Das notorische Wehklagen um den Mangel an Wagner-Tenören Nicht erst in jüngster Zeit leiden Opernfreunde im sogenannten „schweren Fach“ an der Realität – keineswegs nur wegen der Regisseure.
Ich will ja nicht behaupten, es gäbe viele Tenöre, die imstande sind, die Anforderungen einer Verdi-Partie in allen Facetten zu bewältigen. Aber bei Wagner (und, nicht zu vergessen, bei manchen Werken von Richard Strauss) ist es schon noch einmal anders. Da ahnt sogar ein Zaungast, der sich gar nicht für die Feinheiten hochartifizieller Gesangskunst interessiert, daß das, was er zu hören bekommt, wohl nicht ganz so gemeint gewesen sein kann.
AUGEN ZU, OHREN AUF?
Es ist ja so, daß man von geeichten Operngehern seit Jahren den Ratschlag bekommt, angesichts der wachsenden Zahl von entstellenden Inszenierungen beim Opernbesuch lieber die Augen zu schließen und die Musik zu genießen. Das funktioniert hie und da ganz gut, obwohl dann doch die Frage aufkeimt, warum man nicht zu Hause eine CD abspielt. Im Falle der notorisch schwer zu besetzenden deutschen „Heldenopern“ stößt der Musikfreund allerdings sogar beim Griff ins Plattenregal oft auf akustische Notlösungen.
Wieder einmal heißt es: Österreich auf Platz 1. Diesmal hat mit JJ ein klassisch ausgebildeter Countertenor den Eurovisions-Songcontest gewonnen. Im Vorfeld gab es schon im »Presse«-Podcast »Klassik für Taktlose« ein Gespräch mit Katrin Nussmayr und Klemens Patek, einem »Presse«-Redakteur, der eine Gesangsausbildung absolviert hat, ein Gespräch – wieviel Klassik, wieviel Oper steckt in einem Songcontest-Lied. Und was ist eigentlich ein Countertenor.
Der Livemitschnitt des jüngsten Auftritts der großen Martha Argerich im Wiener Musikverein steht jetzt auf der Plattform von Ö1 online und zum Abruf bereit.
Mit den Wiener Symphonikern unter Lahav Shani spielte die Pianistin Beethovens Zweites Klavierkonzert.
Siegesfeier Anno 1945: Schostakowitsch schreibt seine Neunte Symphonie. Deren Vorgänger handelten vom Krieg, Musik für das belagerte Leningrad, eine Tondichtung über die brutale Schlacht um Stalingrad. Wer dann eine Zelebration für die triumphierende Rote Armee erwartet hatte, bekam einen kleinen, feinen Klangzirkus. Statt Pathos und Bombast gab es lustige Flötentöne: Schostakowitsch hat regelrecht auf Stalin „gepfiffen“, damit viel riskiert, vor den Augen und Ohren der Nachwelt aber alles gewonnen.
Vom allseits geliebten Hannerl zur Thomas-Bernhard-Darstellerin
Johanna Matz starb am selben Tag wie Waltraud Haas. Eine Rolle verhalf beiden zu Kino-Triumphen: Die Wirtin im „Weißen Rößl“. Die Matz vergaß über dem „Hannerl“-Image nie ihren Status als Burg-Schauspielerin.
Hannerl! Nicht von ungefähr hieß der Film über ein Mädchen, das gegen alle Widerstände doch Schauspielerin werden darf, nach der Hauptdarstellerin: Als „Hannerl“ war Johanna Matz in kürzester Zeit zum wienerischen Star geworden. An manchen Abenden konnten die Verehrer gleich drei Filme sehen, wenn Sie durch die Stadt von Kino zu Kino pilgerten: um 16 Uhr den „Zapfenstreich“, um 18 Uhr „Die Försterchristl“ und um 21 Uhr - ja, eben - „Hannerl“. Das war 1952. Ein Jahre später bestand für Kinobetreiber im deutschen Sprachraum kein Zweifel: Hannerl Matz erhielt 80 Prozent aller Stimmen bei der Frage nach der zugkräftigsten Schauspielerin.
Acht Jahre vor Waltraud Haas: die Rößlwirtin
Damals war sie die selbstverständliche Besetzung der „Rößlwirtin“ in Willi Forsts Verfilmung der Operette „Im weißen Rößl“ an der Seite von Johannes Heesters.
Musikverein. Behutsame Klangzaubereien bei Brahms, brachiale Dramatik bei Beethoven in Liszts Arrangement.
Als wär‘s die Fortsetzung des Salzburger Festspielabends: Die Kombination von Brahms-Stücken und Franz Liszts Arrangement einer Beethoven-Symphonie schien damals schon im Falle später „Intermezzi“ mit der Siebenten Symphonie rätselhaft; die notabene pausenlose Gegenüberstellung der Brahms-Balladen op 10 mit der »Eroica« stellte diesmal ebenfalls Fragen: Was erwartet man von der Konfrontation eines Frühwerks von Brahms und der bis heute kolossal wirkenden Dritten Beethoven-Symphonie? Was heißt das: Romantik? Was Klassik?
SINKOTHEK-CHARTS – BRAHMS VON SZERYNG, SPALDING, MORINI, SZIGETI U. A.
Die drei Violinsonaten von Johannes Brahms – aus Anlaß eines neuen Podcasts, der ungewöhnliche (»verliebte«) Blicke auf den Komponisten wirft, die SINKOTHEK-TIPS neu inspiziert und angereichert.
Huberman
Spalding
Auch die Pianisten können sich hören lassen: Von Artur Rubinstein über Egon Petri bis Ernst von Dohnányi reicht das Spektrum!
Ein Blick auf die Konzertprogramme der kommenden Saison lehrt: Schostakowitsch scheint den Veranstaltern längst wichtiger als Beethoven. Und von Haydn findet sich kaum mehr eine Spur. Der einzige dauerpräsente »Wiener Klassiker« ist mittlerweile der früher so vernachlässigte Gustav Mahler…
Gastorchester mit Schostakowitsch, Prokofieff, Strawinsky
Waren das Zeiten, als man unseren großen Konzertorchestern vorwarf, sie würden zu viel Brahms spielen. Der hätte doch nur vier Symphonien komponiert, stünde aber ununterbrochen auf dem Programm, hieß es. Anno 2025 ist alles anders. Jüngst haben die beiden großen Wiener Konzertveranstalter ihre Saisonbroschüren aufgelegt. Und da staunt man nicht schlecht, wenn man die Programme der Orchesterkonzerte studiert.
Camilla Nylund (Arabella), Michael Volle (Mandryka) – Foto: Staatsoper/Pöhn
Die jüngste Wiederaufnahme von Richard Strauss‘ »Arabella« war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Nicht zuletzt das Dirigat von Christian Thielemann erregte Aufsehen.
Der dritte Abend der »Arabella«-Serie wird am Karsamstag in Ö1 übertragen (19 Uhr).