Kein Wiener Musikveranstalter denkt daran, auch nur ein Werk des einst für das Musikleben der Stadt so bedeutenden Komponisten Franz Schmidt aufs Programm zu setzen, auch die Philharmoniker nicht, deren Solocellist Schmidt einmal war. Immerhin: In Gmunden spielt man am kommenden Sonntag zur Feier des 150. Geburtstags des Komponisten eines der vielen Werke, die der einarmige, legendäre Pianist Paul Wittgenstein bei Schmidt in Auftrag gegeben hat.
Und, mehr noch: Dazu gibt es gleich ein Werk von Schmidts Zeitgenossen Erich W. Korngold, an dessen einstigem Wohnhaus in Gschwandt bei Gmunden zwar die Gedenktafel verrottet. Aber immerhin: In Gmunden spielt man seine Musik.
Das Wörthersee Classics Festival ist aus dem sommerlichen Reigen heimischer Musikveranstaltungen nicht mehr wegzudenken. Die Geigerin Elena Denisova hat es vor 23 Jahren ins Leben gerufen, um die Musik jener Komponisten in den Fokus zu rücken, die am Wörthersee entscheidende Inspirationen erfahren haben. Brahms komponierte in Pörtschach etwa seine Zweite Symphonie und das Violinkonzert, Mahler verbrachte einige Sommer am See und hat hier seine Vierte vollendet, die Fünfte bis Siebente geschaffen.
Der philharmonische Konzertmeister starb 81-jährig in Wien.
Er war eine der Galionsfiguren der Wiener Philharmoniker. Seit 1964 musizierte er im Verband der Primgeigen des Staatsopernorchesters, ein Jahr später war er bereits Mitglied der Philharmoniker. 1974 avancierte er zum Konzertmeister.
Schon im Jahr seiner Übernahme in den Verband der Philharmoniker gründete Werner Hink sein Streichquartett mit Kollegen aus dem Orchester. Man nannte sich Wiener Streichquartett und prägte jahrzehntelang die kammermusikalische Landschaft der Musikstadt – den wienerischen Spielstil transportierte das Ensemble auch auf Tourneen in die Welt – und mittels CD-Aufnahmen, die nicht zuletzt in Fernost viel Beachtung fanden. Unter anderem spielte das Wiener Streichquartett auch sämtliche Streichquartette Franz Schuberts ein, eine Gesamtaufnahme, die seit den späten Achtzigerjahren allseits als Referenzaufnahme firmiert.
Werner Hink kam am 18. März 1943 in Wien zur Welt und studierte seit seinem sechsten Lebensjahr am Konservatorium. 1962 wurde er Meisterschüler Franz Samohyl, der eine Vielzahl philharmonischer Geiger ausgebildet hat.
Als Kammermusiker hat sich Werner Hink auch als Leiter des Wiener Oktetts profiliert. Seit 1982 war er auch als Lehrer tätig – in jenem Institut in der Johannesgasse, in dem er selbst sich die ersten Sporen verdient hatte.
Am 24. Mai 2024 ist Werner Hink 81-jährig in Wien gestorben.
Musikfreunde verzweifeln ob der Attacken des in deutschsprachigen Landen mittlerweile flächendeckenden Regisseurs-Terrors. Kein Meisterwerk ist mehr sicher vor Entstellung bis zur Unkenntlichkeit. Mehr und mehr geschieht das ganz offenkundig vorsätzlich: Denken wir nur an die angebliche Mozart-Premiere der Wiener Festwochen – ein Import einer längst bekannten Opern-Verhunzung wie der neue Staatsopern-„Lohengrin“. Nun weiß eine ältere Generation, die noch ernsthafte Inszenierungen gekannt hat, woran sie bei Wagners Gralsritter oder Mozarts römischem Kaiser Titus eigentlich sein sollte. Weniger bekannte Stücken katapultiert die kulturpolitisch offenbar gewollte Zerstörungs-Strategie unserer Tage allerdings in die Chancenlosigkeit.
Heißt die Lösung: konzertant?
Es ist ja bezeichnend, dass Opern-Kenner aufatmen, wenn die Salzburger Festspiele ankündigen, Christian Thielemann werde heuer Richard Strauss‘ „Capriccio“ konzertant dirigieren – da ist ungestörter musikalische Genuss garantiert; wenn auch wohl nicht im Sinne eines Komponisten, der sich lebenslang um ehrliches Musiktheater bemüht hat.
Beethoven zu entdecken
Das war ja übrigens auch bei einem Komponisten wie Ludwig van Beethoven der Fall, auch wenn wir das angesichts der Repertoire-Gepflogenheiten gar nicht mehr wissen. Gewiss, den „Fidelio“ kennen wir – der Meister der Symphonie, der Klaviermusik und des Streichquartetts hat ja bekanntlich nur eine einzige Oper geschrieben; die aber dafür gleich dreimal, was zumindest die enzyklopädischeren unter uns zu detailreichen Vergleichsstudien animiert hat. Was es bei diesem Komponisten noch alles an Theatralischem zu entdecken gäbe, das erschließt sich nur anhand singulärer Projekte. Soeben konnte man Tobias Moretti im Wiener Konzerthaus erleben, wie er zur Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus“ verbindende Texte las. Warum wagt sich eigentlich kein Tanzmeister an eine szenische Produktion? im Ballett muss man ja mehrheitlich nicht so scheußliche Hinterhof- und Kanalisations-Bühnenbilder ertragen, wie sie in der Oper üblich geworden sind.
Mangas statt Kaiser Franz
In Paris hat man gerade auf der Seine-Insel einen Befreiungsschlag anderer Art versucht, der bald auf Tournee gehen soll. Zu den Theater-Kuriosa gehört ja ein für Ungarn komponiertes Beethoven-Duo aus Historiendrama („König Stephan“) und Allegorie („Die Ruinen von Athen“). Dichter Kotzebue setzt zuletzt unter Blitz und Donner zwischen Musen-Skulpturen die Büste von Kaiser Franz. Dergleichen versucht das Kreativteam in Paris nun mittels Video-Animation im Stil der japanischen Mangas neu zu beleben. Nach dem Motto: Wenn schon Verfremdung, dann gleich intergalaktischer Krieg. Das könnte mit Beethovens Musik ein Video-Hit werden …
Wie mittlerweile gewohnt, konnte man in der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker das erste der beiden traditionellen Salzburger Festspielprogramme des Orchesters vorab bereits miterleben. Fazit: Die Salzburger dürfen sich auf Sonntag Abend freuen!
Was man vorweg schon erzählen darf
Ein aufregendes Konzert mit Musik vom wenig beachteten „Jahresregenten“ Max Reger und Richard Strauss – Salzburger Festspielbesucher dürfen sich freuen: Via Digital Concert Hall konnte die Musikwelt bereits „vorhören“ und zuschauen, was die Berliner Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Kirill Petrenko diesmal nach Salzburg mitbringen. Für Max Regers „Mozartvariationen“ war es eine Art Erweckung aus dem Dornröschenschlaf, für das „Heldenleben“ von Richard Strauss eine Befreiung von allzuvielen Schlampereien und Ungenauigkeiten, die das Klangbild in der Regel trüben, sobald das vielgespielte Werk nicht von einem Meister dirigiert wird.
Sommerarena Baden. »Frühjahrsparade« erinnert daran, daß Lied-Meister Robert Stolz in der Zeitgeschichte beinahe die Rolle des österreichischen Thomas Mann gespielt hat.
Bei Capriccio erschien eine CD mit Symphonien des polnischen Komponisten Zygmunt Noskowski. Schöne romantische Musik als Nachhilfestunde in Sachen polnischer Musikgeschichte. Viele kennen ja vielleicht den Namen des Chopin-Zeitgenossen Stanislav Moniuszko, der mit seiner »Halka« die polnische Nationaloper komponiert hat. Noch mehr Musikfreunde, wissen, dass Karol Szymanowski ein origineller Zeitgenosse von Richard Strauss und Igor Strawinsky war – und Noskowski? Der ist eben so etwas wie das fehlende Bindeglied in der polnischen Kulturgeschichte!
Walter Klien mit Mozarts letztem Klavierkonzert: Hohe Schule des wienerischen Musizierstils – aus den USA…
Eine Wiederauflage nach langer Zeit konfrontiert uns mit einer wunderbaren Mozart-Aufnahme alten Stils. Die einst auf dem Label VOX erschienene Einspielung des letzten der Mozart-Klavierkonzerte wurde sorgfältig akustisch restauriert und ist nun bei etlichen Streaming-Diensten online abrufbar.