Die ersten Wiener Beethoven-Aufnahmen erschienen 2019 bei Intense Media
Weisheit am Klavier
In Mähren geboren, in Kroatien und Graz aufgewachsen, nach London ausgewandert: In seinem musikalischen Herzen blieb der Künstler ein Wiener.
Er zog, diese Pointe konnte man sich als Rezensent damals nicht entgehen lassen, als letzten Ton seines unwiderruflich letzten Soloauftritts noch ein As aus dem Ärmel, ein zweigestrichenes As, mit dem er – nach leichter Verzögerung Liszts „Au Lac de Wallenstadt“ beendete. Verschmitzten Blicks, versteht sich. Die scheinbar simple Pointe war, typisch Alfred Brendel, doch vielschichtigen Zuschnitts. Der weltweit hoch verehrte Beethoven- und Schubert-Interpret, hielt die Wiener Klassiker hoch wie kaum ein Zweiter, spielte aber mit derselben Hingabe Liszt und ließ es nicht zu, wenn jemand diesen Komponisten weniger hoch achten wollte.
»Der Ring des Nibelungen« im Juni 2025 war die letzte Tat des scheidenden Musikdirektors der Wiener Staatsoper.
Andreas Schager als Siegfried
Rollen- und sogar Hausdebüts in den wichtigsten Partien – und der Abschied vom Musikdirektor des Hauses: Die beiden Aufführungsserien von Wagners „Ring des Nibelungen“ stehen vor allem aus musikalischen Gr...
Gleich zwei Gesangswettbewerbe haben jüngst in Wien bzw. im Haydn-Geburtshaus in Rohrau stattgefunden: Die Staatsopern-Freunde konnten dank der kräftigen Unterstützung von Hedda Urbani einen nach der Mäzenin benannten Wettbewerb für Opernsänger ausrichten. Die Haydnregion Niederösterreich bat schon zum siebenten Mal zum Haydn-Wettbewerb, der ausdrücklich Musik der Wiener Klassik und nebst Oper und Oratorium auch dem Liedgesang gewidmet ist.
Und die Musikuniversität hat wieder ihren Beethoven-Wettbewerb ausgerichtet. Alle drei Bewerbe erfreuten sich regen Zuspruchs aus aller Welt. Unser Renommee als Musikland scheint doch noch ungebrochen zu sein
Konzert der Philharmoniker in Schönbrunn. Zum 22. Mal fand der größte Klassik-Event nach dem Neujahrskonzert statt. Diesmal sogar bei idealem Wetter.
Freitag der Dreizehnte, aber ein Wetter prachtvoll wie selten. Nicht immer – vor allem in den ersten Jahren nicht – hatten die Wiener Philharmoniker so viel Glück bei ihrem »Konzert für die Welt«. Live ist dieser internationale TV-Termin ein musikalisches Volksfest für die Wiener, die bereits eineinhalb Stunden vor Beginn in endlose Kolonnen von der Kennedybrücke in Richtung des Hietzinger Tors strömen. Manche sogar elegant gewandet, die anderen wie auf dem Weg zum Freibad.
Die Restaurants ringsum sind ausgebucht. Eine verzweifelte Dame versichert, sie hätte zwei Plätze reserviert. Man verweist sie auf ein Lokal ähnlichen Namens um die Ecke…
Selbst vor den Toiletten im Schloßpark – was das imperiale Design betrifft, gewiss die luxuriösesten der Welt – bilden sich lange Schlangen. Nur hinter dem Palmenhaus steckt ein Entenpärchen, schlafbereit, schon seine Schnäbel ins Gefieder.
Jahrzehntelang haben die Musiker des Artis Quartetts – bei aller gebotenen analytischen Klarheit – einen unverkennbar „wienerischen Ton“ gepflegt. Aus Anlaß des letzten Abonnementkonzerts des Ensembles im Wiener Musikverein (13. Juni) erklingen im Podcast »Musiksalon« noch einmal beispielhafte Wiedergaben von Werken von Haydn bis Zemlinsky.
Das notorische Wehklagen um den Mangel an Wagner-Tenören Nicht erst in jüngster Zeit leiden Opernfreunde im sogenannten „schweren Fach“ an der Realität – keineswegs nur wegen der Regisseure.
Ich will ja nicht behaupten, es gäbe viele Tenöre, die imstande sind, die Anforderungen einer Verdi-Partie in allen Facetten zu bewältigen. Aber bei Wagner (und, nicht zu vergessen, bei manchen Werken von Richard Strauss) ist es schon noch einmal anders. Da ahnt sogar ein Zaungast, der sich gar nicht für die Feinheiten hochartifizieller Gesangskunst interessiert, daß das, was er zu hören bekommt, wohl nicht ganz so gemeint gewesen sein kann.
AUGEN ZU, OHREN AUF?
Es ist ja so, daß man von geeichten Operngehern seit Jahren den Ratschlag bekommt, angesichts der wachsenden Zahl von entstellenden Inszenierungen beim Opernbesuch lieber die Augen zu schließen und die Musik zu genießen. Das funktioniert hie und da ganz gut, obwohl dann doch die Frage aufkeimt, warum man nicht zu Hause eine CD abspielt. Im Falle der notorisch schwer zu besetzenden deutschen „Heldenopern“ stößt der Musikfreund allerdings sogar beim Griff ins Plattenregal oft auf akustische Notlösungen.
Wieder einmal heißt es: Österreich auf Platz 1. Diesmal hat mit JJ ein klassisch ausgebildeter Countertenor den Eurovisions-Songcontest gewonnen. Im Vorfeld gab es schon im »Presse«-Podcast »Klassik für Taktlose« ein Gespräch mit Katrin Nussmayr und Klemens Patek, einem »Presse«-Redakteur, der eine Gesangsausbildung absolviert hat, ein Gespräch – wieviel Klassik, wieviel Oper steckt in einem Songcontest-Lied. Und was ist eigentlich ein Countertenor.
Der Livemitschnitt des jüngsten Auftritts der großen Martha Argerich im Wiener Musikverein steht jetzt auf der Plattform von Ö1 online und zum Abruf bereit.
Mit den Wiener Symphonikern unter Lahav Shani spielte die Pianistin Beethovens Zweites Klavierkonzert.
Siegesfeier Anno 1945: Schostakowitsch schreibt seine Neunte Symphonie. Deren Vorgänger handelten vom Krieg, Musik für das belagerte Leningrad, eine Tondichtung über die brutale Schlacht um Stalingrad. Wer dann eine Zelebration für die triumphierende Rote Armee erwartet hatte, bekam einen kleinen, feinen Klangzirkus. Statt Pathos und Bombast gab es lustige Flötentöne: Schostakowitsch hat regelrecht auf Stalin „gepfiffen“, damit viel riskiert, vor den Augen und Ohren der Nachwelt aber alles gewonnen.