Wörthersee Classics 2024

Das Wörthersee Classics Festival ist aus dem sommerlichen Reigen heimischer Musikveranstaltungen nicht mehr wegzudenken. Die Geigerin Elena Denisova hat es vor 23 Jahren ins Leben gerufen, um die Musik jener Komponisten in den Fokus zu rücken, die am Wörthersee entscheidende Inspirationen erfahren haben. Brahms komponierte in Pörtschach etwa seine Zweite Symphonie und das Violinkonzert, Mahler verbrachte einige Sommer am See und hat hier seine Vierte vollendet, die Fünfte bis Siebente geschaffen.

Im Falle des Liedmeisters Hugo Wolf oder der Schönberg-Schüler Alban Berg und Anton von Webern waren die notorisch beengten Platzverhältnisse des Klagenfurter Musiklebens keine großen Hindernisse für die Programmierung. Was die großen Symphonien anlangt, hat man freilich schon zu Beginn der Festspiele an ungewöhnlichen Orten Raum für die weiten Atemzüge dieser Musik geschaffen – so konnten etwa die Wiener Philharmoniker ihr allererstes Klagenfurter Gastspiel (unter Riccardo Muti) absolvieren.

Wer kennt ein Haydn-Violinkonzert?

Immer wieder, so betonte auch Landeshauptmann Kaiser anläßlich der diesjährigen Festival-Eröffnung, lockt Intendantin Denisova mit außergewöhnlichen Programmen auch Connaisseurs aus der Ferne nach Klagenfurt. Heuer lotete man die klassischen Wurzeln der traditionellen Festival-Komponisten aus. Und sogar bei Haydn, Mozart und Beethoven lassen sich Entdeckungen machen. Denisova selbst etwa musizierte mit der Capella Mahleriana, an deren Spitze Tags zuvor Alexei Kornienko als Pianist und Dirigent seinen Siebziger feierte, Haydns Violinkonzert in C-Dur – Hand aufs Herz: Wer hat das je im Konzertsaal hören können?

Ein Tschaikowsky-Preisträger

Nach diesem Kontrapunkt zum angestammten Festspiel-Repertoire – die am Wörthersee entstandenen, berühmten Konzerte von Brahms und Alban Berg sind bei »Wörthersee Classics« natürlich längst erklungen –folgte eine echte Premiere: Mozarts geistreich-tiefgründige Sinfonia concertante KV 364, ursprünglich für Geige, Bratsche und Orchester, erklang erstmals in einem neuen Arrangement von Denis Shapovalov, der den Bratschen-Part für sein Instrument, das Violoncello, umgestaltet hatte.

Der Tschaikowsky-Preisträger hob seine Kreation an der Seite Elena Denisovas selbst aus der Taufe, blitzsauber intonierend und in beredter Phrasierungskunst: Ein Plädoyer für eine gelungene Mozart-Aneignung über die sich Cellisten freuen dürfen. Sie haben ja in Sachen Mozart sonst wirklich keine Wahl.