"Schon wieder Schokolade bekommen"
Wiens neuer Bariton-Liebling Monte Pederson im Gespräch
O ja, ich hab' gerade wieder einen netten Brief und Schokolade bekommen", antwortet Monte Pederson auf die Frage, ob er schon über eine echte Fangemeinde in Wien verfüge.
Das Opernpublikum hat den Amerikaner schnell und, wie es scheint, dauerhaft ins Herz geschlossen. Der Applaus, den er nach seinen Auftritten erhält, ist schon von jener spürbaren Freundlichkeit, die nur erklärten Lieblingen im Haus am Ring zu Teil wird.
Pederson, ein junger Mann, gerade 33, mit wirklich kraftvollem Heldenbariton, ersang sich diese Zuneigung spätestens mit seinem fulminanten Jochanaan an der Seite Mara Zampieris zu Beginn der abgelaufenen Saison. Er zählt zu jenen Mitgliedern des von Eberhard Waechter und Ioan Holend...
Zyniker mit einem weiten Herz und offenem Hemd
"Nali" Gruber erzählt, wie viel Musik ein einzelner Komponist lieben kann - und warum
Er ist der große Versöhner unter Österreichs Komponisten. Zu Einem darf er Gottfried sagen, Cerha nennt er Fritz - für Eingeweihte das Signal: Heinz Karl Gruber, kurz "Nali" genannt, hat die Quadratur des Kreises geschafft. Nur, daß er die beiden Antipoden noch nicht an einen Tisch und zu einem Gespräch gebracht hat, stört ihn. Gut möglich, daß ihm eines Tages sogar das gelingt.
Grubers Herz ist, so viel steht fest, weit. Er schätzt nicht nur Cerha und Einem gleichermaßen, er weigert sich überhaupt strikt, die Welt durch einen ideologischen Zerrspiegel zu betrachten. Nicht Schönberg und die Wiener Schule oder Strawinsky, Hindemith und andere "Apolliniker", wi...
"Mein Werk ist ein einziges Fragment"
Der Komponist und Geiger René Staar im Gespräch
Heute abend leitet René Staar ein Gedenkkonzert für Ernst Krenek im Musikverein. Daß er und sein "Ensemble Wiener Collage" dieses Ereignis bestreiten, ist kein Zufall. Denn der Livemitschnitt einer Aufführung von Kreneks postromantischem Tongedicht "Durch die Nacht" war das letzte, was der Komponist vor seinem Tod noch hören durfte.
Staar erzählt: "Die Wiedergabe dieses Stückes hat ihn sehr beeindruckt. Er hat mir daraufhin einen Brief geschrieben, den letzten, den er überhaupt diktiert hat." Kreneks Witwe hat dann den Gedanken geboren, ein Konzert in memoriam ihres Gatten in Wien zu veranstalten. Musikvereins-Chef Angyan hat eingewilligt und Staar freut sich, daß er mit dem Programm einen guten Überblick...
Mathematik, Chemie, Politik, Musik - eine große Welt
Die Sopranistin Barbara Hendricks, seltener Gast in Wien, im Gespräch
Montag abend erschien die international so erfolgreiche Sopranistin Barbara Hendricks wieder einmal auf einem Wiener Podium. Im Konzerthaus sang sie französische, aber auch deutsche Lieder. Im Gespräch mit der "Presse" entpuppte sich die zarte Sängerin als bemerkenswerte Persönlichkeit, die bei aller Ruhe eine Impulsivität ausstrahlt, die man ihr auf dem Podium in solchem Maße kaum zutrauen würde.
Ihre Weltoffenheit überrascht. Der geistige Horizont dieser Künstlerin scheint weiter als der vieler ihrer Kollegen. Barbara Hendricks kann denn auch auf ein ungewöhnliches Studium zurückblicken: "Mathematik und Chemie habe ich abgeschlossen", erzählt sie. Gesungen hat sie n...
Der ganz normale Superstar
Seiji Ozawa bereitet an der Staatsoper "Pique Dame" vor
So salopp wie er gibt sich keiner: Seiji Ozawa, in aller Welt begehrter Spitzendirigent, von Schallplattenfirmen wie Operndirektoren oder Konzertveranstaltern gleichermaßen umschwärmt, schafft keinen eitlen Personenkult um sich. Im Gegenteil: Seine Arbeit, das Dirigieren, betreibt er als eine Art "ganz normalen Job". Es scheint, als könnte er die Musik, die Beschäftigung mit ihr, außerhalb der Proben- und Konzertzeit ad acta legen wie ein anderer ein eben bearbeitetes Konvolut von Dokumenten.
So distanziert und gelassen spricht Ozawa auch über seine Tätigkeit. Ein Gefühl wie Ehrgeiz ist ihm, scheint's, völlig fremd. Wo man ihn mag und einlädt, dirigiert er. Wenn er Zeit hat. Und er hat naturgemäß wenig Zeit...
Alles für Marcel Prawy
Michael Heltau über sein Volksopern-Engagement für Robert Stolz
Alles nur wegen dem Prawy", sagt Michael Heltau liebevoll, wenn die Rede auf die Robert-Stolz-Revue kommt, die heute abend in der Volksoper Premiere hat. "Beim Prawy bin ich immer gefährdet. Wenn er zu mir kommt und sagt: Könnten wir nicht dies und das miteinander machen, dann sag' ich immer gleich ja." Der Grund dafür: "Es fasziniert mich einfach, zu sehen, wieviel in seinem Hirn und seinem Herzen Platz hat an Musik. Er kommt aus dem Philharmonischen, erzählt, wie wunderbar die Christa Ludwig gesungen hat und ist gleichzeitig schon ganz bei uns, bei Robert Stolz.."
Und ein Abend, nur mit Musik von Robert Stolz, reizt den Schauspieler? "Oh ja," sagt er ganz überzeugt, "Ich glaube, mit ,Servus Du' kommen...
Von der Grauen Eminenz zum Kaiser
Des mächtigen Sänger-Agenten Ioan Holenders Metamorphose zum Operndirektor
Mit der Ernennung des Kammersängers Eberhard Waechter zum Direktor der Staatsoper haben sich die Kommentatoren, auch die, die den Avantgardismus um jeden Preis auf ihre Fahnen geheftet haben, gerade noch abgefunden. Aber daß der Sänger-Agent Ioan Holender an Waechters Seite ins Haus am Ring einziehen sollte, das provozierte heftigsten Widerspruch. Da wollte einer, der viele Jahre lang schier allmächtig den Opernbetrieb sozusagen aus dem Hinterhalt gegängelt hatte, mit einem Mal die Fronten wechseln? Und mit dem "Verkauf" seiner Agentur an eine sozusagen staatliche Gesellschaft, die von der Gewerkschaft betriebene "Internationale Künstlervermittlung", sich auf Raten ein beachtliches...
»Lieber Star, magst du kein Familienmitglied sein?«
Alexander Pereira über seine ersten Monate als Zürcher Operndirektor
Eigentlich war der ehemalige Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft heftig im Gespräch als Nachfolger für Claus Helmut Drese in der Staatsoper. Auch er hat, wie Eberhard Waechter und Joan Holender, die schließlich das Rennen machten, ein "Sparkonzept" vorgelegt, dessen Grundidee die starke Betonung des Ensemblegedankens war. Die Zürcher Oper hat zugegriffen: Seit September ist Pereira Direktor dieses Hauses. Vergleiche mit der Neustrukturierung in Wien drängen sich auf.
Wie Waechter und Holender hat auch Pereira eine Mischung aus jungen und bereits prominenten Sängern zusammengestellt, die er nicht per Abendvertrag, sondern monateweise an sein Haus bindet. U...
»Hier wird hart gearbeitet«
Eberhard Waechter und Ioan Holender ziehen ihre erste Bilanz
Ich war gegen euer System, aber ich gebe zu, ich habe noch nirgends ein Haus gefunden, in dem so hart gearbeitet wird, wie es jetzt hier der Fall ist." Dieses kurze, aber klare Statement einer Primadonna zitieren Wiens Staatsoperndirektor Eberhard Waechter und sein Generalsekretär Joan Holender nicht ohne Befriedigung. Wie eine Quintessenz der Bilanz, die beide Herren über ihre ersten Wochen im Haus am Ring ziehen.
Die ersten Zahlen liegen vor: Allein im Oktober weist der Kassenrapport einen Anstieg von zweieinhalb Millionen Schilling gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres aus. Und das, obwohl man in dieser Saison die Preise erheblich gesenkt hat. Womit erwiesen ist, daß heute bedeutend mehr za...
IM GESPRÄCH
Über „Die schwarze Maske"
Die Salzburger Festspiele sind gegen Ende ihrer diesjährigen Spielzeit bereits intensiv mit den Vorbereitungen für 1986 beschäftigt und können für die nächstjährige Uraufführung der Oper „Die schwarze Maske" von Krzysztof Penderecki bereits Teile der Besetzung bekanntgeben. Unter der Leitung von Woldemar Nelsson singen unter anderen Günter Reich, Josephine Barstow, Marijana Lipovsek, Heinz Zednik, Jolantha Radek und Helmut Berger-Tuna. Die Bühnenbilder entwirft der junge Österreicher Hans Schavernoch. Sie werden in Salzburg bereits jetzt als „eindrucksvolle optische Lösung*' angekündigt.
Harry Kupfer wird inszenieren, damit entsprechen die Festspiele dem besonderen Wunsch des Komponisten, der mit Kupfer bereits anläßlich der Bayreuther Festspiele übe...