahmen des Orgelwerks von Johann Sebastian Bachs, dessen Musik in der Familie besonders hoch gehalten worden war.
Als Lehrerin war Alain nicht minder erfolgreich und begründete eine regelrechte Oragnistenschule, aus der unter ...
Fast ein halbes Jahrhundert war Inge Borkh nicht mehr auf der Opernbühne gestanden, als sie im August 2018 im Alter von 97 Jahren starb. Mehr als eine Generation von Musikfreunden konnte schon damals nur auf Tonaufnahmen zurückgreifen, um halbwegs ermessen zu können, worauf der Weltruhm dieser Künstlerin basierte.
Borkh war offenkundig ein Phänomen, das sich mit musikalischen Vokabeln nicht annähernd umschreiben läßt. Sie muß auf der Bühne von umwerfender darstellerischer Überzeugungskraft gewesen sein.
Anders ist kaum zu erklären, daß nach ihrem Debüt als Salome an der New Yorker Metropolitan Opera der Eiserne Vorhang wieder hochgezogen werden mußte. Das Publikum jubelte lang weiter. Eine Bühnenfigur von außerordentlichem Rang also, eine, die durch schiere Präsenz auf der Sz...
1921 - 1976
In Budapest geboren und in den Klassen Ernst von Dohnányis und Zoltán Kodálys ausgebildet, ließ sich der Pianist 1942 in Zürich nieder. Im Alter von 19 Jahren hatte unter Willem Mengelberg sein Debüt mit Orchester gefeiert.Als Nachfolger von Edwin Fischer leitete Anda ab 1959 die Meisterkurse am Konservatorium von Luzern, ehe er 1969 eine Professur in Zürich übernahm.
Weltberühmt wurde Anda dank seiner Aufnahme des langsamen Satzes aus Mozarts Klavierkonzert in C-Dur, KV 467, für den Soundtrack des Films Elvira Madigan. Der Filmtitel wurde nicht für Andas Aufnahmen auf unzähligen Schallplattencovers mit Aufnahmen dieses Werks in den Siebzigerjahren verwendet und sorgte für reißenden Absatz. Viel beachtet wurde danach die erste Gesamtaufnahme der Klavierkonzerte Mozarts, ...
1920 - 1995
Der Mann mit dem glasklaren, ebenmäßigen Anschlag - Benedetti-Michelangeli wurde in Brescia als Sohn eines Pianisten-Ehepaares geboren und wollte Geiger werden. Bronislav Hubermann war sein Vorbild.Eine Verletzung zwang ihn zum Wechsel ans Klavier.
WETTBEWERBS-SIEG IN GENF
1939 gewann Benedetti-Michelangeli den Klavierwettbewerb in Genf. Jurymitglied Alfred Cortot nannte den jungen Kollegen einen »neuen Liszt«. Doch der Ausbruch des Kriegs verhinderte zunächst die sich anbahnende Welt-Karriere.In Deutschland kam es aber zu aufsehenerregenden Debüts, etwa 1943 bei den Berliner Philharmonikern unter Ernest Ansermet.Mit seinem ersten Aufreten in London, 1946, war Benedetti-Michelangeli ein gemachter Mann. Er galt als scheu und zurückgezogen, arbeitete besessen an seiner legendäre...
1917 - 1967
Eine legedäre Kammermusik-Vereinigung, die dank etlicher herausragender Schalplattenaufnahmen Interpretationsgeschichte schrieb. Der Name des Ensembles ist irreführend und nur aus der Gründung Anno 1917 zu erklären: Da schlossen sich vier Musiker des Orchesters der Budapester Staatsoper zu einem Streichquartett zusammen, drei Ungarn und ein Holländer:
Emil Hauser
Alfred Indig
István Ipolyi
Harry Son
In den Folgejahren wurde immer wieder umbesetzt und bald bestand das Budapester Streichquartett nur noch aus russischen Musikern. Den Namen behielt man allerdings bei, er hatte längst einen guten Klang in der Musikwelt, als die Musiker in den politisch brisanten Dreißigerjahren in die USA übersiedelten. Gründungsmitglied Harry Son wurde in Amsterdam in den Vierzigerjahren verhaft...
empfing der Dirigent Bruno Walter vom Geigenspiel des jungen Yehudi Menuhin. Und Dirigentenkollege Fritz Busch ergänzte:
Die technische, geistige und musikalische Vollkommenheit seines Spiels war unvorstellbar.
Fritz Buschs Bruder Adolf wurde zu Menuhins geigerischem Ziehvater. Er betreute die violinistische Karriere des Wunderkinds aus New York und sorgte für eine musikalische Erziehung im Geiste der deutschen Musiziertradition. Menuhin, aufgewachsen in San Francisco, hatte mit dem dortigen Symphonieorchester scho als Siebenjähriger debütiert. Er war erst elf, als er nach Europa kam und zunächst von George Enescu in Paris unter seine Fittiche genommen wurde.
Debüts mit Fritz Busch
Von Enescu empfing er nach eigener Aussage die w...