Verdi in Schutt und Asche
Skandalös im neuen Wiener "Troubadour" war vor allem das Benehmen eines Teils des Publikums, der meint, es ließen sich norditalienische Premierenverhältnisse ohne den dazugehörigen Witz nach Wien verpflanzen.
So wenig gegen berechtigte Mißfallenskundgebungen nach einer Vorstellung vorzubringen ist, so unerzogen nehmen sie...
Der neue Liebling
Grigorij Sokolow, Tschaikowsky-Preisträger des Jahres 1966 hat den schwierigen Weg vom Wettbewerbssieger zur international anerkannten Pianistengröße geschafft. Im Musikverein begeisterte er jüngst mit Chopin, Brahms und Prokofieff.
Hatte er mit seinen bisherigen Wien-Gastspielen vor allem die Insider zu staunender Bewunderung hi...
Der Siegelbewahrer
Riccardo Mutis Comeback in der Staatsoper war ein Triumph. Zwei, drei Randalierern zum Trotz erntete der Dirigent nach Mozarts "Figaro" Ovationen.
Der vor der Pause inmitten des Auftrittsjubels für Muti artikulierte Unmut war vielleicht auf die Enttäuschung von Vorurteilen zurückzuführen. Der Dirigent, seit Anfang der achtziger ...
Gold und Silber, Kraut und Rüben
Das Ronacher ist wieder eröffnet. Und nur die allgemeine Freude, die man in Wien über diese Tatsache empfindet, rettet ein Orchester vom Range der Philharmoniker vor dem Vorwurf, sich an dem peinlichen Premieren-Tingel-Tangel beteiligt zu haben.
Daß sich der private Veranstalter im altehrwürdigen Ambiente zwecks un...
Frisch gebrühter Zaubertrank
»Die Zeit, im Grunde, die ändert doch nichts an den Sachen«, heißt es im »Rosenkavalier«. Ein anderes, ein wenig jüngeres Stück, Leoš Janáčeks »Sache Makropulos«, beweist in der Volksoper subtil das Gegenteil.
Die Zeit, unser Leben in ihr, scheint die Existenz, wie wir sie verstehen, überhaupt erst möglich zu machen. D...
Beethoven, ganz geheim
Alfred Brendels dritte Beethoven-Rundreise geht in die zweite Etappe. Im Musikverein setzte der Pianist die Darstellung des Sonatenwerks am Dienstag abend fort, ganz ruhig, introvertiert - in stiller Größe also.
Ein aufdringlicher Musiktraumdeuter ist Brendel wirklich nicht. Zwar hat sich sein Beethovenbild mit den Jahren ga...
Unbescheiden am Sommerende
Daniel Barenboim erzählt Tschaikowskys Vierte Symphonie. Mit vielen Ausschmückungen, großen Gebärden, blumigen Details. Ich glaube ihm kein Wort.
Wiewohl ich zugeben muß, daß es sehr effektvoll ist, wenn die Wiener Philharmoniker im Abschlußkonzert des Wiener Musiksommers im Musikverein sehr laut werden und trotzdem ihre...
Noch ist Salzburg nicht verloren
Franz Welser-Möst bei den Festspielen: Der beste Beweis, daß die Theorie vom "Persönlichkeitsverlust" unserer Zeit nicht zutrifft. Es gibt sogar sehr junge, starke Künstler, die konsequente Interpretationen anbieten. Man muß sie nur engagieren.
Nach der Fünften Bruckners in Wien war ich ziemlich sicher. Jetzt weiß ...
Fadesse oblige - Falstaff schläft
Luca Ronconi inszenierte für Salzburg das Finale von Verdis letzter Oper als "Falstaffs Traum". Die einzige Begründung, die mir dafür einfällt ist die: Über so viel Theater-Fadesse muß sogar der Titelheld sanft entschlummern.
Wer das Programmheft studiert, kann zwei Rückschlüsse ziehen. Entweder, falls er "Falstaf...
Ein Adieu ohne Tränen, wenn's am schönsten ist
Christa Ludwig sagte adieu. Ein Abend mit vielen Blumen, Ovationen - aber ohne Tränen. Die passen nicht zum Stil dieser Grande Dame.
Christa Ludwig identifiziert sich, scheint's, mit jener absoluten Verinnerlichung, wie sie Gustav Mahler in vollständiger Hingabe an Friedrich Rückerts "Ich bin der Welt...