Netrebko zwischen den Stühlen

Operndiva Anna Netrebko hat sich nach längerem Schweigen wieder zu Wort gemeldet und verkündet, sie gedenke ihre Karenzzeit Ende Mai zu beenden. Nach negativen Reaktionen aus dem Westen angesichts ihrer Nähe zum russischen Staatschef Putin bekräftigte sie stärker als zuvor ihre Ablehnung des Kriegs in der Ukraine.

Die Reaktionen auf Netrebkos jüngstes Statement könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Theater von Nowosibirsk lud die Netrebko aus. Ihr für den 2. Juni geplantes Konzert wird abgesagt. ,,In Europa zu leben und die Gelegenheit zu haben, in europäischen Konzertsälen aufzutreten, hat sich als wichtiger erwiesen als das Schicksal des Vaterlandes“, teilt die Intendanz mit. Und weiter: ,,Unser Land ist reich an Talenten und die Idole von gestern werden durch andere ersetzt, die eine klare staatsbürgerliche Haltung haben.“ 

Nicht allen westlichen Intendanten geht Netrebkos Geste hingegen weit genug. Peter Gelb, Intendant der New Yorker Metropolitan Opera, reagierte bereits negativ: Netrebkos Statement genüge nicht für ein Wieder-Engagement. Zuletzt hatte die Diva nach Kritik an ihrer Nähe zum kriegführenden russischen Staatschef Wladimir Putin alle New Yorker Termine für die kommende Saison abgesagt. Peter Gelb beharrt darauf: Für ein Comeback Netrebkos an der Met bedürfe es schärferer Kritik an Putin.

Wie andere westliche Operndirektoren reagieren, bleibt anbzuwarten. Dominique Meyer, Intendant der Mailänder Scala, hat bereits Netrebkos erste Reaktion auf den Ukraine-Feldzug Rußlands als ausreichend bezeichnet – und überdies noch im März Netrebkos Ehemann, den Tenor Yusif Eyvazov, als Einspringer nach Mailand geholt.