1847-1927

Robert Fuchs war in Wien als „Serenaden-Fuchs“ bekannt. Sein wohl beliebtestes Werk ist die Fünfte seiner Orchester-Serenaden, die einst als eine Art Salonmusik für den bürgerlichen Konzertbetrieb galten: leichtgewichtige, deshalb aber keinesfalls künstlerisch minderbemittelte Gegenstücke zu den Symphonien von Brahms und Bruckner.

Die Fünfte ist 1894 entstanden, schlägt also ihren retrospektiven Biedermeier-Ton am Vorabend der Moderne an.
Bruckners Achte war schon uraufgeführt, Arnold Schönberg komponierte bereits.
Und Fuchs schlägt als solider Musikhandwerker, unbeeindruckt von allen fortschrittlichen Strömungen, eine Brücke zur Unterhaltungsmusik seiner Generation: Im Finale zitiert er  Melodien von Johann Strauß. Das Werk war zur Zelebration des 50. Jahrestags des Debüts von Strauß Sohn im Etablissement Dommayer in Wien Zietzing entstanden und wurde im Hause Strauß von Studenten des Wiener Konservatoriums, an dem Fuchs unterrichtete, uraufgeführt.

Strauß fühlte sich sehr geehrt und meinte:

Ich fühle mich geehrt und beglückt, dass meine bescheidenen Themen für wert befunden worden sind, einer dermaßen kunstvollen Bearbeitung als Grundlage zu dienen.

Die Hommage an den »Walzerkönig« stammte immerhin aus der Feder eines Mannes, bei dem – apropos Moderne –

Erich W. Korngold,
Franz Schreker,
Franz Schmidt,
Hugo Wolf,
Gustav Mahler und
Alexander von Zemlinsky

die Schulbank drückten, um sich in Harmonie- und Formenlehre zu bilden . . .

Die Wertschätzung von Fuchs bei den etablierten Komponisten und bei der Kritik war ebenfalls hoch, doch in der Bewertung als »Serenaden-Fuchs« schwang immer ein wenig Geringschätzung mit, auch dort, wo gelobt wurde. So meinte Johannes Brahms:

Fuchs ist doch ein famoser Musiker, alles ist so fein und so gewandt, so reizvoll erfunden! Man hat immer seine Freude daran!

Und Kritiker-Papst Eduard Hanslick pries eine

feinsinnige, mehr lyrische denn dramatische Natur … deren musikalisches Feingefühl uns aus seinen Serenaden, Suiten und Klavierkompositionen stets sympathisch angesprochen hat…

Von den ehrgeizigeren Kompositionen aus der Feder des offenbar exzellenten Lehrers haben es die Symphonien geschafft, zumindest das Licht der CD-Welt zu erblicken:

Der österreichische Dirigent Manfred Müßauer hat die Fuchs-Symphonien mit der Mährischen Philharmonie eingespielt. (Thorofon)