DER DIRIGENT IM GESPRÄCH ÜBER DIE MECHANISMEN DES MUSIKBETRIEBS UND DIE NOTWENDIGKEIT DER FREIZEIT
»Ich brauche Zeit!«
Mit seiner Staatskapelle Dresden präsentiert der Dirigent in Wien zweimal Gustav Mahlers längste Symphonie, die Dritte, im Musikverein.
„Warum schreibt man nicht einmal etwas über diesen Mechanismus, wie Agenturen um des Geldes Willen junge Dirigenten auf dem Altar opfern?“. Christian Thielemann kommt in Fahrt, wenn das Gespräch auf die Frage kommt, wie viele Auftritte ein Künstler pro Spielzeit absolvieren kann, ohne dass die Qualität leidet. Die derzeit oft geäußerten Zweifel am musikalischen Nachwuchs teil er nicht: „Es gibt genügend Talente! Aber in diesem Beruf ist die Gefahr groß, zu schnell zu viel zu machen.“ Für ihn ist klar: Wer sich nich...
Angelika Kirchschlager mit ihrem neuen Favoriten: Joseph Haydn (Foto: Schnaubelt)
Die Sängerin hat als Juryvorsitzende eines Wettbewerbs in Rohrau auch das Lied, vor allem aber Joseph Haydn neu für sich entdeckt. Im Gespräch freut sie sich über ihre neue Lieblingsrolle: Gesangslehrerin. Seit zwei Jahren leitet sie eine Lied-Klasse an der Wiener Musik-Universität.
Sie sind die Juryvorsitzende beim Joseph- und Michael-Haydn-Liedwettbewerb in Rohrau. Haydn und Lied: Das klingt leider nach einem Orchideen-Thema. Das Lied hat es schwer im Klassikbetrieb – und Haydn ist zwar ein ganz großer Name, aber er kommt in den Programmen selten vor.
Angelika Kirchschlager: Das stimmt leider. Haydn, das war für mich immer der, dessen Sonaten ich spielen musste, als ich Klavier gelernt habe. Und ich habe ...
Die Präsidentin der Salzburger Festspiele im Gespräch
Sie konnten jüngst den Abschluss des großzügigsten Sponsoring-Vertrags der Salzburger Festspiel-Geschichte verkünden: Für die Errichtung eines neuen Begegnungszentrums gibt es bis zu 12 Millionen Euro von dem Schweizer Unternehmer Hans-Peter Wild. Wie gelingt ein solcher Coup?
Als ich das Projekt des Festspielzentrums auf dem Herbert von Karajan Platz das erste Mal gesehen habe, hat es mich fasziniert, dass wir endlich einen Begegnungsort schaffen können, an dem sich Besucher der Stadt und die Menschen, die hier leben, außerhalb der Festspielzeit in die Festspiele „hineinspüren“ können. Einen Ort, an dem man sich das ganze Jahr lang mit diesem Wunder Salzburger Festspiele auseinandersetzen kann. Ich war entzündet für diese Idee. Und da...
Raphaela Gromes im Interview
»Die Presse«, Februar 2023
Die vergessenen Frauen
Die Cellistin Raphaela Gromes und ihr Pianisten-Compagnon Julian Riem haben sich auf Spurensuche begeben, um ein Album mit Musik von Komponistinnen aus etlichen Jahrhunderten herauszubringen. Das Staunen war groß - auch über die Unwisssenheit, die bei uns über die Vielfalt und die Qualität des Repertoires herrscht, das in den Archiven schlummert. Im Gespräch bekennt die Cellistin selbst:
Raphaela Gromes: Ehrlich gesagt, ich war zwar begeistert von der Idee, Musik von Komponistinnen aufzunehmen, aber ich konnte die Namen, die ich kannte, an zwei Händen abzählen.
Darunter wohl einige, die dann auch auf den beiden CDs aufscheinen und die immer genannt werden: Clara Schumann oder Pauline Viardot, Fanny Hensel o...
Die Sängerin Zoryana Kushpler über tief sitzende Missverständnisse, die ukrainische Musik, die Sprache und Mozarts Sohn als Begründer der Akademie in Lemberg.
Zoryana Kushpler, aus Lemberg gebürtig, war viele Jahre lang Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper. Sie ist derzeit nicht nur als Sängerin gefragt, die sich bemüht, Musik aus ihrer Heimat zum Klingen zu bringen. Sie hält auch Vorträge, in denen sie singend und erzählend die Eigenständigkeit der ukrainischen Musik erläutert. Derzeit gibt sie in Lemberg Konzerte mit einem Orchester aus exilierten Musikern aus der Ost-Ukraine. Mit der "Presse am Sonntag" sprach sie über die vielen Missverständnisse und das mangelnde Wissen um die Kultur ihrer Heimat.
Sie haben mit den Musikern, die aus dem Kr...
Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters, über das Wagnis, zum Auftakt seiner letzten Spielzeit Robert Schumanns einzige Oper, »Genoveva«, zu zeigen.
Um die 30 Premieren szenischer Produktionen bringt das Tiroler Landestheater Jahr für Jahr heraus. Die werden dann nicht en suite gespielt, sondern in ineinander verzahnten Serien. Somit bietet Innsbruck einen ungemein reichhaltigen Spielplan, der neben bekannten Titeln auch viele Raritäten enthält. Opernfreunde können ab kommendem Sonntag beispielsweise im Landestheater Robert Schumanns einzige Oper, „Genoveva“, auf der Bühne erleben. Ein nicht nur für Innsbruck, sondern europaweit rares Ereignis.
Szenenbild (Foto: B. Gufler)
Was die Tiroler Landeshauptstadt betrifft, hat Intendant Johannes Reitmeier seit seinem Amtsantrit...
"Mit guten Leuten schauspielen ist wie Tennis"
Erst sagte Peter Simonischek seine Rolle im Film "Lieber Kurt" ab. Dann faszinierte ihn Til Schweigers Arbeitsweise. Auch im Vergleich zu Axel Corti.
Til Schweiger hat einen neuen Film gedreht, die Adaption eines Romans von Sarah Kuttner: "Lieber Kurt", gerade in Österreichs Kinos angelaufen, handelt vom Tod eines kleinen Buben, der in einer Patchwork-Familie, die eben nach Oranienburg gezogen ist, zu schlimmen seelischen Verwerfungen führt. Der von Schweiger selbst gespielte Vater, die Titelfigur, verfällt nach dem bitteren Unglück in tiefe Trauer. Auch seine neue Freundin Lena (Franziska Machens, oft am Deutschen Theater Berlin zu sehen) tut sich nicht leicht damit, die Tragödie zu verwinden und ihrem Partner emotionalen Beistand zu leisten...
Die aktuelle Innsbrucker Legende
Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters, über das Wagnis, zum Auftakt seiner letzten Spielzeit Robert Schumanns einzige Oper, "Genoveva", zu zeigen.
Um die 30 Premieren szenischer Produktionen bringt das Tiroler Landestheater Jahr für Jahr heraus. Die werden dann nicht en suite gespielt, sondern in ineinander verzahnten Serien. Somit bietet Innsbruck einen ungemein reichhaltigen Spielplan, der neben bekannten Titeln auch viele Raritäten enthält. Opernfreunde können ab kommendem Sonntag beispielsweise im Landestheater Robert Schumanns einzige Oper, "Genoveva", auf der Bühne erleben. Ein nicht nur für Innsbruck, sondern europaweit rares Ereignis.
Was die Tiroler Landeshauptstadt betrifft, hat Intendant Johannes Reitmeier seit seinem Amtsantr...
Ein Wiener Philharmoniker im Elsass
Der Vorgeiger der Zweiten Geigen wechselt kommende Spielzeit von seinem Platz im Orchester ans Dirigentenpult des Orchestre symphonique de Mulhouse.
Er ist zwar nach wie vor eines der jüngsten Mitglieder der Wiener Philharmoniker, aber dennoch kennen Musikfreunde den blonden Vorgeiger der Zweiten Geigen: Christoph Koncz ist unübersehbar am ersten Pult und seine Musizierlaune wirkt ansteckend. So wurde er sogleich zu einem der prägenden Köpfe im ersten Orchester der Stadt. Aber mit dem Geigespielen ist es nicht genug: Seit geraumer Zeit dirigiert er auch. Und soeben hat man ihn zum Chefdirigenten des Orchestre symphonique de Mulhouse ernennt.
Im Herbst 2023 tritt Christoph Koncz die Stelle im Elsass an, ein Karrieresprung, der sich abgezeichnet hat: "Ich...
"Auch Verstörung gehört zu unseren Aufgaben"
Salzburger Festspiele. Intendant Markus Hinterhäuser findet Auftrittsverbote "zutiefst unsympathisch", auch angesichts des Krieges: "Das diskreditiert uns als Gesellschaft." Aber dass die Festspiele Diskussionen auslösen, gefällt ihm.
Im Vorfeld der Festspiele 2022 gab es Diskussionen über das Engagement des Dirigenten Teodor Currentzis, der die erste Opernpremiere der Saison leiten wird. Ihm, dem Chefdirigenten des in St. Petersburg beheimateten Ensembles MusicAeterna, wurde nach Beginn des Krieges in der Ukraine mangelnde Distanzierung von Wladimir Putin vorgeworfen.
Zuerst einmal: Teodor Currentzis ist ein Dirigent, der polarisiert und allein schon deshalb sehr unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte...