Raphaela Gromes im Interview
»Die Presse«, Februar 2023
Die vergessenen Frauen
Die Cellistin Raphaela Gromes und ihr Pianisten-Compagnon Julian Riem haben sich auf Spurensuche begeben, um ein Album mit Musik von Komponistinnen aus etlichen Jahrhunderten herauszubringen. Das Staunen war groß - auch über die Unwisssenheit, die bei uns über die Vielfalt und die Qualität des Repertoires herrscht, das in den Archiven schlummert. Im Gespräch bekennt die Cellistin selbst:
Raphaela Gromes: Ehrlich gesagt, ich war zwar begeistert von der Idee, Musik von Komponistinnen aufzunehmen, aber ich konnte die Namen, die ich kannte, an zwei Händen abzählen.
Darunter wohl einige, die dann auch auf den beiden CDs aufscheinen und die immer genannt werden: Clara Schumann oder Pauline Viardot, Fanny Hensel o...
Die Sängerin Zoryana Kushpler über tief sitzende Missverständnisse, die ukrainische Musik, die Sprache und Mozarts Sohn als Begründer der Akademie in Lemberg.
Zoryana Kushpler, aus Lemberg gebürtig, war viele Jahre lang Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper. Sie ist derzeit nicht nur als Sängerin gefragt, die sich bemüht, Musik aus ihrer Heimat zum Klingen zu bringen. Sie hält auch Vorträge, in denen sie singend und erzählend die Eigenständigkeit der ukrainischen Musik erläutert. Derzeit gibt sie in Lemberg Konzerte mit einem Orchester aus exilierten Musikern aus der Ost-Ukraine. Mit der "Presse am Sonntag" sprach sie über die vielen Missverständnisse und das mangelnde Wissen um die Kultur ihrer Heimat.
Sie haben mit den Musikern, die aus dem ...
Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters, über das Wagnis, zum Auftakt seiner letzten Spielzeit Robert Schumanns einzige Oper, »Genoveva«, zu zeigen.
Um die 30 Premieren szenischer Produktionen bringt das Tiroler Landestheater Jahr für Jahr heraus. Die werden dann nicht en suite gespielt, sondern in ineinander verzahnten Serien. Somit bietet Innsbruck einen ungemein reichhaltigen Spielplan, der neben bekannten Titeln auch viele Raritäten enthält. Opernfreunde können ab kommendem Sonntag beispielsweise im Landestheater Robert Schumanns einzige Oper, „Genoveva“, auf der Bühne erleben. Ein nicht nur für Innsbruck, sondern europaweit rares Ereignis.
Szenenbild (Foto: B. Gufler)
Was die Tiroler Landeshauptstadt betrifft, hat Intendant Johannes Reitmeier seit seinem Amtsantrit...
"Mit guten Leuten schauspielen ist wie Tennis"
Erst sagte Peter Simonischek seine Rolle im Film "Lieber Kurt" ab. Dann faszinierte ihn Til Schweigers Arbeitsweise. Auch im Vergleich zu Axel Corti.
Til Schweiger hat einen neuen Film gedreht, die Adaption eines Romans von Sarah Kuttner: "Lieber Kurt", gerade in Österreichs Kinos angelaufen, handelt vom Tod eines kleinen Buben, der in einer Patchwork-Familie, die eben nach Oranienburg gezogen ist, zu schlimmen seelischen Verwerfungen führt. Der von Schweiger selbst gespielte Vater, die Titelfigur, verfällt nach dem bitteren Unglück in tiefe Trauer. Auch seine neue Freundin Lena (Franziska Machens, oft am Deutschen Theater Berlin zu sehen) tut sich nicht leicht damit, die Tragödie zu verwinden und ihrem Partner emotionalen Beistand zu leisten...
Die aktuelle Innsbrucker Legende
Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters, über das Wagnis, zum Auftakt seiner letzten Spielzeit Robert Schumanns einzige Oper, "Genoveva", zu zeigen.
Um die 30 Premieren szenischer Produktionen bringt das Tiroler Landestheater Jahr für Jahr heraus. Die werden dann nicht en suite gespielt, sondern in ineinander verzahnten Serien. Somit bietet Innsbruck einen ungemein reichhaltigen Spielplan, der neben bekannten Titeln auch viele Raritäten enthält. Opernfreunde können ab kommendem Sonntag beispielsweise im Landestheater Robert Schumanns einzige Oper, "Genoveva", auf der Bühne erleben. Ein nicht nur für Innsbruck, sondern europaweit rares Ereignis.
Was die Tiroler Landeshauptstadt betrifft, hat Intendant Johannes Reitmeier seit seinem Amtsantr...
Ein Wiener Philharmoniker im Elsass
Der Vorgeiger der Zweiten Geigen wechselt kommende Spielzeit von seinem Platz im Orchester ans Dirigentenpult des Orchestre symphonique de Mulhouse.
Er ist zwar nach wie vor eines der jüngsten Mitglieder der Wiener Philharmoniker, aber dennoch kennen Musikfreunde den blonden Vorgeiger der Zweiten Geigen: Christoph Koncz ist unübersehbar am ersten Pult und seine Musizierlaune wirkt ansteckend. So wurde er sogleich zu einem der prägenden Köpfe im ersten Orchester der Stadt. Aber mit dem Geigespielen ist es nicht genug: Seit geraumer Zeit dirigiert er auch. Und soeben hat man ihn zum Chefdirigenten des Orchestre symphonique de Mulhouse ernennt.
Im Herbst 2023 tritt Christoph Koncz die Stelle im Elsass an, ein Karrieresprung, der sich abgezeichnet hat: "Ich...
"Auch Verstörung gehört zu unseren Aufgaben"
Salzburger Festspiele. Intendant Markus Hinterhäuser findet Auftrittsverbote "zutiefst unsympathisch", auch angesichts des Krieges: "Das diskreditiert uns als Gesellschaft." Aber dass die Festspiele Diskussionen auslösen, gefällt ihm.
Im Vorfeld der Festspiele 2022 gab es Diskussionen über das Engagement des Dirigenten Teodor Currentzis, der die erste Opernpremiere der Saison leiten wird. Ihm, dem Chefdirigenten des in St. Petersburg beheimateten Ensembles MusicAeterna, wurde nach Beginn des Krieges in der Ukraine mangelnde Distanzierung von Wladimir Putin vorgeworfen.
Zuerst einmal: Teodor Currentzis ist ein Dirigent, der polarisiert und allein schon deshalb sehr unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte...
Puccini ist zu retten
Interview. Der Opern-Dreiteiler "Il trittico" wird bei den Salzburger Festspielen ab 29. Juli in provokanter Reihenfolge zu hören sein = wird er dort auch vom Kitschvorwurf befreit? Dirigent Welser-Möst erzählt der "Presse", wie er das schaffen will.
"Ich vermute sehr, dass der Verbrauch an Taschentüchern am Ende sehr hoch sein wird", sagt Franz Welser-Möst lachend und bringt damit seine persönlichen Erfahrungen von einer Probe zur Salzburger Festspielpremiere von Puccinis "Trittico" auf den Punkt. Das Finale der "Schwester Angelika" habe jedenfalls alle Beteiligten zu Tränen gerührt, "ausgenommen Asmik Grigorian", sagt Welser-Möst, "denn die hat in diesem Moment wirklich viel zu tun".
"Suor Angelica", das zentrale Werk des sogenannten Triptychons von Puccini, gilt a...
Die "Scala" für die ganze Familie
Gesprächsserie. Dominique Meyer — seit zwei Jahren für die Geschicke der Mailänder Scala verantwortlich — über die Chancen, Menschen von Kindesbeinen an für Oper zu begeistern.
Hat die Oper Zukunft? Die Frage habe ich kürzlich einigen lang dienenden Opernintendanten gestellt und darauf höchst unterschiedliche, durchwegs aber zuversichtliche Antworten erhalten. Am zuversichtlichsten gab sich im Gespräch Dominique Meyer, ein Jahrzehnt lang Direktor der Wiener Staatsoper und seit dem Frühjahr des Jahres 2020 Intendant der Mailänder Scala. "Da bin ich auf einen fahrenden Zug aufgesprungen", sagt er im Rückblick. Wechselte er doch schon einige Wochen vor Ablauf seiner Wiener Zeit in Italiens wichtigstes Opernhaus, das Alexander Pereira frühzeitig in Richtung F...
"Das Opernhaus darf kein Mausoleum sein"
Serge Dorny im Gespräch. Als Intendant in Lyon machte er sich einen Namen, seit einem Jahr leitet der Belgier nun die Bayerische Staatsoper. So denkt er übers Repertoiresystem, szenische Modernisierungen und die Rolle von Uraufführungen.
Serge Dorny, seit dem Vorjahr Intendant der Bayerischen Staatsoper, ist unter den Fittichen seines Landsmanns Gerard Mortier groß geworden. In dessen Brüsseler Tagen war der 1962 geborene studierte Kunstgeschichtler und Komponist Dorny Dramaturg, ehe er ins Management wechselte. Er war Leiter des Flandern Festival und machte international auf sich aufmerksam, nachdem er die Leitung des Opernhauses von Lyon übernommen hatte. Seit 2003 brachte er dort eine bemerkenswerte Melange aus Uraufführungen und zyklischen Proj...