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Thielemann dirigierte erstmals »Arabella« in Wien

Sabine Devieilhe und Camilla Nylund in den historisch unpassenden Dekors von Rolf Glittenberg

Selbst die charmefreie Inszenierung Sven Eric Bechtolf kann die musikalische Atmosphäre nicht zerstören: In der »Arabella«-Wiederaufnahme mit Camilla Nylund herrscht Hofmannsthals Geist dank der Klänge von Richard Strauss.

EIN ABEND DES ORCHESTERS

Eine bessere Sängerbesetzung für Richard Strauss’ »Arabella« wird man heutzutage wohl nicht finden. Dies sei vorausgeschickt. Es muß dennoch heißen: Das war der Abend des Staatsopernorchesters. Wie oft hat man das bei Strauss-Aufführungen im Haus am Ring schon geschrieben? Nur »Arabella« war diesbezüglich eine Ausnahme. Selbst bedeutende Strauss-Dirigenten haben sich um sie herumgeschwindelt. Nun aber: Christian Thielemann am Pult. Da darf man sagen, dass diese Partitur hier seit Jahrzehnten nicht so zum Leben erweckt wurde.

 

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Peter Seiffert ist tot – Der ideale Tenor für Wagner, aber auch für Lehár

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Von der Leichten Muse hat der 1954 in Düsseldorf geborene Tenor bald ins Heldenfach gefunden, ohne den Schmelz seiner Stimme zu verlieren.

„Schön ist die Welt“ – mit seinen ersten Aufnahmen trat der junge Peter Seiffert in die Fußstapfen eines Richard Tauber: Die kraftvolle, leuchtkräftige Stimme war für die sinnlichen Operettenmelodien, die Franz Lehár seinem besten Interpreten in der Gurgel komponiert hatte, ideal geeignet, ebenso geschmeidig wie höhensicher. Und mit einer Lust bei der Sache, dass kein Hörer auf den Gedanken kam, dieser Künstler würde sich nach Auftritten in den großen Opernhäusern oder gar bei den Bayreuther Festspielen sehnen.

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Ravels Klavierwerk

Wichtiger Neuzugang in der Ravel-Diskographie: Die Aufnahmen des französischen Pianisten Jean-Efflam Bavouzet präsentieren das Klavierwerk des Jahresregenten bei höchster technischer Raffinesse in auserlesener Schönheit.

Maurice Ravel
Das gesamte Klavierwerk

Jean-Efflam Bavouzet

Chandos (2025)

Die Fülle des Repertoires, die der Pianist Jean-Efflam Bavouzet für das Label Chandos erarbeitet hat, reicht von der Wiener Klassik – eine der raren und überdies international hoch bewerteten Gesamtaufnahmen der Klaviersonaten Joseph Haydns inklusive – bis ins 20. Jahrhundert. Die Beziehung zwischen dem feinsinnigen Interpreten und dem britischen Label begann vor ziemlich genau 20 Jahren mit einer Einspielung des Klavierwerks von Claude Debussy. Wenn Bavouzet nun nach zwei Jahrzehnten sämtliche Klavierkompositionen Maurice Ravels nachreicht, dann wirkt das wie eine bewußte Rundung der künstlerischen Ernte – aber das stimmt insofern nicht ganz, als Bavouzet kurz vor seiner Unterschrift unter den Chandos-Vertrag schon einmal den »ganzen Ravel« aufgenommen hat – für das deutsche Label Darbringhaus & Grimm.

 

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Wiens Frühling blüht in Triest

APERÇU

Die Wiener Symphoniker übersiedeln nach Triest. Zumindest für ein paar Tage im April, denn in der Hafenstadt interessiert man sich für „Frühling aus Wien“.

»Frühling in Wien« hieß es einst, wenn die Wiener Symphoniker im Musikverein ein bunt gemischtes, meist ziemlich anspruchsvoll programmiertes Konzert vor Fernsehkameras gaben. Was die Einschaltquoten betraf, konnte natürlich nicht von einem Konkurrenzverhältnis zum philharmonischen Neujahrskonzert die Rede sein. Aber international nahm man diesen Gruß aus der Musikstadt natürlich wahr. Werbung für Wien läßt sich ja, wenn man will, durchaus auf überdurchschnittlich kultiviertem Niveau betreiben.

KULTUR IM TV? DAS IST VORBEI!

Aber seit einiger Zeit legt man auf die Vermittlung klassischer Werte nicht mehr so viel Wert. Jedenfalls ist der Konzertfrühling in Wien verblüht. Aber die Symphoniker sind nicht untätig geblieben und führen ihre Klassik-PR-Strategie ab sofort mit anderen Mitteln weiter. Die Idee könnte angesichts der österreichischen Historie nicht charmanter sein: Am 10. April musizieren Mitglieder der Symphoniker in Kaffeehäusern und auf Plätzen von Triest, an Orten also, die verraten, daß diese Hafenstadt auf eine lange gemeinsame Geschichte mit Wien zurückblickt.

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Alles über Alfred Cortot

Er war so »politisch inkorrekt«, wie es nur ging

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Der französische Pianist Alfred Cortot hat sich als Interpret die Unsterblichkeit erspielt. Eine neue Biographie erwägt menschliche und künstlerische Fakten.

Sich über den Pianisten Alfred Cortot zu mokieren ist keine Kunst. Er hatte sich während des Zweiten Weltkriegs als Mitläufer des Vichy-Regimes und mit erschreckend vielen falschen Tönen, die er auf dem Klavier hervorbrachte, in den Augen der Nachwelt menschlich und künstlerisch disqualifiziert.
Mit Anton Voigts neuer Cortot-Biographie liegt nun aber eine exzellent recherchierte Faktensammlung vor, die eine der faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert doch wieder ins rechte Licht rückt. Hier wird nichts schöngeredet. Die Zeitzeugnisse sprechen für sich – und übrigens keineswegs immer gegen Cortot. Was sein Künstlertum betrifft, wird bald nach Beginn der Lektüre klar, welchen Rang dieser Pianist und Dirigent in den Augen seiner Zeitgenossen eingenommen hat, und warum das so war. Für uns Nachgeborene bleiben nun nicht mehr nur die frühen Schallplattenaufnahmen des Pianisten. Wir können auch nachlesen, unter welchen Umständen die Sensibilität und Vielgestaltigkeit von Cortots Klavierspiel heranreifen konnte.

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»Werther«-Sternstunde in Paris

Marina Viotti und Benjamin Bernheim (c Vincent Pontet)

Benjamin Bernheim und Marina Viotti machen am Théâtre des Champs-Élysées in der Regie von Christof Loy die Goethe-Oper zum Ereignis.

Massenets »Werther«, paradoxerweise einst in Wien uraufgeführt, gehört dennoch ganz und gar den Franzosen. In deutschsprachigen Landen galt die Goethe-Veroperung – wie etwa Gounods »Faust« – als suspekt. Und man muss tatsächlich nach Paris pilgern, um eine Lektion in Sachen musikalischen Stils zu erhalten: Dass Massenets Musik aus dem Geist der Opéra Comique herausgewachsen ist, begreift unsereins ja nach wie vor kaum. Wenn der wohl herausragende Interpret dieses Fachs in unseren Tagen im Theatre des Champs-Elysees den Werther singt, dann erlebt der Zaungast also nicht nur vokale Glanzstücke. Er staunt auch, wie man aus ihm ungewohnter Perspektive einem Meisterwerk gerecht werden kann.

 

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Maurice Ravel und Wien

Eine Liebe mit Hindernissen

Es war Arnold Schönberg, der den französischen Impressionisten in Wien zuerst bekannt gemacht hat

APERÇU

Im Ravel-Jahr mangelt es weltweit nicht an Aufführungen von Werken, die dieser Komponist jenseits des „Bolero“ sozusagen „auch noch“ komponiert hat. Ein Blick zurück in die Annalen lehrt, seine Musik galt zu Lebzeiten durchaus als experimentell. Und es war der Allvater der Wiener Moderne, Arnold Schönberg, der sich für Aufführungen Ravelscher Werke hierzulande stark gemacht hat.
Die ersten Stücke Ravels, die man in Wien kennenlernen konnte, waren Klavierwerke, eingebettet in vielfältige Programmfolgen. Es waren die Aufführungen im Rahmen des legendären „Vereins für musikalische Privataufführungen“, die konsequent auch größer besetzte Kompositionen des Franzosen vorstellten – nicht nur, aber auch in Konfrontation mit Novitäten aus der Feder Schönbergs und seiner Meisterschüler Berg und Webern.

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Frank Peter Zimmermann

Der deutsche Geiger feiert seinen 60. Geburtstag

Warner würdigt den deutschen Geiger zum Sechziger mit einer – etwas eigenwillig kompilierten – Auswahl von Sonaten- und Konzertaufnahmen.
Warum man den Titel »Die Liebe zu den drei Orangen« für diese Edition gewählt hat, bleibt rätselhaft. Mit Sergej Prokofieffs Oper haben die Aufnahmen des bedeutenden Geigers aus Duisburg nichts zu tun – wenn auch Prokofieffs Musik in seiner Karriere eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat.
Tatsächlich sind hier exzellente Wiedergabe von Werken Bachs, Mozarts, Beethovens, Paganinis, Prokofieffs und einiger anderer versammelt, die den Rang des Interpreten Zimmermann bestens dokumentieren: Der 1965 geborene Geiger gehört zu einer wirklich schmalen Elite von echten Weltklasse-Interpreten in unseren Tage...

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Kurt Boehme

1908 - 1969
Mehr als 500 Mal hat Kurt Boehme den Ochs auf Lerchenau in Richard Strauss' Rosenkavalier gesungen. Die Aufnahme unter Karl Böhms Leitung hält seine minutiöse Rollengestaltung für die Nachwelt fest. Ein Baß von solcher stimmlicher Raffinesse, der über die subtilsten Ausdrucksnuancen gebot, war rar - und wie geschaffen für die vielfach differenzierten Interpretations-Angaben, mit den Strauss seine Partitur gespickt hat. Nie war Boehme auf der Bühne ein polternder, ein »typischer« Baß. Bei Mozart, Weber, Wagner schuf er fein schattierte Charakterportraits. Neben dem Ochs, der tatsächlich seine Leib- und Magenpaertie war, beherrschte er noch 110 anderen Gesangspartien, darunter zahllose kleinere, deren Rangfolge vom Lord bis zum Kammerdiener, vom Priester bis zum Teufel reichte.
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Juliane BANSE

DIE SORPANISTIN IM GESPRÄCH ANNO 2007

Abschied von den kleinen Mädeln

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Juliane Banse über ihre Opernleidenschaft, Babypausen, geschützte Werkstätten und eine Haydn-Premiere unter Nikolaus Harnoncourt.

»Meist gibt es bei der Arbeit an solchen Produktionen irgendwo einen Wermutstropfen. Diesmal nicht« Juliane Banse gerät ins Schwärmen, wenn sie über die Probenarbeit an Haydns Orlando Paladino berichtet. Die Premiere von Keith Warners Inszenierung findet am Samstag im Theater an der Wien statt.
Nikolaus Harnoncourt dirigiert, »seine Energie ist ungebrochenq, sagt Juliane Banse, »er tigert sich in gewohnter Manier rein. Und die Inszenierung ist richtig gut, genau richtig für so eine Oper, mit ein bisschen Augenzwinkern, nicht eins zu eins barock, heutig und trotzdem nicht gegen das Stück.«

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