Gerard Mortier am Scheideweg
Salzburgs Festspielchef Gerard Mortier sei schwerer angeschlagen als viele meinen, verkünden "Eingeweihte". Seine Auseinandersetzung mit den Wiener Philharmonikern gilt den Unkenrufern als Symptom dafür. Sammelt Mortier Material für einen spektakulären Abgang?
Die künstlerische Bilanz des heurigen Sommers zwingt Gerard...
Der Festspielerfolg des Jahres
Alfred Wopmann und Franz Salzmann, die Führungskräfte der Bregenzer Festspiele, sind beglückt über die künstlerisch und finanziell erfolgreiche Bilanz des heurigen Sommers - und wälzen kühne Pläne.
Das optisch spektakulärste Projekt ist die geplante Erweiterung des Bregenzer Festspielhauses zum Festspielbezirk. Das Haus soll durch Zubauten und großzügige Umgestaltung einen ganz neuen Charakter bekommen. Für das Publikum wird ein neuer Eingang und eine Erweiterung des Foyers die Sichtverbindung aus dem Haus mit dem See herstellen.
Das "Innenleben" des Gebäudes erhält einen neuen Verwaltungstrakt. Außerdem - was das wichtigste für die Theaterarbeit ist - entsteht eine Probebühne mit direkter Verbindung zur Hauptbühne, womit Umbauten erheblich erleichtert werde...
Wahrhaftigkeit wider die Hörgewohnheiten
Roger Norrington kommt nach Wien. Vor ein paar Jahren wäre das noch erklärungsbedürftig gewesen: Wer ist Norrington?, hätte man gefragt. Heute kommt der britische Dirigent als Star, wenn auch vielleicht als "Star der dritten Art".
Norrington, Jahrgang 1934, hat sich in den achtziger Jahren vom lediglich in ...
Musikland Österreich ohne Nachwuchs
Alarm schlägt der Rektor der Wiener Musikhochschule, Michael Frischenschlager, im "Presse"-Gespräch: "Wenn wir nicht in 20 Jahren ein musikalisches Entwicklungsland sein wollen, müssen wir entscheidende Fragen klären."
Die paradoxe Situation, Leiter eines der größten, bestausgestatteten und renommiertesten musik...
Der Festival-Nepp geht um. Nicht nur, daß Konzerte, die jahresüber so oder ähnlich zu ganz normalen, sprich: erschwinglichen Konditionen angeboten werden, zur Sommerszeit teuer bis sündteuer verkauft werden, verleidet man den Musikfreunden auch noch mit zusätzlichen Schikanen das Hörerlebnis. Die Bilder gleichen einander: Sowohl beim Wiener Musikso...
Sollte bei den Festspielen auch alles anders werden, zu den Konzerten des ORF-Orchesters mit Neuer Musik will nach wie vor niemand kommen.
Es ist das Dilemma der Alibi-Handlungen, mittels derer sich die Festspiel-Führung seit Jahrzehnten ein reines Gewissen verschafft. Während in den "eigentlichen" Or...
Im "Jahr zwei" der Ära Mortier orten Beobachter hinter den Kulissen bereits Machtkämpfe und Intrigen.
Die Salzburger Gastronomie und Hotellerie klagt, mehr oder weniger verdeckt, über das Ausbleiben der altgewohnten Festspielklientel. Die Wiener Philharmoniker gehen auf Konfrontationskurs und melden künstlerische B...
MEINUNG
Die kindisch-peinliche Streiterei, wer nun eine Elektra-Premiere als erster angekündigt hat, ist beendet: Gerard Mortier war früher dran und läßt trotzdem Claudio Abbado die Freude, scheinbar gewonnen zu haben. Der Italiener darf im Verein mit Giorgio Strehler die Strauss-Oper bei seinen Osterfestspielen herausbringen.
Mortier hat insofern...
In Bregenz ist man seit Jahren erfolgsverwöhnt. Von Festspiel zu Festspiel gelingen die Opern im Haus und auf dem See aufsehenerregend. Heuer darf man mit Verdis „Nabucco“ eine veritable Sensation verbuchen.
Spätestens seit Jerome Savary weiß der Opernfreund, daß brillant gemachter Zirkus auch im Musiktheater künstlerischen Stellenwert hat. David Pountney hat nun für alle Ausdrucksformen modernen Musiktheaters eine den Dimensionen der Seebühne adäquate szenische Sprache gefunden.
„Nabucco“ darf im gigantischen Bühnenbild von Stefanos Lazaridis ein prächtiges Spektakel sein, mit etlichen technisch aufwendigen Verwandlungen und bunten Lichteffekten. Die Produktion bietet alles, was eine populäre Freiluftaufführung zum Erfolg nur braucht. Freilich: Sie stellt jeden aufregenden Kulissenzauber, jeden Aufmarsch, jede Explosion samt Feuerwerk in den Dienst der Sache, die da ist: Verdis Botschaften von Freiheit, Macht, Unterdrük kung und Menschlichkeit so vielfältig und direkt, wie sie die Musik dem Hellhörigen vermittelt, optisch sinnfällig werden zu lassen.
»Wenigstens umwegrentabel«
Festspiele kosten Geld. Trotzdem haben sämtliche Intendanten die Wirtschaftsforscher auf ihrer Seite. Die »Umwegrentabilität« bringt wieder herein, was über das Kulturbudget ausgegeben wurde. Mehr noch: Unterm Strich bleibt sogar ein Gewinn. Selbst das kleinste Spektakel scheint Gastronomen und Beherbergungsbetrieben dahe...