Zum Tod von Attila Láng

Das Ehepaar Harnoncourt mit Attila Láng. (Foto: privat)

Er war ein bestimmender Faktor im wienerischen Kulturleben, einer von jenen, die kein Aufhebens um sich machen. Ohne Attila Láng wäre freilich manches in dieser Stadt nicht passiert, was scheinbar selbstverständlich zu ihrem Kulturimage gehört.

Oder jedenfalls: Es wäre nicht so reibungslos passiert. Als Mann, der – nach außen meist unbemerkt – die Fäden zog, hat sich der aus Ungarn gebürtige Theaterwissenschaftler vor allem um das Theater an der Wien und die Wiener Festwochen verdient gemacht. Da hatte er zuweilen auch unliebsame Zwistigkeiten hinter den Kulissen zu befrieden, auch wenn sie medial an die Öffentlichkeit gezerrt wurden. Und als Regisseur war er für die spektakulären Eröffnungsfeste auf dem Rathausplatz verantwortlich. Kein simples Unterfangen, wobei Láng zur Hochform auflief, wenn es nicht nur um effektsicher getaktete Arrangements eines musiktheatralischen Mosaiks ging, sondern um heikle Balanceakte wie beispielsweise die Zelebration von Franz Schuberts 200. Geburtstag. Vor einem in die Zehntausende gehenden Live-Publikum, Zuschauermassen vor den Fernsehschirmen und einer Politiker-Riege, die wohl mehrheitlich mit dem vielschichtigen Schaffen dieses Komponisten nur kursorisch vertraut waren.

PUBLIKATIONEN

Lesenswert hat Láng sein einschlägiges Wissen in Büchern publiziert, die zu unverzichtbaren Nachschlagwerken wurden, ob es um »sein« Haus, das Theater an der Wien, ging oder um einen zu Unrecht scheel angesehenen späten Operetten- und Lied-Meister wie Robert Stolz, dessen Biographie Láng mit höchster Empathie nacherzählt hat, ein Standardwerk auch das.

LEIDENSCHAFT FÜRS MUSICAL

Und dann war da noch das Musical. Láng hat die Gattung geliebt und viele der besten Exemplare selbst ins Szene gesetzt; nicht nur in Wien. In Graz freute man sich über zahlreiche gelungene, weil ganz am Text und Musik und nicht an willkürlichen »Interpretationen« orientierte Produktionen von »Anatevka« bis zum »Mann von La Mancha«.

Ganz zu schweigen davon, dass Láng der rechte Mann für Stücke wie Thornton Wilders „Heiratsvermittlerin“ war, denn er wusste nicht nur, dass es die Vorlage zum allseits beliebten Musical »Hello Dolly« war, sondern er kannte natürlich auch Johann Nestroys „Einen Jux will er sich machen“, von dem wiederum Wilder abgekupfert hatte. Solch grundlegendes Wissen ist bei Regisseuren längst eine Rarität.

Attila Láng, ein Regisseur von profunder Kenntnis, ist im Alter von 76 Jahren in Wien gestorben.