Archiv der Kategorie: SinkoCHARTS
Bernstein in Wien
Der Wiener Bernstein
Videos zeigen auch seine Arbeit mit den Philharmonikern.
Für die Wiener Musikfreunde war Leonard Bernstein in den mittleren 1960er-Jahren so etwas wie ein Ersatzvater: Herbert von Karajan war gerade im Zorn aus der Stadt geschieden; der neue Mann aus den USA war-gar nicht so unangefochten-Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker und eroberte die europäische Musikmetropole mit einem kühnen Luftsprung. Auf den anekdotischen Nenner haben es die Hagiografen jedenfalls später gebracht. Bernstein war für seine oft ballettmäßige Mitgestaltung der Musik berüchtigt.
Den Einsatz zu Verdis "Falstaff"-die Premiere der Visconti-In...
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Kubelik
Schaufenster Discothèque
Der energische Böhme
Rafael Kubelíks Aufnahmen großer Symphonien-Zyklen.
»Kühe! Können Sie sich das vorstellen! Kühe - für eine der schönsten Symphonien, die je geschrieben worden sind?«
Die Empörung des Dirigenten, artikuliert im Gespräch mit einem Journalisten, war enorm. Die Deutsche Grammophon (DG) hatte Rafael Kubelíks Aufnahme der Siebenten Symphonie von Antonín Dvořák mit einem Cover veröffentlicht, das ein bäuerliches Idyll im Märchenbuchstil zeigte. Zur Musik passte das tatsächlich nicht; die Firma musste den Lapsus korrigieren, erst dann war Kubelík bereit, wieder ins Studio zu gehen, um die Gesamtaufn...
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Schumanns Violinkonzert
Missbrauchte Romantik
Als Schumann der Anti-Mendelssohn sein sollte.
Auf die Frage, wie viele Violinkonzerte Robert Schumann komponiert hat, entgegnet der durchschnittlich bewanderte Musikfreund wohl mit Achselzucken. Wahrscheinlich gar keines, mutmaßt er, denn neben dem viel gespielten Klavierkonzert wird nur hie und da das Cellokonzert aufgeführt. Blühend schöne Beispiele für den Stil der deutschen Romantik sind beide. Aber ein Violinkonzert?
In der jüngeren Vergangenheit bemühten sich Geiger wie Gidon Kremer und Dirigenten wie Christian Thielemann um das nachgelassene Violinkonzert, das als Werk „ohne Opuszahl“ Nummer eins in die Schu...
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Emerson Quartett
Was ein Streichquartett alles kann
Von Haydn bis (fast) heute: Eine neue Edition vereint alle Aufnahmen, die das Emerson Quartet für die Deutsche Grammophon gemacht hat – und zeichnet damit auch die Geschichte eines wahrlich klassischen Genres nach.
Vor 40 Jahren bildeten Musiker der amerikanischen Juilliard School ein Ensemble, das Interpretationsgeschichte schrieb: Seit fast drei Jahrzehnten nimmt dieses Emerson Quartet für die Deutsche Grammophon auf – alle Einspielungen wurden zum Gründungsjubiläum in einer CD-Box gesammelt: Der breite Querschnitt durch das klassische, romantische und moderne Quartett-Repertoire kann auch als prachtvoller...
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Knappertsbusch
Knappertsbuschs Beethoven-Interpretationen
Seine Liveaufnahmen sind wichtige Tondokumente: Hans Knappertsbusch repräsentiert eine Kapellmeisterkunst, die seither ausgestorben scheint. Seine Beethoven-Interpretationen mit den Wiener Philharmonikern (Symphonien Nr. 3 und Nr. 7, das Vierte Klavierkonzert mit Wilhelm Backhaus, Coriolan-Ouvertüre) klingen für einen Knappertsbusch-Neuling fremd, einer opernhaften, breit fließenden Klangsinnlichkeit verpflichtet. Wer sich darauf einlässt, ahnt aber bald, warum Wiener Musikfreunde ihren „KNA“ vergöttert haben: Hier weht ein dramatischer Geist, nichts scheint vorhersehbar, gewaltige Steigerungen entwi...
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Jonas Kaufmann
Ein Tenor im Alleingang
Daß sich ein Sänger allein an die Soli seines „Liedes von der Erde“ wagt, hätte sich Mahler nie träumen lassen. Zur Genealogie einer ungewöhnlichen Symphonie.
Seine Verehrer werden vor jedem Auftritt nervös. Diesmal aber steigt das Erwartungsbarometer auf ein selbst bei diesem Tenor ungewohntes Niveau: Jonas Kaufmann singt i...
Ödon Rácz
Kontrabaßkonzerte
Auf der neuen CD findet sich Klassik und Romantik von tatsächlich gesanglichem Zuschnitt.
Als Kontrabaßist der Wiener Philharmoniker steht Ödön Rácz für deren tönendes Fundament gerade; als Solist beweist er, daß man auch auf seinem Instrument singen kann. Oder besser: daß er es kann. Er versteht sich auf die Kunst des Kontrabass-Belcanto, die von manchen Komponisten gefordert, aber so richtig vielleicht erst von Rácz eingelöst wurde.
Die neue CD mit dem Franz-Liszt-Kammerorchester enthält Werke der Haydn-Zeitgenossen Vanhal und Dittersdorf sowie das h- Moll-Konzert des schon von Rácz’ Vorgänger Ludwig Streicher popularisi...
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CD-Edition
Mono, nicht monoton
Aus einer versunkenen Welt großer Interpretationen.
Cover Art 1951 für Mendelssohns „Sommernachtstraum“-Musik.
Dreißig Jahre dauert der Zyklus offenbar: Von Mitte der Fünfzigerjahre bis in die Achtziger regierte die Langspielplatte, danach die CD. Und wenn nicht alles täuscht, dann steigen die Musikfreunde derzeit langsam, aber sicher auf Streamingdienste um und holen sich ihre Lieblingsmusik auf die Festplatten ihrer Computer. Zu diesem Zweck muß alles digitalisiert werden, was die Jahrzehnte überdauern soll. Allerdings feiert die Langspielplatte ein Comeback – demnächst eröffnet mitten in Wien wieder ein Geschäft, das ...
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Ariadne auf Naxos
In den kleinsten Dingen wohnt der größte Zauber
Hugo von Hofmannsthals und Richard Strauss' Sorgenkind "Ariadne auf Naxos" wird 100 und gehört längst zu den Selbstverständlichkeiten im Repertoire.
Es war eine der wenigen Uraufführungen von historischer Bedeutung an der Wiener Staatsoper: Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal präsentierten 1916 ...